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Der Cyberzombie

Der Cyberzombie

Titel: Der Cyberzombie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jak Koke
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paar Tage verschwunden. Wo waren Sie?«
    Ryan lächelte und ließ sich seine Erschöpfung anmerken. »Nun, mein Stolz würde gern behaupten, daß ich mich nach meiner Rückmeldung versteckt hielt, aber ich nehme an, ich bin nicht ganz so gut bei verdeckten Operationen, wie ich es gern wäre. Ich wurde kurz nach meinem Telekomanruf gefaßt. Danach hat man mich mehrere Tage lang festgehalten, bevor ich gerettet wurde.«
    Strapp drehte sich langsam zu ihm um, und seine Miene verriet Unglauben. »Sie wurden gefaßt? Warum finde ich das jetzt gerade ein wenig zu bequem?«
    Ryan ließ einiges von seinem Arger durchblicken. »An meiner Stelle hätten Sie es nicht ganz so bequem gefunden, Mr. Strapp. Es war kein reines Vergnügen.«
    »Vielleicht nicht, aber gibt es Aufzeichnungen über Ihre Inhaftierung? Gibt es jemanden, der Ihre Geschichte bestätigen kann?«
    Ryan spürte, wie seine Verärgerung wuchs. Er erinnerte sich daran, wie er in Roxboroughs Delta-Klinik erwacht war. Ohne zu wissen, wer er war, hatte er dem Gesicht auf dem Bildschirm vertraut - dem jungenhaften Gesicht von Thomas Roxborough. Ryan hatte sich selbst für Roxborough gehalten. Er hatte dabei helfen wollen, Roxborough aus seinem Bottich zu befreien. Der Mann hatte ihm leid getan.
    Roxborough hatte Ryans Gedächtnis mit Hilfe von Drogen ausgelöscht. Seine Wissenschaftler hatten ihm speziell gezüchtete Retroviren implantiert, um Roxboroughs Erinnerungen und seine Persönlichkeit in Ryans Verstand zu verankern. All das als Teil eines Plans, Roxboroughs Geist aus seinem sich auflösenden Körper zu holen und in Ryans zu versetzen.
    Das Bild von Roxboroughs Körper in seinem Bottich tauchte vor Ryans geistigem Auge auf, und die Ranken von Hirnmasse trieben in der dickflüssigen Salzlösung wie Dreadlocks. Drähte und Cyberware funkelten inmitten der durchscheinenden rosafarbenen Masse, die mit den dicken schwarzen Kabeln verbunden waren, welche aus dem Tank zu seinem Matrix- Interface führten. Teile nicht mehr voneinander abgegrenzten Gewebes waren über das amorphe Fleisch verteilt. Knochen, Muskeln und Organe.
    Die rücksichtslose Persönlichkeit dieses Mannes hatte Ryan beinahe überwältigt, und nur Nadjas Liebe hatte seine eigenen Erinnerungen zurückgebracht. Und später war es wiederum Nadjas Liebe im Verbund mit Dunkelzahns Lehren gewesen, die Ryan dabei geholfen hatten, Roxboroughs üble Begierden in ihm zu bekämpfen. Insbesondere seine Begierde, das Drachenherz und die mit ihm verbundene Macht für sich zu behalten.
    Jetzt schüttelte Ryan die Erinnerung ab und funkelte Strapp an. »Nein«, sagte er zähneknirschend. »Ich war allein in Gefangenschaft, und ich bezweifle, daß es irgendwo Aufzeichnungen über meinen Aufenthalt gibt.«
    Strapp nickte, und vielleicht spürte er, wie gereizt Ryan mittlerweile war, weil er seine Taktik änderte. »Na schön, gehen wir die Sache anders an. Nehmen Sie an, daß Ihre Entdeckung die Azzies dazu veranlaßt haben könnte, etwas gegen den Präsidenten zu unternehmen?«
    Ryan zuckte die Achseln. Bisher hatte er nichts Konkretes über die Regierung von Aztlan oder Aztechnology vorgebracht, aber es hatte keinen Sinn, Spielchen mit Strapp zu spielen. Er war mindestens ebenso erpicht darauf wie der Agent, Dunkelzahns Mörder zu entlarven und dingfest zu machen. »Ich verstehe, worauf Sie hinaus wollen, aber ich glaube es nicht. Verstehen Sie mich nicht falsch, die Azzies haben Dunkelzahn nie gemocht und wollten ihn vielleicht sogar tot sehen. Aber sie hätten Wochen der Vorbereitung gebraucht, und nach allem, was ich weiß, fand der Anschlag Minuten nach meinem Anruf statt. Wenn sie das Attentat nicht schon länger geplant hatten, kann meine Entdeckung nichts damit zu tun gehabt haben.«
    Strapp kratzte sich die Bartstoppeln unter seinem Kinn. »Genau meine Meinung, aber ich mußte fragen. Haben Sie bei diesem Telekomgespräch mit dem Präsidenten noch über andere Dinge geredet?«
    »Nein.«
    Strapp nickte und baute sich hinter Ryan auf. »Na schön, nächste Frage. Wie gut kennen Sie Damien Knight?«
    Zum erstenmal war Ryan tatsächlich überrascht. »Knight? Nicht sonderlich gut. Ich bin ihm einmal begegnet, aber nur kurz und inoffiziell.«
    »Wie denken Sie über die Beziehung zwischen Dunkelzahn und Damien Knight?«
    Ryan kicherte. »Nicht viel. Dunkelzahn hat Knight respektiert, glaube ich. Sie haben zusammen Schach gespielt, was bedeutet, daß Knight ein Meister des Brettspiels sein muß. Davon abgesehen

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