Der Cyberzombie

und er lachte leise. Ihr Verhalten war zuvor minutiös geplant worden, und diesen Plan führten sie wie ein Veteranenteam perfekt aus.
    Sie waren ein umwerfend aussehendes Paar, und Ryan war sich sehr deutlich der Wirkung bewußt, die sie gemeinsam hatten. Tatsächlich verließ er sich sogar darauf.
    Mit einem Kuß auf die Wange entschuldigte Nadja sich und mischte sich unter die Partygäste.
    Ryan ging zur Bar, die von einem großen Ork geführt wurde. Für Ryan schrie das knorrige Gesicht förmlich nach Secret Service, aber das war nicht anders zu erwarten gewesen. Er hoffte, der arme Mann wußte, wie man einen Drink mixte, weil sonst jeder merken würde, wie gründlich Brooks gewesen war.
    »Was darf ich Ihnen bringen, Sir?«
    Ryan lächelte. Er hatte sich seit über einem Jahr keinen Drink mehr genehmigt. Es war zuviel zu tun gewesen, und er hatte keine Zeit gehabt, sich zu entspannen; zudem hatte er auch nicht das Risiko eingehen wollen, in einem Moment der Unachtsamkeit überrumpelt zu werden. Er machte sich eigentlich nichts aus Alkohol, aber im Laufe der Jahre hatte er doch den Geschmack zu würdigen gelernt. Jetzt verlangte die Situation, daß er gelassen und entspannt wirkte, und es machte ihm nichts aus zu tun, was er tun mußte.
    »Einen doppelten Remy, angewärmt.«
    Er sah zu, wie der große Mann mit eleganten Bewegungen kochendes Wasser in den Kristallschwenker goß, um das Glas zu erhitzen. Dann goß er das Wasser aus und eine großzügig bemessene Menge der bernsteinfarbenen Flüssigkeit hinein. Ryan nahm den Schwenker und hielt ihn sich unter die Nase, während ihm gleichzeitig bewußt wurde, daß jemand direkt hinter ihm stand.
    Er drehte sich nicht um, sondern atmete lediglich den berauschenden Duft des Cognacs ein und genoß das volle Bouquet. Er nahm einen Schluck und ließ die warme Flüssigkeit langsam die Kehle hinunterrinnen.
    »Ein guter Cognac, wenn man daran Gefallen findet.«
    Nur ein wenig früher als geplant, dachte Ryan, als er die Stimme erkannte.
    Er drehte sich Überraschung heuchelnd um und nahm zur Kenntnis, daß Knight seinen Sekretär Gerrold Watkins bei dem Rest der Ares-Abordnung zurückgelassen hatte. Also soll dieses kleine Gespräch unter uns bleiben.
    »Mr. Knight«, sagte Ryan. »Es tut mir leid, aber Sie haben mich dabei erwischt, wie ich einem meiner geheimen Laster fröhne.« Er grinste, und Damien Knights Erwiderungslächeln war routiniert genug, um aufrichtig zu wirken.
    »Ach, Mister Mercury, wir haben alle unsere kleinen Geheimnisse, nicht wahr?«
    Ryan zuckte die Achseln. »Sie wissen einen guten Cognac zu schätzen, Mr. Knight?«
    Knights Lächeln wurde weicher. »Tatsächlich bin ich vor etwa einem Jahr über den Restbestand eines Cognacs namens Germain Robin gestolpert. Die Brennerei hat die Produktion irgendwann um die Jahrhundertwende eingestellt. Fünfundzwanzig Flaschen eines Getränks, das dem Himmel auf Erden sehr nahe kommt. Sie sollten mal an irgendeinem Abend bei mir vorbeischauen. Dann öffnen wir eine davon.«
    Ryan zwang sich zu einem breiten Lächeln. »Das wäre wunderbar. Ich habe zufällig einige dicke honduranische Zigarren, die hervorragend mit einem ausgezeichneten Brandy harmonieren.«
    Damien runzelte die Stirn. »Wenn Sie ein paar Minuten Zeit für mich hätten... eigentlich wollte ich kurz mit Ihnen reden.«
    Komm zu mir, kleine Fliege. Komm, flieg in mein Netz.
    Ryan bewahrte sich seinen freundlichen Gesichts ausdruck und ließ sich seine Erleichterung nicht anmerken.
    »Natürlich. Möchten Sie sich setzen?«
    Es war ein kalkuliertes Risiko gewesen, hier aufzutauchen und seine Beziehung zu Nadja so offen zur Schau zu stellen. Doch die Idee war Ryan gekommen, weil er wußte, daß die einzige Möglichkeit, etwas von Knight zu bekommen, darin bestand, dafür zu sorgen, daß der Mann zu ihm kam.
    Unter normalen Umständen hätte Knight dafür gesorgt, daß immer der halbe Raum zwischen ihm und Ryan lag. Eine Schlange kommt dem Mungo nur zu nahe, wenn sie den Kampf will. Oder wenn sie glaubt, so schnell zu sein, daß sie den Mungo mit einem raschen Biß töten kann.
    Doch Knight war nicht hier, um zu töten, er war hier, um einen kleinen Tanz aufzuführen, um den Mungo zu hypnotisieren. Knight wollte Ryan benutzen. Für jemanden, der so gefährlich ist, bist du erfreulich berechenbar, Knight.
    Damien führte ihn zu einem der kleinen Tische. Ryan fiel auf, daß mehrere Leute Platz machten, um ihnen nicht im Weg zu sein. Einige von ihnen