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Der Cyberzombie

Der Cyberzombie

Titel: Der Cyberzombie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jak Koke
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sie sich. Sie konnte nicht verstehen, was sie sich dabei gedacht hatte. Wie sie so egoistisch hatte sein und versuchen können, sich das Leben zu nehmen, wo noch so viel Arbeit wartete.
    Oscuro half ihr auf und rieb mit einem feuchten Handtuch das Blut von ihrem vernarbten Körper.
     
    Dabei lächelte er unentwegt und verlor kein Wort über den Zustand, in dem er sie angetroffen hatte.
    Da wurde ihr klar, daß er mit ihrem Versuch der Selbstopferung gerechnet hatte. Daß er vielleicht sogar alles inszeniert hatte. Jetzt zog sich der ekelhafte Teil ihrer Seele, der sich ausgebreitet und sie gänzlich umhüllt hatte, auf einen kleinen Kern zurück.
    »Du bist der Ausgleich, mein Kind«, sagte er. »Der Angelpunkt, und du bist mir lieb und teuer.«
    Sie stellte fest, daß sie ihn nur noch mehr bewunderte, daß ihr die Art gefiel, wie das düstere Licht Schatten auf sein scharfgeschnittenes Gesicht warf. Er legte ihr ein Gewand aus weißem Leinen um, baute sich dann vor ihr auf und bot ihr seine Hand dar. Lud sie ein, sich ihm anzuschließen.
    Sie verließen das Zimmer, und auf dem Weg zum Altar fragte Lucero sich, ob Oscuro vielleicht den ganzen Ablauf so geplant hatte. Vielleicht wußte er, daß der Fleck auf ihrer Seele während ihrer Blutorgie so dunkel geworden war, daß sie nicht mehr zur Brücke hätte zurückkehren können, und womöglich hatte er daher ihren unbedeutenden Reueversuch eingeplant, um seine Zwecke zu fördern.
    Sie fragte sich, welche Gedanken wohl ihre eigenen und welche ihr von Oscuro eingegeben worden waren. Dann war keine Zeit mehr, sich Fragen zu stellen, weil sie den Altarraum betraten und es Zeit für ihre Rückkehr wurde.
    Wie ihr Herr und Gebieter gesagt hatte, es wartete noch viel Arbeit.

31
     
    Ryan saß in dem Mitsubishi Nightsky der Draco Foundation neben Nadja, als sie vor dem Watergate Hotel vorfuhren. Die ganze Gegend wimmelte von Leuten - Touristen, Trauernde, Medienschnüffler und sogar Gläubige, die Dunkelzahn für einen Märtyrer hielten. Der Explosionskrater war ein gewaltiges Loch mitten in der Straße, das mit fünf Meter hohen Sturmzäunen abgesperrt und von Sicherheitsbeamten der Regierung bewacht wurde.
    Über dem Krater schwebte eine prismatische Wolke, die vor Energie leuchtete. Sie wand und veränderte sich ständig, wallte wie ein brodelnder Tropfen Öl auf Wasser, strahlte einen Regenbogen aus Licht ab, der sogar mitten am Nachmittag deutlich zu sehen war. Ryan wußte, daß das Gefüge des physikalischen Raums an dieser Stelle aufgerissen worden war. Dunkelzahns Tod hatte die Barriere zum Astralraum zerstört.
    Die Limousine setzte ihre langsame und stockende Fahrt durch die Menge und die kreisförmige Auffahrt zu den Hoteltüren fort. Was für ein Chaos, dachte Ryan. Vom Medienstandpunkt aus war die intime Versammlung im Hotel als Galaereignis ein Alptraum.
    Als die Tridschnüffler erfahren hatten, daß keine Presse zugelassen war, hatten sie sich auf die Pressefreiheit berufen. Als das zu nichts führte, hatten sie versucht, die Privatparty zu infiltrieren, und zwar unter den verschiedensten Deckmänteln, angefangen vom Sicherheitsmann bis hin zum Kellner.
    Zum Leidwesen der Presse war Carla Brooks in Höchstform. Sie schien überall zugleich zu sein, überprüfte selbst das Personal und kümmerte sich mit ihrer handverlesenen Sicherheitsabteilung um jede Einzelheit persönlich. Sie sortierte rücksichtslos jeden aus, der nichts auf der Party zu suchen hatte, und sogar Schnüffler, mit denen sie schon zusammengearbeitet hatte, Leute, die der Ansicht waren, sie würde bei ihnen eine Ausnahme machen, fanden sich ausgeschlossen.
    Jane-in-the-Box hatte drei Versuche von Deckern vereitelt, sich Zugang zu den Bildern der Überwachungskameras zu verschaffen, und ihnen dabei als Warnung einige extrem gemeine IC-Splitter durch die Leitung gejagt. Bis ein Uhr war es allgemein bekannt. Zu dieser Party war der unbefugte Zutritt strengstens verboten. Wenn die Nachrichtensender irgend etwas bekommen wollten, würden sie wie alle anderen auf dem Hoteleingang warten und mit den vorbereiteten Verlautbarungen vorliebnehmen müssen, welche die Partygäste abzugeben bereit waren.
    Unnötig zu sagen, daß das mehr als einem wichtigtuerischen Nachrichtenteam mächtig sauer aufstieß, und als Ryan und Nadja im Mitsubishi Nightsky der Draco Foundation vor der Hoteltür vorfuhren, herrschte draußen längst eine ziemlich miese Stimmung.
    Ryan stieg zuerst aus und wurde sofort von

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