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Der Cyberzombie

Der Cyberzombie

Titel: Der Cyberzombie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jak Koke
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Kreis.
    Anstatt es auf den Altar zu legen, ließ Oscuro das Mädchen vor Lucero niederknien. Während sich Lucero keuchend und in Erwartung des Opfers mit weit aufgerissenen Augen erhob, ritzte Oscuro mit der Spitze seines verzierten Dolchs die Halsschlagader des Mädchens an.
    Ein dünner Sprühregen aus Blut schoß heraus und bespritzte Luceros Brust und Bauch.
    Der Geruch, ah, der Geruch, dachte Lucero.
    Obwohl eine ganz leise Stimme tief in ihr rebellierte und versuchte, ihre Sucht zu beherrschen, wurde der Rest von ihr davon verzehrt. Trotz ihres geschwächten Zustands riß Lucero das kleine Mädchen buchstäblich in Stücke.
    Ihre Finger waren wie Stahlkrallen, ihre Zähne wie Monofaserklingen. Sie biß sich durch den Hals des Mädchens, während ihre Finger den Bauch des Kindes aufrissen. Lucero war vom köstlichen Duft des Todes erfüllt, und sie schwelgte in einer Orgie der Wonnen.
    Da verlor sie völlig die Beherrschung und sog die schiere Kraft der Lebensenergie des Mädchens in sich auf. Ein paar Minuten später kam sie wieder zu sich, um festzustellen, daß sie sich in einem großen Kreis aus Knochen, Blut und Eingeweiden auf dem Boden wälzte.
    Entsetzen packte sie, und als sie sich in dem Kreis der Magier umsah, fiel ihr Blick schließlich auf Oscuro. Er trat vor und strahlte sie an wie ein stolzer Vater.
    Ein Diener erhielt den Befehl, sie wieder in ihr Zimmer zu bringen, während die übrigen Anwesenden die Zeremonie beendeten. Und als sie zu ihrem kleinen Zimmer stolperte, traf sie die Erkenntnis dessen, was sie getan, wozu sie geworden war.
    Ich bin genau wie Oscuro. Ein Ungeheuer.
    Sie hatte das Licht verraten, hatte sich wieder von ihrer Sucht überwältigen lassen. Und jetzt war da noch mehr. Irgendeine finstere Macht war in sie eingedrungen und hatte jenen geheimen Ort in ihr übernommen, an dem ihr wahres Selbst wohnte.
    Sie sah sich in dem Zimmer um, wo sie immer Trost gefunden hatte. Jetzt rief alles, was sie sah, Haß in ihr hervor, als seien eben jene Dinge, die sie zuvor gut gefunden hatte, schlecht geworden.
    Sieht Oscuro so die Welt?
    Lucero hielt das durchaus für möglich. Alles Gute schien abstoßend zu sein, alles Finstere, Widerliche schön und begehrenswert. Ihr Verstand sagte ihr, sie solle sich in ihr Schicksal fügen.
    Nachdem die Akoluthen sie verlassen hatten, richtete Lucero sich schwankend auf, da sie immer noch unter dem Ansturm der Lebensenergie des Mädchens zitterte. Sie stolperte zu der kleinen Truhe am Fußende ihres Bettes und verstreute den Inhalt auf dem Boden. Nach einem Augenblick hektischen Suchens hielt Lucero den großen Dolch ins Licht.
    Ihr Lehrer hatte ihr den Dolch an dem Tag geschenkt, als sie in die Gestalt aufgenommen worden war. Die Klinge war mit Orichalkum überzogen und jungfräulich. Der Dolch hatte noch niemals Blut geschmeckt, und der Gedanke, daß sein erstes Opfer seine Besitzerin sein würde, zauberte ein grimmiges Lächeln auf ihre ’Lippen.
    Lucero kniete sich neben ihrer Bettstatt auf den Boden und hielt den Dolch so, daß der Knauf auf dem Holzrahmen des Bettes ruhte und die Spitze zur Decke wies. Sie legte ihr Kinn auf die Spitze und stabilisierte die Klinge mit der Hand. Sie brauchte sich nur noch zu entspannen, dann würde die Spitze durch ihre Kehle und direkt in ihr Gehirn fahren.
    Während sie sich sammelte, spürte sie frische Tränen auf ihren Wangen. Es waren keine Tränen der Furcht oder des Selbstmitleids, sondern Tränen des Kummers. »Es tut mir leid«, flüsterte sie ihrer Erinnerung an die Musik und das Licht zu. »Wegen mir habt ihr gelitten, und ich kann nicht zulassen, daß sich euer Leiden fortsetzt.«
    Gerade, als sie sich fallen lassen wollte und bereits die Spitze des Dolchs in ihre Haut eindringen spürte, schwang die schwere Tür hinter ihr nach innen.
    Nein!
    Sie versuchte sich auf die Klinge zu stürzen, mußte aber feststellen, daß sie sich nicht bewegen konnte.
    In dieser Stellung wartete Lucero, während ihr Blut die Klinge des Dolchs entlanglief und sie ihn aus dem Augenwinkel sehen konnte. Seine dunkelhäutige Hand griff unter ihr Kinn und hob ihren Kopf.
    Das Messer kam frei und fiel auf das Bett.
    Seine zusammengekniffenen dunklen Augen verrieten einen Anflug von Belustigung, und mit der freien Hand strich er sich über seinen dünnen Bart. »Mein Kind, du mußtest so viel ertragen. Aber jetzt wird es Zeit. Du bist so weit geheilt, daß du zurückkehren kannst.«
    Oscuro lächelte, und plötzlich freute

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