Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)
Teller-Essen seine Rede. „Auf dem jeweiligen Platz vor euch findet ihr ein Buch, ein Schreibheft und zwei Listen. Auf das Buch und das Heft komme ich später zu sprechen, doch die Listen solltet ihr euch jetzt schon einmal anschauen. Es geht um die Lagerdienste und die Stundenpläne.“
Ben nahm sich zuerst die Liste mit den Lagerdiensten vor. Er war eingeteilt für dienstags zusammen mit Charly. Dies erschien ihm nicht so übel zu sein, denn offensichtlich war der dicke Junge recht umgänglich. Noch dazu ein Erdling, also genauso fremd hier, wie er selbst. Nur würden die Dienstage ihm zukünftig wohl noch eine Menge Kopfzerbrechen bereiten. Denn die Liste beinhaltete nicht nur den Küchendienst, sondern auch die Latrinenschicht, das Rasenmähen, sofern nötig, die Abfallentsorgung sowie das Großreinemachen. Vor allem die Geschichte mit den Toiletten wollte ihm nicht so recht schmecken, aber für 20.000 Dollar pro Semester würde man wohl das ein oder andere Opfer bringen müssen. Auch die andere Liste wartete nicht mit guten Nachrichten auf: Nur samstags hatten die Auserwählten frei; die übrigen Tage der Woche (auf der Liste gab es nur eine Sechstagewoche, offensichtlich ein Tippfehler) waren vormittags wie nachmittags mit Unterricht vollgestopft worden. So sollte es zum Beispiel heute Nachmittag Politik und Religion des Nichts bis zum Abwinken geben, bevor Herr Dagi mit seinem Kampfsport endlich den Feierabend einläuten würde. Ben vermutete, dass er sich das Abendessen heute schwer erarbeiten musste. Hoffentlich kam niemand der Gelehrten auf die Idee, ihnen auch noch so etwas wie Hausaufgaben mit auf den Weg zu geben.
„Ist ja schön und gut dieser Plan“, meldete sich Nessy zu Wort. „Sollten wir aber einmal versehentlich die ein oder andere Minute Freizeit haben, was können wir hier tun, um uns die Zeit zu vertreiben?“
„Lernen, junge Frau“, antwortete von Teller-Essen und machte gleich darauf wieder das unappetitliche Geräusch mit seiner verschnupften Nase. „Lernen ist immer eine gute Idee. Doch solltet ihr wider Erwarten die Muße für etwas Zerstreuung haben, bietet sich ein gemeinsames Spiel an. Meister Athrawon hat hierfür eine Tischtennisplatte, ein paar Gesellschaftsspiele sowie einen Hüpfball organisiert, wenn ich recht informiert bin.“
„Ist ja toll“, grummelte Nessy. „Ein Hüpfball! Keine Computerspiele oder ähnliches?“
„Nein, nein. Leider nicht. Unsere elektrische Energie ist recht begrenzt, da wir nur einen Dieselgenerator zur Stromerzeugung unser Eigen nennen können. Elektronisches Gerät ist daher Mangelware. Ebenso muss ich darauf hinweisen, dass wir hier kein Telefon haben, da wir hier doch ziemlich weit weg vom Schuss leben. Wer eine wichtige Nachricht für seine Lieben daheim hat, möge diese daher bitte per Rohrpost versenden. Das Rohrpostsystem bedient Meister Athrawon. Wendet euch daher im Bedarfsfall an ihn. Sonntags vormittags steht er euch für diese und andere Angelegenheiten gerne zur Verfügung.“
„Das mit dem Telefonieren ist kein Problem“, entgegnete Charly. „Ich hab mein I-Phone dabei.“
„Was soll das sein, ein Ei-Fon?“
„Na, ein Mobiltelefon, Herr von Teller-Essen. gibt’s die im Nichts etwa nicht?“
„Doch schon, junger Mann. Obgleich ich nie selbst eines besessen habe, ist mir der Begriff doch nicht fremd. Allerdings weiß ich auch, dass im Nichts das entsprechende Netz noch im Aufbau begriffen ist. Im Zentrum magst du dein Ei-Fon vielleicht nutzen können, hier im Lager musst du mit der Rohrpost vorlieb nehmen. Oder aber du gibst unserem guten Männo deine Nachrichten mit auf den Weg. Aber nicht weiter als hundert Meilen weit, sonst streikt seine Fliegeziege.“
„Ach nein“, meinte Charly. „Ich kenne hier eh niemanden, dem ich schreiben oder den ich anrufen könnte. Aber Batterien gibt’s doch, oder?“
„Ich denke, Herr Schlemil hat die ein oder andere in seinem Sortiment, junger Mann.“ Es folgte ein Nasehochziehen.
Lisa hatte sich während der ganzen Zeit eifrig Notizen in ihr Schreibheft gemacht und gedachte, Begriffe wie Mobiltelefon, Batterie, Dieselgenerator oder Tischtennis, die ihr reichlich fremd erschienen, beizeiten in Charlys altem Wörterbuch nachzuschlagen. Irgendwie konnte sie momentan der Unterhaltung einfach nicht folgen. Bestimmt würde Jam sagen, sie sein ein Bauer und käme vom Dorf. Und Lisa glaubte beinahe, dass er damit gar nicht mal so daneben liegen würde. Doch Jam hatte Besseres zu
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