Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)
ich. Rein körperlich gesehen, meine ich.“
„Das täuscht, Taure. Und jetzt wirst du mich angreifen.“
„Ich weiß nicht.“
„Mach schon“, bat Herr Dagi mit singender Stimme. „Ich versuche auch, dir nicht allzu sehr weh zu tun. Versprochen.“
„Naja, wenn sie meinen.“ Rippenbiest rannte im Stile einer Dampflokomotive auf den dicken Mann zu und erhob den Hammer zum Schlag. Ohne mit der Wimper zu zucken setzte Herr Dagi zu einem kleinen, aber feinen Judogriff an und scheiterte kläglich. Rippenbiests gewaltige Körpermasse war mit keinem noch so geschickten Kunstgriff aus seiner Bahn zu werfen. Im Vorbeirauschen ließ der Taure seinen Kriegshammer beinahe sanft einmal auf den Kopf seines Lehrers niedergehen und kam wenige Schritte später zum stehen. Der Riese wandte sich um und erblickte neun staunende Gesichter (soweit man das bei einem Festlandkalmar beurteilen konnte) und einen Herrn Dagi, der im Gras lag und ganz offensichtlich Sternchen zählte. Der Taure atmete erleichtert auf, denn er hatte schon befürchtet, sein minimales Anklopfen mit dem Hammer hätte versehentlich dazu geführt, dass sein Lehrer sich fortan gar nicht mehr gerührt hätte. Doch Herr Dagi lag lediglich mitten auf der grünen Wiese, deutete gen Himmel und brabbelte ein Wiegenlied vor sich hin.
„Tut mir leid“, sagte Rippenbiest ein wenig bedröppelt. „Aber ich hatte ja gleich nicht gewollt.“
„Was soll's?“, fragte Charly in die Runde. „Ich denke, der Unterricht ist für heute beendet.“
Und so war es auch. Der kleine Elmar hatte Meister Athrawon über den bedauerlichen Unfall informiert, dieser wiederum hatte Schlömi, den ungewaschenen Koch, beauftragt, und jener hatte sich schließlich den Kampfsportexperten über die Schulter geworfen und ins Krankenzelt getragen. Noch am selben Abend hatte sich Herr Dagi glücklicherweise soweit erholt, dass er am gemeinsamen Abendessen teilnehmen konnte. Nur noch eine kleine Beule erinnerte an seinen ersten Auftritt als Sportlehrer. Und nicht zu vergessen die Kopfschmerzen. Aber darüber sprach er nicht.
Nach dem Essen trafen sich einige der Auserwählten wie verabredet in Schlemils Verkaufszelt wieder. Ben stellte sich sogleich in die kleine Schlange vor der Registrierkasse des Gelehrten. Zuerst hatte er sich vorgenommen, das ganze Geld in einer Summe auszahlen zu lassen. Doch was sollte er hier mit satten 20.000 Dollar anstellen? Womöglich würde er das Geld verlieren, oder es könnte ihm gestohlen werden. Daher begnügte er sich stattdessen mit immerhin 500 Dollar und hatte dennoch niemals zuvor soviel Geld auf einmal in Händen gehabt. Er wollte möglichst sparsam mit dem Semesterlohn umgehen, damit er in den Ferien seiner Familie so viel, wie es eben nur ging, zukommen lassen konnte. Wie er das unauffällig bewerkstelligen könnte, darüber würde er sich erst dann Gedanken machen, wenn es soweit war. Doch zunächst galt es, sich mit allem Notwendigen einzudecken, was das Verkaufszelt hergab.
Der Taure besorgte sich von seinem Anteil gleich mal einen neuen Schleifstein für seine Lieblinge sowie eine große Büchse Dosenfleisch, falls er des Nachts noch Hunger bekommen sollte.
Lisa fand Kleidung, die zwar nicht derjenigen aus ihrer Siedlung entsprach, aber dennoch deutlich mehr der eines Mädchens als die weiten Jeanshosen und Pullover von Charly.
Nessy rümpfte die Nase, als sie sah, wie ihre Mitstreiterin Geld für Kleidchen und Haarschleifen ausgab, während sie selbst eine ausgeblichene Jeans und ein schwarzes T-Shirt mit Totenkopfaufdruck einkaufte. „Was willst du denn damit, Mädchen?“, fragte sie die Rothaarige. „Willst du etwa Morgen zur Kirche gehen, oder was?“
„Nein. Ich will nur hübsch aussehen im Unterricht“, antwortete Lisa bekümmert.
Kobanessa verdrehte die Augen. „So ein Püppchen hat uns hier gerade noch gefehlt“, sagte sie nur.
Elmar hatte Schokolade und ein paar Flaschen Limonade für sich entdeckt, zahlte schnell und eilte aus dem Zelt, denn er hatte Ellen Tekman versprochen, pünktlich zurück zu sein, um ihr aus dem heute erhaltenen Schulbuch vorzulesen.
Charly hatte noch genug damit zu tun, das ein oder andere Essenswerte zu studieren, während Ben an den Regalreihen vorbeiging. Noch nie in seinem Leben hatte er alleine eingekauft, noch dazu mit soviel Barem in der Tasche. Sicherlich, das ein oder andere Kaugummi hatte er sich natürlich schon gegönnt in der Vergangenheit, aber richtig Shoppen ohne auf den Cent
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