Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)
bleiben. Länder hatten ihre Regenten, Städte ihre Bürgermeister, Dörfer ihre Vorsteher und Stämme ihre Häuptlinge. Solange niemand auf die wahnwitzige Idee kam, einen Krieg zwischen diesen so unterschiedlichen Völkern und Nationen heraufzubeschwören, blieb mehr oder weniger alles im Lot.
Noch weitaus vielschichtiger verhielt es sich mit den Religionen im Nichts. Fast jedes Volk glaubte an irgendwen oder irgendwas anderes, falls es denn überhaupt glaubte. Verschiedentlich hatten sich die Religionen von der Erde durchgesetzt, zum Teil auch, weil frühere Einwanderer von der sogenannten Nebenwelt sie einst mitgebracht und in der Folgezeit hier verbreitetet hatten. Manche Leute hatten auch eine eigene Religion, ganz allein für sich gepachtet. Von Teller-Essen wusste von einem Mann im Norden zu berichten, der besessen war von einem alten Küchenstuhl und diesem mehrfach am Tag huldigte. Allerdings war dieser bedauernswerte Kerl schon vor langer Zeit ins Gefängnis gekommen, da er einen Besucher massakriert hatte, der sich auf besagten Stuhl niederlassen wollte. In den westlichen Einöden gab es sogar einmal eine alte Frau, die einer Schüssel Krautsalat eine gewisse Heiligkeit zusprach. Sie war, so besagten Gerüchte, in späteren Jahren an einer Lebensmittelvergiftung verstorben. Alles in allem gab es weitaus mehr verschiedene Religionen im Nichts, als dies auf der Erde der Fall war. Es waren allerdings inzwischen mehr Götter vergessen worden als aktuell angebetet wurden. Und da das Nichts von der Ausdehnung her deutlich größer geraten war, als die gute alte Erde, hatten Glaubensrichtungen aller Art hier natürlich auch um einiges mehr an Platz finden können, um zu gedeihen beziehungsweise irgendwann auch wieder zu vergehen.
Alles in allem war der Unterricht des dünnen Mannes bei weitem nicht so uninteressant und langweilig geraten, wie Ben befürchtet hatte. Wäre da nur nicht die Sache mit von-Teller-Essens Nase gewesen...
Nach einer kurzen Pause fanden sich Ben und die anderen Kandidaten auf der weitläufigen Wiese unterhalb des Zelthügels wieder, denn Herr Dagi hatte zur ersten Runde seines mit einiger Spannung erwarteten Kampfsportunterrichts gebeten. Gleich zu Beginn hatte er sich den Tauren Rippenbiest zur Brust genommen. „Solltest du glauben, aufgrund deiner Kraft und Waffenfertigkeit bereits über allen Dingen zu stehen, muss ich dich leider enttäuschen. Keine Kraft und keine Waffe kann es mit einer fundierten Ausbildung im Bereich des Ausdauersports, der Waffenkunde und des Kampfes an sich aufnehmen. Merk dir das.“
„Verzeihen Sie, Herr, aber ich wurde bereits von meinem Vater ausgebildet“, erwiderte der riesige Taure, der sicher zwei Köpfe größer war als der dicke Sportlehrer.
„Gewiss ist dein Vater ein exzellenter Kämpfer und auch ein guter Ausbilder, aber glaube mir, ich könnte dich mit nur einer Hand kampfunfähig machen, auch wenn du in voller Bewaffnung vor mir stündest.“
„Das will ich sehen“, meinte Rippenbiest.
„Ich auch!“, ergänzte Charly breit grinsend. Einige andere stimmten ein.
„Nun gut“, sagte Herr Dagi und lächelte seinerseits. „Dann werde ich meine Ausbildung mit einem kleinen Schaukampf gegen unseren tapferen taurischen Freund beginnen. Hoffentlich tut er sich nicht weh.“
Einige lachten, andere wie Ben dachten eher voll Grauen an das, was der Stier von dem kleinen Gelehrten übrig lassen würde.
„Ich darf meine Waffen benutzen?“, vergewisserte sich der Taure.
„Selbstverständlich. Und deine gesamte Rüstung, wenn du magst. Vielleicht wird dies deine Schmerzen ein wenig lindern, junger Freund.“
Rippenbiest eilte in sein Schlafzelt und kehrte in Windeseile mit voller Rüstung und seinem gesamten polierten sowie geschärften Waffenarsenal wieder auf die Wiese zurück. In der rechten Hand hielt er seine geliebte Streitaxt, links einen Kriegshammer von der Größe eines mittleren Baumstamms, auf dem Rücken kreuzten sich die beiden blitzblanken Kurzschwerter und darüber hatte Rippenbiest seinen schweren Holzschild geschnallt. Alles in allem ein Anblick, den in Bens Welt ein jeder gefürchtet hätte. Nicht so Herr Dagi aus dem Nichts.
„Und nun greifst du mich an“, forderte der Lehrer den Kandidaten auf und nahm in rund zehn Metern Entfernung zum Tauren lässig Aufstellung.
„Aber ich kann sie doch nicht einfach angreifen, Herr. Sie sind unbewaffnet und spielen – mit Verlaub – in einer etwas anderen Liga als
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