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Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)

Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)

Titel: Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz-Josef Dohmen
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bezüglich der Grundlagen des Nichts unterrichten. Hierbei ging es um die Politik und die unzähligen Religionen in dieser weitläufigen Dimension. Ben fand, dass sich die Themen nicht besonders spannend anhörten, machte aber dennoch ein, wie er fand, höchst interessiertes Gesicht, um den Mann bei Laune zu halten. Der große und sehr dünne Mann strahlte seine Zuhörer an, als hätten diese ihr ganzes bisheriges Leben lang nur darauf gewartet, mit Vorträgen über politische und religiöse Themen gelangweilt zu werden. Von Teller-Essen hatte kurzes rotes Haar, ziemliche blasse Haut und ein kleines, ebenfalls rotes Ziegenbärtchen. Er trug zu diesem Anlass seinen besten, silbergrauen Anzug mit Weste sowie eine grell rote Krawatte. In Erinnerung blieb Ben der Mann doch hauptsächlich wegen dessen unschöner Eigenheit, oft und heftig die Nase hochzuziehen. Offenbar litt der Arme unter chronischem Schnupfen und besaß kein Taschentuch.
    Nummer drei war der Völkerkundegelehrte, Herr Dieter. Ben fand, dass der Name Albert besser zu ihm gepasst hätte, denn der alte Mann sah aus wie eine zerstreutere und ungekämmtere Ausgabe von Albert Einstein. Immerhin behauptete der Gelehrte von sich, niemand kenne mehr im Nichts beheimatete Rassen, Arten und Völker als er selbst. Und das hörte sich nicht nur für Ben um einiges interessanter an als Politik und Religion.
    „Kennen Sie auch Elben, Orks und Trolle?“, wollte Charly von dem Mann wissen.
    „Selbstverständlich, junger Mann. Doch alles zu seiner Zeit“, antwortete Herr Dieter. „Bist du solchen Wesen schon begegnet?“
    „Nur in Büchern“, sagte Charly und freute sich schon auf die leibhaftigen Exemplare.
    „Bücher? Schön und gut, aber in meinem Unterricht versuche ich hin und wieder, einen echten Angehörigen einer fremden Rasse vorzuführen. Also, lass dich überraschen.“
    Charly war zufrieden und Ben neugierig.
    Norbert lautete der Name des vierten Gelehrten, der sich im Zeltlager der Hüterkandidaten um die Geschichte des Nichts kümmerte. Herr Norbert schien sogar noch älter zu sein, als Meisterin Meggi. Zumindest sah er so aus. Seine runzlige, dunkle Haut sowie sein absolut kahler Schädel verliehen ihm das Aussehen einer zu groß geratenen Kartoffel mit Brille, und Lisa musste kurz zurückdenken an den Kobold, der sie im Unheimlichen Wald in die Irre hatte führen wollen. Herr Norbert schien bereits mit seiner ersten Unterrichtsstunde beginnen zu wollen, denn ohne zu zögern setzte er zu einer monotonen Aufzählung der Kriege zwischen den verschiedensten Völkern des Nichts der letzten 500.000 Jahre an, und derer waren nicht gerade wenige.
    „Gemach, gemach“, stoppte ihn der alte Athrawon freundlich. „Heb dir das doch bitte für später auf. Wir sind ja noch bei der Begrüßung, alter Freund.“
    „Natürlich, natürlich“, nuschelte der Historiker in Form einer Kartoffel, rückte die Brille auf seiner üppigen Knollennase zurecht und schien kurz darauf eingeschlafen zu sein.
    Schließlich machte Meister Athrawon die Anwesenden mit dem fünften Gelehrten der Zeltstadt bekannt: Herr Schlemil outete sich zunächst als nichtmenschliches Wesen. In Wirklichkeit sei er ein Pozza, welcher sich in jedes x-beliebige andere Wesen von bis zu zwei Metern Körpergröße umgestalten könne. Seine Originalform glich einer Schleimigen, giftgrünen Pfütze. Daher wollte er sie Auserwählten nicht mit einem solchen Anblick schocken und hatte sich statt dessen für das Aussehen eines handelsüblichen Menschen entschieden. Ben fand, dass er derzeit ein wenig wie der Schauspieler Paul Newman aussah.
    „Entschuldigung, Herr Schlemil?“
    „Ja, Charly. Was kann ich für dich tun?“
    „Dürfte ich Sie bitte einmal in ihrer Originalform bewundern?“
    „Natürlich, ist aber nicht so schön“, antwortete das Paul-Newman-Double, das allerdings auch in dieser, sowie in jeder anderen äußeren Form, seine unangenehm hohe Quietschstimme nicht verändern konnte.
    „Ist nicht schlimm“, meinte Charly nur. „Ich bin fett, verfressen und wasche mich nur ungern, bin also Kummer und Elend gewohnt.“
    Es gab ein plätscherndes Geräusch und Mr. Newman war von einem zum anderen Augenblick einer schimmelig anmutenden Lache Schleims gewichen.
    „Zufrieden?“, fragte es aus der Pfütze.
    „Voll und ganz. Absolut kuschelhasig!“
    Und schon hatte Herr Schlemil wieder seine menschliche Gestalt angenommen und erklärte der staunenden Schar von Auserwählten, dass er der

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