Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)
Teller-Essen. Herr Dagi hatte dazu, eingesperrt in einem stabilen Gitterkäfig, einen Sparringspartner mitgebracht: Einen knallbunten Hahn von einer Insel namens Buckelland im fernen Osten. Der sah recht grimmig aus, aber ansonsten wie ein ganz normaler Hahn.
„Lasst euch nicht von seinem harmlosen Äußeren nicht täuschen. Ich werde des Tier gleich aus seinem Käfig lassen, und eure Aufgabe wird es sein, ihn wieder einzufangen und zurück in seine Kiste zu stecken. Doch zuvor werde ich euch noch ein paar stabile Lederhandschuhe für diesen Zweck zur Verfügung stellen. So ein Buckelländischer Hahn ist nämlich mit allen Wassern gewaschen und versteht es, sich fürtrefflich seiner Federn zu erwehren. Nehmt euch vor allem vor seinem scharfen Krallen sowie dem spitzen Schnabel in Acht. Außerdem spuckt das kleine Mistvieh ziemlich häufig auf seine Angreifer. Aber keine Sorge, die Spucke ist weder giftig, noch ätzend. Allerdings ziemlich klebrig, wie ich zugeben muss. Und nun kommt euch bei mir die Handschuhe holen, bevor der Spaß losgeht. Jeder, der mithilft, den Burschen einzufangen und ohne Kratzer davon kommt, erhält volle fünf Punkte von mir. Entsprechende Blessuren führen jedoch zu Punktabzug. Also seid auf der Hut.“
Kaum waren die Handschuhe angezogen, öffnete Herr Dagi den Käfig und ließ Hahn und Auserwählte gewähren. Sogleich machte sich das rasend schnelle Federvieh auf den Weg talwärts hinab zum improvisierten Fußballplatz der Kandidaten. Jungs und Mädels rannten schreiend und fluchend hinterher. Nach mehr als einer Stunde hatte jeder schon sein Glück versucht. Nessy hatte vorgehabt, den Vogel mit ihrer Kappe zu fangen, Otto hatte alle acht Gliedmaßen zur Hilfe genommen, Jam hatte sich hinterher geworfen und Flaad hatte tatsächlich versucht, das Biest zu beißen. Charly war zu langsam, um sich drauf zu setzen, und sogar Ellen hatte sich im Bemühen, den Hahn einfach auf den Arm zu nehmen, ein paar unschöne Kratzer zugezogen. Lisa kam über ein Puttputtputt nicht hinaus und wurde in den Fuß gepickt. Elmar begann beinahe zu weinen, als er nur ein paar Schwanzfedern erwischte, bevor er die Krallen des Vogels auf der Wange spürte. Schließlich kam das Tier, inzwischen von der wütenden Auserwähltenmeute eingekreist, in Bens Dunstkreis. Der Junge versuchte, die Gunst des Augenblicks zu nutzen und griff mit beiden handschuhbewehrten Händen zu. Doch wo eben noch ein Hahn zappelte, waren innerhalb von weniger als einer Sekunde nur noch zerfetztes Leder und blutige Hände zu sehen. Der Buckelländische Hahn hatte sich längst pickend und kratzend aus dem eher halbherzigen Griff befreit und erneut die Flucht ergriffen. Doch diese währte nicht lange, da sie den Vogel auch an Rippenbiest vorbeiführte. Für die Pranken des Tauren waren die Handschuhe einige Nummern zu klein, und so ließ Rippenbiest notgedrungen die blanke Faust auf den Kopf des Hahns niedersausen. Dieses Mal war der flinke Vogel nicht schnell genug. Kurz danach legte der junge Taure einen ziemlich ramponierten Hahn behutsam in den Käfig zurück. Die Prüfung war damit beendet.
„Prima!“, jubelte Herr Dagi, der offensichtlich einen gewaltigen Spaß an der Aktion gehabt hatte. Und nachdem er sich angesehen hatte, dass sich außer Rippenbiest alle mit blutigen Kratzern, mehr oder weniger tiefen Wunden und blauen Flecken reichlich eingedeckt hatten, stand sein Urteil schnell fest: „Eine sehr schöne Leistung von euch allen. Daher vergebe ich neun mal vier Punkte. Und einer von euch bekommt sogar die volle Punktzahl. Mehr verrate ich nicht.“
Doch das war auch nicht nötig. Dank Rippenbiests beherztem Eingreifen gab es am selben Abend Grillhähnchen zum Essen. Allerdings tröstete das die Kandidaten nicht darüber hinweg, dass sie alle reichlich mit klebriger Spucke besudelt waren, was Charly noch spät in der Nacht, als alle schon auf ihren Pritschen lagen, zu der Aussage veranlasste, diese verdammte Rotze würden sie bestimmt nie mehr los. Duschen hin oder her...
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Kapitel 8
Der Aufbruch naht
D ie beiden Männer saßen an einem verstaubten Holztisch. Seltsame Gerätschaften aus Metall standen oder lagen darauf verstreut und waren ebenso staubbedeckt wie der Tisch. Selbst der Fußboden sowie die – im spärlichen Licht einer einzelnen Kerze bestenfalls noch zu erahnenden – Metallschränke ringsum wiesen die in diesem Kellerraum offenbar übliche graue Schicht auf. Das Gesicht des
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