Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)
und tranken seelenruhig von dem fraglichen Wasser des Flüsschens.
„TRINKEN!“, lautete daher auch der unmissverständliche Befehl Charlys, den diesmal alle gern befolgten. Und das Wasser schmeckte wahrhaft köstlich. Die Fünf hatten noch nie etwas Besseres getrunken. Mit Ausnahme von Charly selbst natürlich, der seinen allmorgendlichen Kakao bevorzugt hätte. Die Freunde hatten schnell soviel getrunken, wie sie nur konnten und dazu noch ihre Feldflaschen bis zum Rand gefüllt. Jetzt erst nahmen sie sich die Zeit, die Oase genauer anzusehen, die so plötzlich vor ihnen in der Steppe aufgetaucht war. Eine Oase? Hat nicht erst kurz zuvor Charly von einer Oase gesprochen?
„Ich glaube, diese Oase haben wir dir zu verdanken, Charly!“, freute sich Lisa, die die Gelegenheit sogleich für eine Katzenwäsche nutzte. „Erst nachdem du sie dir gewünscht und es laut ausgesprochen hast, war sie da. Vielleicht sollten wir unsere Wünsche einfach öfter laut aussprechen.“
„Ja, das sollten wir tatsächlich“, entgegnete der rundliche Junge, der auf eine entsprechende Körperpflege in diesem Moment großzügig verzichtete. „Ich will ein richtiges Frühstück!“
„Soll das heißen, wenn Charly die Klappe direkt aufgemacht hätte, wären wir nicht so lange wie die Bekloppten herumgelaufen, sondern schon längst hier angekommen?“, fragte Ben.
„Mag sein, wer kann das wissen?“
„Einen Zehner für die Mannschaftskasse, Lisa!“, lachten die anderen.
Nach und nach entdeckten Ben, Charly, Nessy, Lisa und Rippenbiest, der Taure immer mehr Einzelheiten, die diese Oase zu bieten hatte: Um den Flussarm herum hatten sich die wunderschönsten Pflanzen breitgemacht. Bäume, Strauchwerk mit Beeren in allen Farben, von denen die Kandidaten wohl keine übrig lassen würden, und schließlich Blumen, die es nach Bens Wissensstand auf der ganzen Erde nirgends zu sehen gab, so groß, so bunt und mit so einem traumhaft betörenden Duft, dass man ins Schwärmen geraten konnte. Ein kleines Paradies. Bienen, Hummeln, aber auch andere, den Wanderern völlig unbekannte Insekten summten um die Blumen herum und sorgten auf diese Weise für eine tolle Akustik. Aber es waren die größeren Tiere, die den Auserwählten erst jetzt ins Auge stachen und die höchste Aufmerksamkeit auf sich zogen. Sie tranken aus dem Fluss, ohne sich von den Eindringlingen stören zu lassen. Eine seltsame Fauna beherbergte diese Oase: Einige Tiere waren den beiden Erdlingen aus ihrer weit entfernten Heimat durchaus bekannt. Es handelte sich um Hirsche, Rehe oder zumindest Tiere, die diesen ähnlich sahen. Sie entdeckten so etwas Ähnliches wie Waschbären und einen flinken Hamster. Auch eine kleine Zebraherde graste nicht weit entfernt von der Oase. Andere Tiere hatten Jungs und Mädels – auch diejenigen, die im Nichts geboren worden waren - nie zuvor in ihrem jungen Leben gesehen. Es schienen waschechte Fabeltiere zu sein: Mischungen aus anderen Tierarten oder sogar gänzlich fremde Kreaturen. Zum Beispiel eine Art Kuh. Sie besaß einen rund zwei Meter hohen plumpen Körper, wie eine Tonne. Ihre Farbe hätte ein erfahrener Autolackierer vielleicht mit mittelblau metallic bezeichnet. Sie nannte einen Schwanz ihr eigen und kurze Beine wie eine richtige Kuh. Der Kopf war dagegen wohl das Interessanteste an diesem Tier. Er ähnelte dem eines Nilpferds, nur sein Maul war noch größer. Und es zierten Schlappohren links und rechts den kahlen Schädel. Viele andere Tiere waren ebenfalls da. Etwa grüne, zweibeinige Faultiere oder schlängelnde, fellbedeckte Regenwürmer. Eine wahrlich unglaubliche Vielfalt. Besonders witzig fanden die fünf Freunde ein paar mannshohe wiederkäuende Rieseneidechsen. Sie waren ziemlich dick und auch muskelbepackt, hatten aber ein irgendwie liebes Gesicht, wie Lisa fand. Fast wie ein grinsender Dinosaurier. So viele Tiere.
Tiere? Charly kam bei dem Anblick ein verwegener Gedanke. Warum immer nur von Vollkornriegeln oder Waldbeeren leben? Wie lange hatten er und seine vier Mitstreiter schon kein leckeres Fleisch mehr gegessen? Frisches Fleisch!
„Irgendwie krieg ich Hunger, Freunde“, teilte er den anderen fröhlich mit. „Sollen wir uns nicht eine dieser wandelnden Leckereien braten? Diese dicke blaue Kuh da, oder so.“
Die anderen Jugendlichen hielten es sogleich für bedenklich, einfach in die fremden Lebensstrukturen dieser Zwischendimension einzugreifen. Aber ihr Begleiter hatte natürlich Recht. Fleisch –
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