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Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)

Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)

Titel: Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz-Josef Dohmen
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dafür? Ich will keine Mumie werden.“
    „Keine Angst, mein Freund. Du wirst zu schätzen wissen, was ich für dich tun werde. Also gib mir schon deine Hand.“ Die bislang ruhige Stimme des Schwarzen wurde nun fordernder.
    „Ich habe Angst, Herr“, flehte der Rattenmunk und versuchte mühsam aufzustehen. Dabei fiel ihm die Absinthflasche aus der Hand und zersprang in tausend Stücke. Der Rest des Fusels verschwand im Rinnstein.
    „Gib mir deine Hand“, wiederholte der finstere Mann. „Ich werde dir aufhelfen.“
    „Ich will nicht. Geh weg!“, bettelte der Munk und sank zurück in die Gosse.
    „Dann muss ich mich wohl zu dir in die Gosse hinunterbemühen“, entgegnete Aichet und ging seinerseits in die Hocke. „Ich will doch mal sehen, ob wir beide ins Geschäft kommen können.“
    Der Munk fing an zu schreien, und der Dämon ergriff dessen Handgelenk. Sofort wurde das Geschrei der Kreatur noch lauter, denn der Körper des Munks alterte auf der Stelle wahnsinnig schnell: Das Fell wurde grau, die Haut darunter legte sich in Falten und die Augen des Wesens wurden trübe. Die Beine des Munks gaben nach, und schließlich sank er immer noch kreischend zurück in den Rinnstein. Dann erstarb das Geschrei und mit ihm auch der Munk. Der Dämon dagegen fühlte sich erfrischt und auf der Höhe seiner Kraft. Schließlich hatte er soeben dem Munk nicht nur das Leben, sondern auch die restlichen Jahre seines Lebens geraubt und sich selbst einverleibt. Die Kreatur der Gosse hätte wohl nicht mehr als fünf weitere Jahre vor sich gehabt, gekennzeichnet von Alkohol und Bettelei, und Aichet verfügte ohnehin über mehr Lebenszeit als alle anderen Wesen, vom Unsterblichen einmal abgesehen, doch war es wie eine Sucht für ihn, anderen die restlichen Lebensjahre zu stehlen. Auf diese Weise hatte der Dämon im Laufe von ganzen Zeitaltern geschafft, ebenfalls so gut wie unsterblich zu werden. Denn seine Kunst war es, die Jahre, die er anderen nahm, seinen eigenen hinzuzufügen. Und wenn es seinen Zwecken diente, konnte er möglichen Verbündeten sogar Lebensjahre in beinahe unbegrenzter Zahl überlassen, da sein Vorrat an Zeit schier unerschöpflich war durch die ungezählten Diebstähle an Lebenszeit, die nichts als mumifizierte Leichname hinterließ. Und so lachte der schwarz gekleidete Mann nur und erfreute sich an seiner Macht. Er betrachtete den vertrockneten Toten in der Gosse nicht weiter und stülpte sich die Handschuhe wieder über. Wie oft hatte er so etwas wie vorhin in seinem Äonen zählenden Leben nun schon getan? Und immer noch erfüllte ihn das Stehlen von Lebenszeit, auch wenn er schon viel mehr als nötig davon besaß, mit einem wilden Glücksrausch. Die Sucht war kaum noch im Zaum zu halten.
    „Du stinkst“, verhöhnte er den toten Rattenmunk und lachte grausam. „Ich glaube, ich habe langsam genug herumgespielt. Nimm dich in Acht, Ben, denn bald ist deine Zeit gekommen.“
    Dann setzte er gutgelaunt seinen tödlichen Weg durch das Zentrum fort.
     
    Der Herr Bürovorsteher ergriff das Wort.
    „Nun, Herr Nebel“, einmal räuspern. „Wir sind jetzt, wie Sie sicher erkennen werden, am Stadttor der Kasathen angelangt. Wie Ihnen schon nach Aushändigung des Formulars FB 82-77B mitgeteilt wurde, ist es Menschen, wie Sie und offensichtlich einige Ihrer werten Begleiter sie repräsentieren, entgegen ihrer Rechte nach dem Grundgesetz durch ungeschriebenes Landesrecht nicht gestattet, dieses Tor zu passieren und die Stadt zu betreten, da Sie sonst mit manuell beschleunigter Ablebigkeit durch äußere Einwirkung dritter Individuen zu rechnen hätten.“
    „Womit müssen wir rechnen, bitte?“
    „Obwohl ich in meiner Eigenschaft als staatlich vereidigter Beamter sowie aufgrund meines expliziten  Betätigungsfeldes nicht verpflichtet bin, Ihnen daraufhin oder in jeder anderen Angelegenheit Auskunft zu erteilen, und N auch gar nicht mein Buchstabe ist, mache ich ausnahmsweise eine Ausnahme entsprechend der gängigen Ausnahmebestimmungen. Oben gemachte Aussage betreffend beschleunigter Ablebigkeit bei Zuwiderhandlung heißt schlicht und ergreifend, dass die Kasathen Sie umbringen werden, wenn Sie versuchen, das Tor zu durchschreiten, weil Sie Menschen sind. Ihren taurischen Freund nehme ich aus dieser Prognose daher vorbehaltlich anderslautender Vorschriften aus.“
    „Das heißt, die machen uns kalt?“
    „Ja.“
    „Nach welcher Vorschrift?“, warf Charly ein.
    Der Beamte räusperte sich einmal mehr. Nessy

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