Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)
Kollegen mit dem kleinen grauen Schnauzbart und dem Schildchen mit der Sieben am Jackett. Mein Schalter ist vorübergehend geschlossen. Danke.“
Ben ging kopfschüttelnd zu besagtem Kollegen des kleinen Mannes. Auch dieser trug so einen langweilig grauen Anzug, eine Nickelbrille und einen kleinen grauen Hut, der den grauen Haarkranz abdeckte.
„Entschuldigen Sie, Herr... Herr...“
„Amtmann.“
„... Herr Amtmann. Natürlich. Ich hätte da mal eine Frage.“
„Tut mir leid, aber da müssen Sie sich erst am Schalter 14 das Formular FB 82-77B holen, welches Sie nach sorgsamem und selbstverständlich vollständigem Ausfüllen zur Fragestellung an meinem Schalter berechtigt. Danke.“
Also ging Ben etwas säuerlich zum Herrn mit der Nummer 14, der im übrigen auch auf den schönen Namen Herr Amtmann hörte, und besorgte sich das gewünschte Formular. Zuoberst machten die Fragen auf dem sehr langen Zettel sogar noch halbwegs Sinn; ging es doch hier lediglich um Belanglosigkeiten wie Name, Vorname, Geburtsdatum und Geschlecht. Doch bereits bei Frage Vier begann Ben zu stutzen.
„Die Blutgruppe meiner Großmutter? Werter Name meines Hundes, falls existent? Die Wurzel aus 34? Meine Schuhgröße? Ja sind hier denn alle bekloppt geworden?“
„Bitte nicht ganz so vorlaut, junger Mann“, ermahnte der Beamte. „Wenn Sie bei diesen simplen Fragestellungen bereits zu straucheln drohen – wie schneiden Sie dann erst auf Seite 2 ab?“
„Frage 19 … Woher stammt der Dreck unter ihren Fingernägeln?“, schnappte Ben. „Fehlt bloß noch die Frage nach meiner Rentenversicherungsnummer!“
„Oh, diese Angabe machen Sie bitte auf Seite Fünf.“
Grummelnd bis fluchend wurschtelte sich der junge Mensch durch den Fragebogen, log hier ein wenig und flunkerte dort ein bisschen mehr, bis endlich der ganze hanebüchene Unfug so ziemlich vollständig beantwortet war.
„Letzte Frage – Mein Begehr?“, wandte er sich erneut an Herrn Amtmann. „Ich dachte, dass hätten wir schon vorhin deutlich gemacht!“
Unbeirrt belehrte der kleine Kerl sein genervtes Gegenüber weiter: „Sollte der vorhandene Platz für ihr Begehr nicht ausreichen, ist er offwensichtlich übertrieben und wird mithin grundsätzlich von uns abgelehnt. Ich hoffe in Ihrem Sinne, Sie nutzten zum Ausfüllen dieses Formulars keine andere als die Amtssprache, und geben Sie bitte zusammen mit diesem Fragebogen ihre Urinprobe an Schalter 14 ab. Danke.“
Ben schüttelte einmal mehr den Kopf, kritzelte noch ein paar abschließende warme Worte auf den Wisch und nahm die nächste bürokratische Hürde in Angriff. Auf die Abgabe besagter Urinprobe verzichtete der ansonsten stets gestrenge Beamte an Schalter 14 immerhin großzügigst und ausnahmsweise. Und selbstverständlich nur, weil es da irgend so eine Ausnahmevorschrift in den EriLiHB gab. Dem Gesetzgeber sei Dank. Wer auch immer das gewesen sein mochte?! Der Beamte Nummer 14 prüfte eingehend den soeben eingegangenen Antrag, stempelte ihn ab und hielt ihn für würdig, unter Vorbehalt akzeptiert zu werden. Welch ein Glück, denn jetzt ging Ben endlich und immer noch ziemlich gelassen zurück zu Schalter 7 mit seinem soeben abgestempelten und ein-, aber inzwischen auch wieder ausgegangenen Formular FB 82-77B. Die Freude darüber dort hielt sich bedenklich in Grenzen.
„Herr Benjamin Engelbert Nebel! Das nächste Mal bitte ich um Ausfüllung dieses sowie anderer Formulare mit der Schreibmaschine oder zumindest in einwandfrei leserlicher Blockschrift. Außerdem hat der Stempel des Kollegen einen Neigungsgrad zum Seitenrand in der Größenordnung von ziemlich genau 0,385 Grad, was nicht den Verwaltungsvorschriften entspricht. Aber da will ich ausnahmsweise einmal drüber hinweg sehen, da heute mein Geburtstag ist. Aber nichts davon meinen Kollegen verraten, gell?“
„Wie alt werden Sie denn? Tausend?“, blökte Charly dazwischen.
„Hören Sie bitte nicht auf meinen Begleiter. Er ist ja noch so jung.“, versuchte Ben zu retten, was zu retten war, sah aber im Augenwinkel, dass der Taure wütend seine große Axt schliff und Nessy einmal mehr die Fäuste ballte. Aber der Beamte ging über Chalies Einwurf großzügig hinweg.
„Stellen Sie nun bitte ihre Frage, Herr Nebel. Gleich ist Frühstückspause, und dann wird der Schalter vorübergehend geschlossen!“
„Ich habe nur eine ganz kurze Frage, Herr Amtmann: Können und dürfen wir mit Ihnen ziehen?“
Der kleine graue
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