Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)

Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)

Titel: Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz-Josef Dohmen
Vom Netzwerk:
würde ihn glatt erwürgen, wenn er sich auch nur noch ein einziges Mal räusperte.
    „Ben“, fragte sie. „Sagtest du nicht einmal, du hättest eine Idee, wie wir da hineinkommen?“
    „Ja, die hab ich tatsächlich. Und dazu brauchen wir die freundliche Mithilfe unserer kleinen Beamtenschar.“ Ben wandte sich wieder an den Oberbeamten. „Herr Amtmann...“
    „Oberamtmann bitte!“
    „Jaja. Also, Herr Oberamtmann! Würde es Ihnen etwas ausmachen, uns Menschen passende Sätze Ihrer Ersatzanzüge, -hüte und, falls möglich, auch -brillen leihweise zur Verfügung zu stellen?“
    „Oh, ich weiß nicht, ob diese Handlung an sich nicht schon eine Amtsanmaßung Ihrerseits darstellen würde, welche eine Zuwiderhandlung gegen das staatliche Beamtenrecht bedeutet. Ich werde aber Ihnen zuliebe die Vorschriften daraufhin eingehend prüfen lassen.“
    So verfasste der kleine Mann in Windeseile (aus Beamtensicht gesehen) eine Dienstanweisung, wonach jeder der anderen Beamten verpflichtet war, in den verschiedenen Gesetzeswerken nachzusehen, ob es statthaft sei, dem Wunsch der Menschen zu entsprechen. Diese Dienstanweisung galt jedoch nicht, wenn Frühstück-, Mittags- oder gar Kaffeepause war und wurde mit Wirkung vom Feierabend an aufgehoben und erst am nächsten Morgen um acht Uhr wieder in Kraft gesetzt. Aber jetzt schauten die kleinen grauen Männer erst einmal gewissenhaft nach.
    Es dauerte. Und dauerte. Und dauerte.
    Aber endlich hatte ein kleiner grauer Mann ganz hinten im imaginären Büro etwas gefunden und meldete sich erregt zu Wort: „Laut Urteil des Hinterrüpelsbacher Bauerngerichts vom 17. Mai eines nicht wirklich existent gewesenen Jahres zu der Streitfrage des Tragens grauer Beamtenanzüge durch nicht berechtigte und nicht beamtenähnliche Personen gilt mithin Folgendes: Wer Beamte in der Absicht nachmacht, dass sie als echte in den Verkehr gebracht oder dass ein solches Inverkehrbringen ermöglicht werde, oder Beamte in dieser Absicht so verfälscht, dass der Anschein eines höheren Beamten hervorgerufen wird, wird mit Gülletrinken nicht unter fünf Litern bestraft. Soweit das Urteil.“
    „Sehr gut!“, lobte der Oberamtmann. „Das bringt Ihnen in einigen Jahren bestimmt eine ansehnliche Beförderung ein!“
    Der kleine Mann aus der hinteren Reihe strahlte wie ein Honigkuchenpferd ob dieses seltenen Lobes.
    „Nun!“, räusperte sich der Oberdings. „Ich fürchte, Ihrem Begehr kann unter diesen Voraussetzungen leider nicht entsprochen werden, Herr Nebel. Mittagspause!“
    Ben war ja für gewöhnlich ein durchaus besonnener Mensch, den nichts aus der Ruhe bringen konnte. Aber er hatte es bisher auch noch nie mit Beamten zu tun, denn jetzt riss ihm der Geduldsfaden, und er beorderte den Tauren zum Ort des Geschehens.
    „Jetzt reicht’s mir mit deinem Gewäsch!“, schleuderte Ben dem Oberamtmann entgegen. „Wenn du uns nicht hilfst, egal ob Mittagspause oder nicht, dann prügelt dich mein taurischer Freund hier so windelweich, dass dich dein eigenes Gesetzbuch nicht wiedererkennt, denn eine Mutter hat so einer wie du ja sicher nicht. Und vor allem: Wenn du dich noch einmal in unserer Gegenwart räusperst, sorgt mein Freund mit der Axt dafür, dass du daran erstickst. Ist das klar?“
    Der Oberdings räusperte sich nun nicht. Jetzt stammelte er: „Für gewöhnlich revidiere ich einmal getroffene Entscheidungen nicht. Aber in Anbetracht meiner Schmerzempfindlichkeit, die uns Beamte in hohem Maße auszeichnet, kann ich Ihren Widerspruch als begründet ansehen und ihnen alle gewünschten Gegenstände zur Verfügung stellen.“
    „Schade“, meinte Rippenbiest und trat einen Schritt zurück. Ben nahm kurz darauf die Sachen der kleinen Beamten entgegen.
    „Danke! Und wenn einer fragt, ob wir zu euch gehören, sagt ihr ganz einfach Ja. Kapiert?“
    „Aber mit Freuden, mein Herr!“,  heuchelte der Oberbeamte mit Tränen in den Augen und einer verdächtig nassen grauen Hose.
    Ben verteilte die Anzüge, Hemden, Schuhe  und Hüte. Jeder der vier Menschen – Ben, Charly, Lisa und Nessy – bekam noch eine drollige Nickelbrille dazu. Die jungen Leute zogen sich im Schutz der Bäume um, damit die Torwachen keinen Wind vom anstehenden Schwindel bekamen. Die Sachen, die Ben von den Beamten bekommen hatte, waren ein wenig zu klein, obwohl es sich bei den Beamten ja immerhin um Erwachsene handelte. Aber es waren halt keine Riesen, sondern nur kleine Männlein. Der enge Schnitt der Kleidung schmerzte an

Weitere Kostenlose Bücher