Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)
diversen Körperstellen, und die Menschen darin sahen einfach nur lächerlich aus. Aber egal. Sie packten ihre eigenen Sachen in Beamtenköfferchen und setzten die putzigen Hüte auf, damit ihr noch nicht ergrautes Haar nicht zu allzu sehr auffiel. Sie wollten gerade zu ihren neuen Kollegen gehen, da bemerkten sie, dass Lisa der graue Anzug zwar mehr oder weniger passte, aber ganz und gar konnte sie es nicht verleugnen, dass sie ein Mädchen mit langem roten Haar war. Ihre Mähne quoll unter dem lächerlichen Hütchen etwas zu deutlich hervor, meinte Ben.
„Lisa, könntest du wohl dein Haar, ich meine, äh, so hübsch es auch ist, ich denke, also, du solltest es verstecken“, stammelte er. Er hatte halt noch so seine Probleme mit dem anderen Geschlecht, wenn es um Dinge wie Gemeinschaftszelte, Körperpflege oder so etwas Banales wie Haare ging. Charly hatte damit offensichtlich weit weniger Probleme. Er ging zu Lisa, nahm ihr den Hut ab und versteckte die rote Pracht, so gut es eben ging, im Inneren des grauen Beamtenhütchens. So müsste es wohl gehen. Also schlossen sie sich endlich den echten Staatsdienern an.
Die Karawane marschierte in leicht ungeordneter Formation hinüber zum Stadttor, wo sie von einer Handvoll Kasathen erwartet wurden. Wer waren eigentlich diese Kasathen? Es handelte sich um kleine behaarte, aber halbwegs menschenähnliche Wesen, von gedrungener, muskelbepackter Statur und etwa einssechzig Körpergröße. Sie trugen allesamt schwere Keulen. So stellte Ben sich die Neandertaler vor, von denen er in der Schule seiner Heimatdimension gehört hatte. Wie aus dem Schulbuch sahen sie aus. Nur rochen sie in Büchern nicht so streng. Diese Prachtexemplare da waren dreckig wie die Nacht und stanken dementsprechend. Und wie es schien, gab es hier keine Toiletten, denn Fäkalien (wofür es weit unschönere Ausdrücke gibt) fanden sich rund um die Stadtmauer verteilt. Und auch im Inneren der Stadt war es nicht anders und roch es nicht anders, wie die Freunde noch feststellen würden. Echtes Mittelalter halt, mit Stadtbewohnern aus der Steinzeit. Hier war eben alles möglich und nichts unmöglich.
“Wer seid ihr, was wollt ihr?“, grunzte einer der Haarigen und stank dabei ganz erbärmlich aus dem offensichtlich ungewaschenen Hals.
Der Oberamtmann hatte inzwischen die Hose gewechselt und meldete sich ohne vorheriges Räuspern wieder zu Wort: „Ihr Stadtvorsteher hat uns wie zu allen bisherigen hiesigen Wettkämpfen als eidesstattliche Sachverständige und beamtete Kontrollbeauftragte bestellt. Wir erbitten Einlass, da wir sonst wieder umkehren und Regressforderungen unter Beachtung des § 304 Absatz 1 des Manläßtbeamtenichtrein-Gesetzes (kurz MLBNRG) nicht akzeptieren können und werden.“
„Und die da?“, grunzte wieder einer. Ben fühlte sich ein wenig an die Zahnfeeoger erinnert, die jedoch den Kasathen gegenüber beinahe manierlich gewirkt hatten. „Die Idioten dahinten“, erläuterte der Torhüter und deutete auf die Auserwählten. „Und der Dürre mit den erdbeerblonden Haaren? Sind das etwa welche von euch? Sehen gar nicht so aus!“
Die Angst kehrte zurück ins kleine Beamtenherz. „Äh, das wächst sich noch alles raus. Das sind, äh, Auszubildende. Ja, Auszubildende. Wissen Sie?“
Das Grunzen kehrte auch zurück: „Na ja, wenn du es sagst. Ein Beamter lügt ja nicht. Im Gegensatz zu uns!“
Die Kasathen lachten sich schlapp und scheckig über den Witz ihres Hauptmanns.
„Das Viehzeug!“, maulte selbiger weiter. „Was sollen die? Sag bloß nicht, dass die auch Beamte sind. Der fette Salamander oder das blödsinnig glotzende Schwein zum Beispiel.“
„Ach, nein“, wand sich der Oberamtmann aus der Lügenfalle heraus. „Das sind unsere Haustiere. Die dienen unserer Zerstreuung nach Feierabend.“
„Häh?“
„Naja, Zebras streicheln, die Sau kämmen, die Eidechse Gassi führen und den Vogel füttern. Solche Dinge halt. Jedem Beamten sein kleines Hobby. Wussten Sie eigentlich schon, dass ich Briefmarken sammele?“
„Wenn du mir deine Scheiß-Briefmarkensammlung zeigst, reiße ich dich in Stücke, du Zwerg!“, drohte die Stadtwache und schien nicht zu scherzen, besah man sich seine Keule. „Der stinkende Ochse dahinten? Was will der hier? Ist das ein Kollege von dir oder dein ganz persönliches Schoßhündchen?“
Wieder lachten die wachhabenden Kasathen mehr oder weniger zahnlos um die Wette.
„Nein, nein“, versicherte der kleine Staatsdiener. „Der
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