Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)
Evolution habe dafür gesorgt, dass der schwächere, der Untermensch ausgestorben sei – der Homo sapiens neandertalensis, wie ihn der Mensch heute in den Geschichtsbüchern nannte. In dieser Gegenwart hier bezeichneten sie sich selbst als Kasathen, und sie sorgten erbarmungslos dafür, dass niemals ein Mensch ihre Stadt betrat, um wieder die alten Verhältnisse bis hin zur Ausrottung herzustellen. Und sollte doch jemals so ein Homo sapiens sapiens - man lasse sich den Namen auf der Zunge zergehen: er bedeutet doppelt vernunftbegabter Mensch - diese Stadt betreten, müssten ihn die Kasathen töten, damit er nicht noch mehr Menschen holte, die dem älteren Menschen endgültig ihr Ende brachten. Und jetzt waren offensichtlich gleich mehrere von ihnen da. Jonk tat also das einzige, was aus seiner Sicht nur das Richtige sein konnte.
„Lüge!”, schrie er. “ Das war schon immer die besondere Kunst von euch. Und auch euren Gestank kenne ich noch aus meiner Jugendzeit, denn ich bin vor langer, sehr langer Zeit bei euch geboren worden. Ich lebte mit ihnen zur gleichen Zeit im gleichen Land. Aber das ging nicht sehr lange gut. Eure Vorfahren haben mich vor Zehntausenden von Jahren, Jahren eurer Zeitrechnung, behandelt wie Vieh und meine ganze Familie schließlich voller Heimtücke umgebracht. Ich bin der einzige, der eure Lügen, euren Geruch und euren Namen noch kennt. Nur hier im Nichts, wo es keine Zeit gibt, konnte ich so alt werden. Und jetzt seid ihr wieder da. Ich habe über die Jahrtausende von hier aus mitverfolgt, was ihr aus unserer alten, gemeinsamen Welt gemacht habt. Aber ihr werdet niemals in eurer Welt verkünden können, dass es uns noch gibt. Damit nicht noch mehr kommen und wir als ausgestopfte Kuriositäten in euren Museen enden!“
Ben verließ schleunigst den Ring und begab sich zu seinen Freunden. Sie wussten, sie waren entdeckt worden. Sie würden büßen müssen für die Sünden ihrer Vorfahren in der Steinzeit. Nur die übrigen Kasathen ahnten immer noch nicht, was überhaupt los war. Sie hatten noch nie im Leben einen Menschen gesehen oder gerochen, kannten sie nur aus den Legenden der Alten, von denen nur noch der greise Jonk am Leben war. Manche hielten sie sogar für ein Märchen zum Erschrecken unartiger Kinder. Aber sie alle wussten vom Tage ihrer Geburt an, dass sie jeden Menschen zu töten hatten, der ihre Stadt betrat, weil ansonsten alle Kasathen sterben würden. Aber einer musste den richtigen Schlüssel benutzen, um den tief begrabenen Hass aus den Seelen der Kasathen zu befreien, damit er an die Oberfläche geraten konnte. Und dieser Schlüssel bestand aus einem Wort. Ein Wort mit acht Buchstaben. Jonk kannte es:
„Menschen! Diese elendigen Kreaturen – ich kann sie nicht sehen, aber ich kann sie riechen – sind Menschen. Wenn ihr sie nicht tötet, werden sie in Horden wiederkommen, um uns für alle Zeiten und ohne Bedauern auszulöschen! Also tötet sie!“ Zuletzt schrie der alte Neandertaler so laut er nur konnte.
Irgendwie hatte das ganze Kasathenvolk seit langem unbewusst auf diese Worte, auf diesen Appell gewartet. Der Hass von Generationen von Kasathen auf die, die sie dereinst aus dem Paradies vertrieben hatten, entlud sich jetzt. Den letzten Moment der Unentschlossenheit unter den Erben der Neandertaler nutzten die fünf Freunde, um schleunigst die Flucht zu ergreifen. So bahnten sie sich einen Weg, um die Marktstraße hinunterzurennen, bis sie die Stadtmauer erreichen würden. Wie sie diese überwinden konnten, darüber würden sie sich Gedanken machen, wenn sie die Mauer tatsächlich erreichten. Aber soweit waren die Auserwählten leider noch nicht. Im Moment konnten sie nichts anderes tun als rennen.
In Windeseile hatten Hunderte, wenn nicht gar Tausende von Einheimischen die Verfolgung der Menschen und des mitfliehenden Tauren aufgenommen. Sie warfen ihre Speere, Steine oder sogar Bratpfannen und Nachtgeschirr nach den Erbfeinden. Doch bis jetzt hatten sie immerhin noch niemanden getroffen. Die Menschen waren weitaus wendiger und dank ihrer längeren Beine auch deutlich schneller als ihre genetischen Vettern. Daher erreichten sie tatsächlich mit etwa einhundert Metern Vorsprung vor den Urmenschen die Stadtmauer. Diese war jedoch verdammt hoch. Zu hoch. Selbst mittels einer Räuberleiter und dem kräftigen Tauren als Basis konnten die jungen Leute sie nicht annähernd überwinden. Also blieb dem Quintett nur noch eines übrig: Mit
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