Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)
die irgendwie anders waren. Ob andere Rasse, andere Farbe, andere Gestalt oder was auch immer. Immer gab es Hass und Missgunst. Vielleicht auch Angst davor, festzustellen, dass die anderen doch nicht so anders waren und dass das festgefügte Weltbild verschwimmen könnte. So war es, und so würde es wohl auch immer sein. Ob die jungen Menschen da draußen wohl etwas ändern könnten und wollten? Wer konnte das schon wissen?
Die Kasathen waren schließlich ihren Blicken entschwunden. Die Menschen ahnten auch irgendwie, warum dem so war. Sie würden vermutlich nie wieder einen Kasathen zu sehen bekommen. Aber in ihre trüben Gedanken hinein hörten die drei das Stöhnen ihrer alten Freundin. Die Blaue lag augenscheinlich im Sterben. Zu viele Knochen hatte sie sich gebrochen, als sie die Menschen rettete.
„Na, Freunde!“, erhob sie mühsam die Stimme. „Hab's doch gewusst, dass ihr in Schwierigkeiten kommen würdet. War doch besser, dass ich euch gefolgt bin. Was solltet ihr ohne eure alte Blaue nur machen!“
„Wie können wir dir nur danken? Und wie können wir dir helfen? Wir haben nur eine kleine Reiseapotheke dabei“, sagte Lisa.
Aber die Nilkuh schüttelte nur schwach den Kopf.
„Mädel! Mir hilft keine Apotheke der Welt mehr. Obwohl ich zugegeben nicht weiß, was das ist. Ich werde sterben. Ich bin schon zu alt, um so eine Mauer wegzustecken. In meiner Jugend hätte ich ein Dutzend davon täglich ohne Probleme umgerannt. Aber nun ist es vorbei. Aber was soll's, Hauptsache, ihr bringt eure Mission zu Ende. Die ist wichtiger, als die paar Tage, die ich ohnehin nur noch zu leben gehabt hätte.“
„Das darfst du nicht sagen, Blaue. Du darfst nicht sterben, du wirst wieder gesund.“
Lisa weinte bittere Tränen. Ebenso Ben, obwohl er die Kuh doch noch gar nicht lange kannte. Und nicht nur die beiden waren traurig. Selbst der unverwüstliche Charly wischte sich über die Augen. Der Taure starrte mit versteinertem Blick zu Boden und Nessy hielt die Augen fest geschlossen.
„Kindchen, eine alte Nilkuh weiß, wann es vorbei ist. Aber bitte, tut mir noch einen letzten Gefallen. Ich habe nie in meinem Leben Angst gehabt. Aber jetzt fürchte ich dumme Pute mich davor, alleine zu sterben und hier ein Festessen für die Geier abzugeben. Bleibt bei mir, bis es vorbei ist, bitte. Keine Sorge, es ist nicht mehr lange bis dahin. Dann schüttet meinen alten Körper einfach mit Erde zu, damit ich eins werde mit der Welt, die ich geliebt habe und nicht etwa von Raubtieren gefressen werde. Bin nämlich schon ziemlich zäh und schmecke nicht mehr besonders. Armes Raubtier. Tut ihr das für mich?“
„Aber natürlich!“, versprach Ben. Und auch die anderen sagten zu. „Wir sind doch deine Freunde. Du bist nicht allein.“
„Schön zu wissen, dass man solche Freunde hat! Aber wenn ich tot bin, und einer von euch wagt es, zu flennen oder zu lamentieren, dann komm ich zurück und verteile ein paar kräftige Ohrfeigen.“
Bens Neugierde siegte über seine Traurigkeit, und er wollte noch eines von der Blauen wissen.
„Woher wusstest du eigentlich, dass wir in Schwierigkeiten geraten würden?“
Noch einmal, ein letztes Mal öffnete die blaue Nilkuh die Augen und sagte beinahe fröhlich: „War nur so ein Gefühl.“ Dann war sie tot.
Wie versprochen, bedeckten sie den riesigen Körper ihrer Freundin mit reichlich Erde. Ben sprach ein letztes Gebet. Er hatte lange nicht mehr wirklich gebetet und außerdem kannte er die Götter des Nichts nur aus dem Unterricht, deswegen fiel es ihm durchaus schwer, die rechten Worte zu finden. Also machte er es kurz:
„Herr, ich weiß nicht, ob es dich gibt, aber wenn es dich gibt, und du auch für diese Zwischendimension zuständig bist, dann nimm diese unsere Freundin zu dir. Wir haben sie leider nicht besonders lange kennen dürfen, aber sie war die beste Freundin, die wir hier hatten und je haben werden. Lass sie ruhen in Frieden, wir werden sie nie vergessen! Amen.“
Die anderen wiederholen das Amen und packten ein.
Gerade wollten sich die Fünf mit dem, was sie noch an Ausrüstung und Vorräten aus der Stadt der Kasathen hatten mitnehmen können, ihren Weg in Richtung Meer fortsetzen, als sie hinter sich ein dünnes Stimmchen vernahmen: „Ob Ihr mich wohl mitnehmen könntet? Also, wenn es euch nichts ausmacht, meine ich natürlich. Ich will euch wirklich keine Umstände machen.“
Die Auserwählten staunten gar nicht schlecht, als sie sich umblickten und den
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