Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)
Scharlachfuchsie legten zahlenmäßig zu. Der Boden war von spärlichem, niedrigen Gras und einigen Farnbüscheln bedeckt. Alles Leben war eine Gabe des Flusses, der auch etlichen Tieren den Durst stillte. Aber die Fische, die sich in ihm tummelten, konnten einfach nicht sprechen. Dazu musste wohl doch erst das Meer erreicht werden. Allerdings würde das noch lange dauern. Dafür machten andere Tiere hier die Musik: Eine gewaltige Anzahl und Vielfalt von Vögeln segelte, flatterte und schwebte durch die Lüfte, jagte im und am Wasser oder brütete in der flussnahen Vegetation. Die Menschen bekamen Riesenkolibris, Smaragdsittiche, Magellanspechte und unzählige Wildgänse zu sehen. Hunderte von ihnen, weiß- und braungefiedert säumten das Ufer. Jungtiere waren nicht zu sehen. Scheinbar war die Zeit für Küken noch nicht gekommen. Aber den Eierkolonien und den brütenden Vogelmüttern und -vätern nach zu urteilen, konnte es nicht mehr lange bis dahin dauern. Sicherlich würde es eine Augenweide sein, den kleinen gefiederten Gesellen bei ihren ersten Schritten ins Leben zuzusehen. Eher ein Magenschmaus würde dagegen die ein oder andere unvorsichtige Gans für die Wildkatze werden, die hinter einem hohlen Buchenstamm auf der Lauer lag, jedoch verschwand, als die grüne Nilkuh mit der großen Holzkarre im Schlepptau an ihr vorrüberpreschte. So ein Tier wäre zwar eine feine Mahlzeit, war aber mindestens eine Nummer zu groß für Freund Katerchen. Die Gänse würde es erst einmal freuen, dass der Kerl weg war. Sie schnatterten in aller Ruhe weiter ihr seltsames Lied. Den Rhythmus dazu gab, wie es schien, das Klopfen der Spechte. Ein interessantes Konzert einzigartiger Musik. Als Musik hatten die Menschen die Geräuschkulisse der Natur noch nie empfunden. Erst hier und jetzt zum ersten Mal. Kurz, nachdem der hungrige Kater zwischen den Bäumen verschwunden war, trauten sich zwei Kudus, kleine mollige Rehe, aus dem Dickicht und wagten sich an den Fluss, um ihren Durst zu stillen. Begleitet von dem zänkischen Geschrei eines Riesenkolibris, den sie damit von seinem Platz am Ufer vertrieben hatten.
„Hier sollten wir Rast machen und ein Nachtlager errichten.“ schlug Ben schließlich vor. „Es dämmert schon und ich will nicht, dass die Grüne sich im Halbdunkel irgendwo den Kopf anschlägt oder Schlimmeres. Ein schönes Plätzchen hier.“
Das fanden auch die anderen, und so wurde das bescheidene Nachtlager errichtet. Gewarnt von dem plötzlichen Regeneinbruch der gestrigen Nacht - war es eigentlich nicht schon viel länger her? - wurde zuerst das Zelt aufgebaut. Die Grüne spannten sie aus. Sie graste erst einmal ganz in der Nähe. Was für ein Tier! Den ganzen Tag stramm marschiert und dann keinen Deut erschöpft.
„Ihr könnt ruhig zu Abend essen. Ich hab hier auf der Weide alles, was ich brauche“, brummte sie ihnen zu. „Ganz nett ist es hier. Hab schon ein paar Mal unterwegs hier Rast gemacht. Ist ungefährlich. Gibt nur ein paar kleinere Raubtiere hier. Aber kein Problem für uns.“
Sehr beruhigend. Und die Wanderer stellten verblüfft fest, dass die Nilkuh den Sprachstil des Wirts angenommen hatte. Oder war es genau umgekehrt? Wer konnte das schon wissen? Die Vorräte wurden vom Wagen hinuntergeholt und zubereitet. Dank Yoghi gab es wieder jede Menge gute Sachen zu essen an diesem Abend. Um auch die kleinen Raubtiere von ihrem Lager abzuhalten, hatten sie zwischen Zelt und Fluss ein kleines Lagerfeuer entfacht, um das sie sich jetzt wie die Pfadfinder versammelt hatten, um sich zu unterhalten und zu essen. Nach einer lauwarmen Flasche Bier für sich und lauwarmer Cola für die jungen Begleiter holte Hotte eine Mundharmonika aus seiner Tasche - wer hätte ihm so was zugetraut? - und spielte eine Melodie. Es war ein altes Liedchen aus seiner Beamtenzeit. Schön singen konnte er zwar nicht, aber immerhin sehr laut! Allein das würde reichen, die Raubtiere fernzuhalten:
„Ein kleiner Beamter in kleiner Stadt,
der hatte einmal das Stempeln satt.
Aus dem Fenster warf er die Formulare,
doch seine Kollegen holten die Bahre,
seit dem er im Tollhaus sein Zimmer hat ...“
Charly, Ben und die anderen fanden das Lied sehr lustig. Vor allem nach der soundsovielten Flasche Bier, die Hotte intus hatte und der soundsovielten Wiederholung des Refrains. Schließlich sangen sie sogar mit. Einer so falsch wie der andere. Aber es machte ihnen Spaß, die Gänse beim Einschlafen zu stören.
Die meisten von ihnen (Der
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