Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)
Taure war zum Wachdienst eingeteilt) schliefen ein paar Stunden später tief und fest im Zelt. Ein wohltuender Schlaf nach den Anstrengungen des vergangenen Tages. Auch wenn die Nilkuh die Hauptarbeit geleistet hatte.
Nur Lisa fand auch im Schlaf ihren Frieden nicht. Sie träumte. Oder war es etwa schon wieder eine Art Vision? Sie wusste es nicht. Alles schien so verworren. Sie sah eine dunkle Landschaft weit unter ihr. So, als wäre sie ein Adler in schwindelerregender Höhe. Sie erblickte Wüste und Grasland, Seen und Städte, Berge und Täler. Und mitten drin einen finsteren großen Wald. Ihre Augen, die eben noch von einer Landmarke zur anderen schweiften, waren im nächsten Abschnitt ihres Traumes auf diesen Wald fixiert. Wie der Adler, der sich mit unglaublicher Geschwindigkeit auf seine Beute stürzt, näherte sie sich den Bäumen. In Windeseile war sie bis auf wenige Meter an die Baumkronen herangekommen. Dann tauchte sie in die dunkelgrüne Landschaft ein. Die verschiedenen Grün- und Brauntöne vermischten sich in einem Wirbel zu einer einzigen Masse aus Farbe, Licht und Dunkelheit, bis Lisa nur noch einen einzelnen Baum erkennen konnte, der sich aus dieser Masse hervorhob. Ein gewaltiger uralter, aber immer noch dicht belaubter Baum. Jemand kauerte darunter, dicht an seinen Wurzeln. Ganz allein in diesem riesigen Wald, fernab von allem, was Sicherheit und Freude versprach. Die kleine Gestalt hockte unter dem Baum und hielt die Augen krampfhaft geschlossen. Die Hände hatte sie auf ihre Ohren gepresst. Sie hatte Angst. Angst vor diesem Wald, Angst vor der Einsamkeit, die sie umgab. Irgendetwas war offensichtlich passiert. Lisa sah genauer hin. Der Mensch, der unter der Eiche saß und ohne Unterlass weinte, war niemand anderes als sie selbst. Sie sah sich selbst in dem bösen Schatten des Baumes und erwachte im gleichen Moment in Schweiß gebadet aus ihrem Traum, aus ihrer Vision, aus ihrem Was-auch-immer. Sie spürte heiße Tränen auf ihren Wangen.
Im gleichen Moment erwachte auch Ben. Warum, das wusste er nicht.
„Was ist passiert. Du siehst so verstört aus, Lisa! Ist alles in Ordnung mit dir?“
Nichts war in Ordnung. Schlimmes stand ihnen bevor. Und es hatte mit ihr zu tun. Aber solange Lisa keine Ahnung hatte, was genau es war, würde sie ihre Mitreisenden nicht ängstigen. Es war wohl besser so.
„Ja, alles in Ordnung!“, stotterte sie daher. „Es war ein Alptraum, nur ein Alptraum.“
„Worum ging es in dem Traum?“, wollte Ben wissen.
„Weiß ich nicht. Ich hab es vergessen“, log sie.
Die beiden schliefen nach einiger Zeit wieder ein. Als sie am nächsten Morgen erneut erwachten, war zwischendurch nichts mehr passiert, was die Ruhe im Schlafzelt hätte stören können.
Lisa versuchte, sich ihre bösen Vorahnungen nicht anmerken zu lassen. Und es schien ihr zu gelingen, denn niemandem fiel ihre Wandlung auf, als sie gemeinsam zusammenpackten und die betagte Karre beluden. Charly sorgte sogar noch dafür, dass kein Abfall in der Gegend liegen blieb und dass das Feuer wirklich bis auf die letzte Glut erloschen war, dann ging es wieder los. Die letzte Etappe, bevor sie das Dorf der Tranjans erreichen würden, hatte begonnen.
Die Landschaft änderte sich kaum. Nur vereinzelt fielen ihnen nun Baumstümpfe auf, da wo scheinbar von Menschenhand Buchen gefällt worden waren. Aber sie bemerkten dann auch, dass neben jedem dieser Baumstümpfe junge Bäume und Sprösslinge nachwuchsen. Wie es aussah, hatten die unbekannten Holzfäller dafür Sorge getragen, dass der Bestand an Bäumen nicht gefährdet wurde. Eigentlich auch eine gute Idee für die Regenwälder der Erdenmenschen. Auf jeden Fall war das alles ein Zeichen dafür, dass sie sich ganz in der Nähe des Dorfes befinden mussten. Und tatsächlich, nicht einmal eine Stunde später entdeckten die Freunde auf einer Lichtung direkt am Fluss das gesuchte Dorf. Es war perfekt in die Landschaft eingepasst. Für den Bau der Hütten dieses Dorfes hatte man ausschließlich Materialien verwandt, die aus dieser Gegend stammten. Die, je nach dem, oval oder kreisrund errichtete Grundmauer einer jeden Behausung war aus Steinen gebildet worden, die durch Lehm und Erde zusammengehalten wurden, das hohe Dach bestand aus einem großen und mehreren kleineren Buchenstämmen, die das Gerüst bildeten für den dichten Belag aus Grassoden. Mitten auf dem Dach fand sich ein Rauchabzug, eine Art Schornstein, aus den gleichen Steinen gefertigt, die auch
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