Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)
jeden Alters. Familien, Junggesellen und -gesellinnen, Greise und Halbwüchsige. Alles in allem mochten es an die fünfzig oder sechzig Menschen und beinahe ebensoviele Tranjans sein, welche die rund dreißig Hütten des Dorfes entweder nach Arten getrennt oder kunterbunt gemischt bewohnten. Unterschiede machte hier wohl keiner. Die Gäste fühlten sich in der Siedlung auf Anhieb wohl, und noch bevor das Fest begann, lernten sie die grenzenlose Gastfreundschaft kennen, als Harry sie freudestrahlend einlud, in das gemütliche Haus seiner Familie einzuziehen. Sie kamen der Aufforderung gerne nach.
Dann ging es auch schon los! Party-Time, wie die jungen Leute so schön sagten. Kurz nachdem die lange Begrüßungszeremonie - so viele Hände, neue Gesichter, Stimmen und Namen - beendet war, rüstete das Dorf der Tranjans zu einer abendlichen Willkommensfeier. Die Ureinwohner zogen ihre besten Kleider an: T-Shirts, ärmellose (klar) Pullover, Westen und Sakkos - Hosen gingen nicht, da ohne Beine, und Krawatten taten es auch nicht in Ermangelung von geeigneten Hälsen - der gute Wille zählte halt. Möbel und Dekoration wurden aus den Hütten geholt, Tische und Bänke zu Festtafeln zusammengeschoben, so dass jeder Platz fand. Die Mauern der Hütten schmückten sie mit Girlanden und Lampions. Irgendwie ein seltsames Gemisch aus menschlichen Festbestandteilen und einheimischen Gepflogenheiten entstand. Und wie es schien, gab es auch hier Elektrizität, denn Kühlschränke und Tiefkühltruhen waren ausgiebig geplündert worden, um die Neuankömmlinge entsprechend bewirten zu können. Lisa steuerte immerhin den Rest von Yoghis Reiseverpflegung bei. Alle sechs halfen den Menschen und Tranjans des Dorfes beim Kochen. Es schien jede Menge leckere Sachen zum Abendessen zu geben. Auf jeden Fall duftete es schon nach kurzer Zeit sehr angenehm. Und so begann beim Einsetzen der Abenddämmerung die Feier. Um ein paar einleitende Worte kam Harry trotz aller Zwanglosigkeit nicht herum:
„Ich weiß, Leute, lange habt ihr wieder auf einen Anlass für ein schönes Fest warten müssen, aber heute haben wir wohl Grund genug zum Feiern. Wir haben nämlich Gäste von weit her, falls es einem von euch entgangen sein sollte! Lisa, Ben, Charly, Nessy, Rippenbiest und Horst, genannt Hotte. Heißt sie noch einmal willkommen!“
Jubel wurde laut, und Schulterklopfen sowie die besten Wünsche für die sechs Neuen machten die Runde. “Das war's auch schon, womit ich euch langweilen wollte. Das Fest musste zwar in der Kürze der Zeit ein wenig improvisiert werden, aber trotzdem – Viel Spaß euch allen!“
Und damit ging man auch schon zum gemütlichen Teil des Abends über. Die Gäste saßen an Harrys Tisch. Das war vor allem Ben ganz recht, vor allem, weil er wie immer neugierig war, er wollte unbedingt von dem alten Mann so vieles wissen, wo dieser herkam, seit wann er hier war, was es mit Raum und Zeit, mit dem Zentrum oder auch mit dem Meer der sprechenden Fische auf sich hatte. So viele Fragen, und endlich einmal jemand, den man – außerhalb des doch recht unergiebigen Lagerunterrichts – um Antworten bitten konnte. Aber zaghafte Fragen wiegelte der alte Harry sofort ab mit dem Hinweis, jetzt würde erst einmal gegessen und getrunken, von ihm aus auch getanzt, zu ernsthaften Gesprächen sei später noch Zeit. Also fügte sich Ben und stellte seinen Wissensdurst erst noch einmal zurück. Und so unangenehm war das gar nicht mal, denn das Fest machte ihm durchaus Spaß. Was wurde hier nicht alles aufgetischt: Spanferkel, Berge von Bratkartoffeln, halbe Hähnchen ohne Ende, verschiedene Sößchen vom Feinsten und ein Salatbuffet, wie es die Sechs nie zuvor zu Gesicht bekommen hatten. Denn die Salate waren im Gegensatz zu dem meisten anderen nicht tiefgefroren gekauft und dann im Kühlschrank aufbewahrt worden, sondern frische Gaben der Natur rund um das Dorf herum. Und erst die Getränke: Selbst angebauter Wein und Weizenbier für die Erwachsenen (Horst war hin und weg), frische Obst- und Gemüsesäfte für die Jüngeren und jene, die keinen Alkohol mochten. Vor ihnen stapelte sich soviel Essen und Trinken, dass die Gäste noch nicht einmal annähernd alles versuchen konnten. Aber sie taten immerhin ihr Bestes. Vor allem Hotte, der schon nach wenigen Stunden den Kanal voll hatte und sich am Flussufer heftig übergab, getreu dem wahren Motto: Bier und Wein, das lass sein.
Allzu viel ließen die scheinbar immer hungrigen Festteilnehmer
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