Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)
T-Shirt, das schon vom Lauf der Zeiten ergraut war. Es hatte auch einmal ein Motiv auf der Vorderseite besessen, einen Schriftzug vielleicht, aber den konnte keiner mehr genau erkennen, zu oft war das gute Stück schon im Fluss gewaschen worden. Harry besaß einen grauen Stoppelbart - Rasieren schien nicht gerade seine Stärke zu sein - und langes, fast weißes Haar, zum größten Teil bedeckt von einer schwarzen Baseballmütze der Cleveland Indians. Schien in den selben Läden einzukaufen wie Nessy, ging es Ben kurz durch den Kopf. Die bei den Menschen hier im Dorf nahezu obligatorischen weißen Turnschuhe und das freundlich-faltige Gesicht mit den lebhaften blauen Augen rundete das sympathische Gesamtbild des alten Mannes ab.
„Bleibt solange ihr wollt“, sagte er schließlich. „Gäste sind was Feines. Vor allem, wenn sie – zumindest teilweise - aus unserer alten Heimat kommen und Freunde von Yoghi sind, wie mir die Grüne berichtet hat. Das gibt heute Abend gleich ein Begrüßungsfest. Im Feiern sind wir nämlich ganz große Klasse, Leute!“
Die Mitbewohner des idyllischen Örtchens waren sofort Feuer und Flamme beim Gedanken an eine nette Festivität. Immer wieder gerne. Und so war in Nullkommanichts das Eis gebrochen. Jeder begrüßte jeden. Bei den Menschen untereinander kein Problem, aber auch die Hemmschwelle bei der Begrüßung der seltsamen Eingeborenen schwand rasch. Liebenswerte Wesen waren diese Tranjans: Männer, Frauen und Kinder in allen Farben und allen Größen gehörten dazu. Vom handspanngroßen Zwerg bis zum ältesten Tranjan, der noch drei Köpfe höher ragte als Harry. Beinahe ein zweiter Seitenrippen, nur nicht so muskelbepackt. Die Tranjans waren nämlich ziemlich plumpe Geschöpfe, deren Rumpf direkt oberhalb der breiten dreizehigen Füße begann. Einen erkennbaren Übergang zu ihrem Kopf oder gar einen echten Hals nannten sie nicht ihr eigen. Das Gesicht befand sich direkt im oberen Viertel des Rumpfes. Eine lange Gurkennase zierte jeden Herren der Schöpfung, Frauen und Kinder der Tranjans mussten sich mit weit zierlicheren Riechorganen begnügen. Die Augen der Wesen standen dicht nebeneinander genau in der Mitte des irgendwie lustigen Gesichtes, gleich über der Nase. Alle schienen ein wenig zu schielen, aber das sah wohl nur so aus. Der breite Mund konnte offensichtlich bei allen Artgenossen nur zwei Sachen: Lächeln oder lachen. Arme besaßen die seltsamen Wesen keine, lediglich große schaufelartige Hände an beiden Seiten des Ganzkörperrumpfes mit jeweils drei langen Fingern. Aber trotz dieses sonderbaren Körperbaus schienen die Lieben sehr gut mit allem zurecht zu kommen. Sie waren sogar recht fix auf den - nicht vorhandenen - Beinen. Wie sie das machten, keine Ahnung! Einige von ihnen waren wirklich sehr dick, nahezu kugelrund, andere wiederum wirkten spindeldürr und ellenlang. Gerade erblickte Charly im Hintergrund einen, der war Minimum dreimal so groß wie er selbst, aber dünn wie ein Laternenpfahl, irgendsoein grünlicher Bursche. Wie die Gäste später noch erfahren würden, wuchsen die Tranjans ihr Leben lang weiter. Und so ein Tranjanleben dauerte sehr lange; wie lange genau, dass konnte ihnen keiner so genau sagen, in einer Welt ohne Zeit. Jedoch, wenn einer aufhörte zu wachsen, dann musste er zwangsläufig sterben, sei es am selben Tag oder erst in tausend Menschen-Jahren. Aber, um noch einmal auf die Körperform zurück zu kommen, zwischen den Extremen – Dick & Dünn, Groß & Klein – bewegten sich alle Tranjans in der gesamten Bandbreite. Ein jeder war einzigartig und absolut unverwechselbar. Auch die Farben erschienen bei jedem Individuum anders: Vom strahlenden Weiß bis zum tiefen Schwarz, vom zarten Rosa bis blutrot, vom Gelb der Sonne bis zum Braun der Erde so wie sämtliche Blau-, Grau, Orange- oder Grüntöne, alles war im Angebot. Hier und da sah man auch so etwas wie silbern schimmernde Farbtöne, wie bei einem metallicfarbenen Auto, nur schöner und abgasfrei. Lauter nette Wesen, genau wie die Menschen. Gemeine Typen schienen sich auf dem ersten Blick weder unter den Knetleuten noch unter den menschlichen Zeitgenossen zu befinden. Letztere waren von der Sonne braungebrannt, kamen offensichtlich aus allen Ländern der Menschenwelt und hielten wohl nur wenig von Kleiderzwängen oder gar Frisören. Nur die Bärte mochten sich wenigstens ein paar der Männer von Zeit zu Zeit stutzen. Es war eine lebenslustige Bande von Männern, Frauen und Kindern
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