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Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)

Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)

Titel: Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz-Josef Dohmen
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schmale Treppe zu seinem eigenen Schlafgemach hinaufstieg. „Sag bloß nicht mehr Sie zu mir, Ben. So was Dummes haben wir hier schon lange abgeschafft!“ Dann drehte er sich um und ging schlafen.
    Auch Lisa, die ebenfalls in Harrys Hütte untergekommen war, schlief. Schlief und träumte. Oder war es etwa schon wieder eine Vision, die sie plagte und ihr den erholsamen Schlaf raubte?
    In ihrem Traum erblickte sie ein monströses riesengroßes Wesen: Halb Mensch und halb Ungeheuer. Es hatte den Kopf eines wilden Stiers, und gewaltige spitze Hörner saßen bedrohlich auf dem Schädel. In tiefen Höhlen saßen heimtückische Augen wie rotglühende Rubine. Der Kopf war rundherum bedeckt von einer Löwenmähne. Das Maul weit aufgerissen, zeigte sich ein furchterregendes Gebiss, welches man eher einem Wolf denn einem Stier zugetraut hätte. Der Körper zeigte sich nahezu menschlich, jedoch viel massiver und muskulöser. Hände und Füße ähnelten dagegen wieder den Pranken eines mächtigen Löwen. Unbewegt, und dennoch eindeutig grenzenlose Angstverbreitend, befand sich das Monstrum inmitten einer finsteren, ihr unbekannten Welt. Lisa wusste nicht, wer oder war dieses Mischwesen nun war: Ein boshafter Gott, ein Dämon oder vielleicht beides in einem? Sie hatte jedoch einen Verdacht, den Namen des Monsters betreffend: Dies war Aichet in seiner wahren Form. Das war kein Mensch – das war ein Ungeheuer aus reiner Finsternis, das lediglich den Anschein von Menschlichkeit erweckte. Nur ein weiteres Trugbild.
    Dann verschwamm der furchtbare Anblick vor ihren geschlossenen, jedoch sehenden Augen. Sie war nun wieder ein Adler, und ein weiterer Traum begann. Der Vogel stieß aus schwindelerregender Höhe in die Tiefe. Auf den großen Wald zu. Lisa/Der Adler erblickte erst einzelne Baumgruppen, dann verschiedene Bäume und schließlich den Baum, unter dem erneut das Mädchen saß und weinte. Es hielt sich die Ohren zu und hatte die Augen fest geschlossen. Sie zitterte vor Angst. Aber Angst wovor? Lisa sah wieder sich selbst. Sie war dieses kleine Mädchen dort unten. Aber sie war doch noch nie in diesem Wald gewesen. Sollte das alles erneut eine Warnung für sie sein? Dann wachte sie in Schweiß gebadet auf und fühlte sich trotz aller Geräusche von lebenden und atmenden Wesen um sich herum einsam und verloren.
     
    Sie war als erste im Dorf früh morgens auf den Beinen ist. So konnte sie ungestört nachdenken. Über ihren Traum, ihre Vision. Sie wusste nicht, was es mit dem Wald, in dem sie sich selbst beim Weinen beobachten musste, wohl auf sich hatte. Niemals in ihrem wirklichen Leben hatte sie diesen speziellen Wald auch nur von Ferne gesehen. Sie war – außer im Traum – ganz sicher nie dort gewesen. Auch nachdem sie sich im Fluss gewaschen hatte, dessen Wasser ihr merkwürdigerweise um einiges kühler erschien als gestern noch, wollte ihr keine befriedigende Erklärung für diese Vision einfallen. Also wandte sie ihre Gedanken dem anderen, dem ersten Traum der vergangenen Nacht zu. Ihrer ersten Vision. Für Lisa bestand keinerlei Zweifel: Es handelte sich um das Böse. Dieser furchterregende Dämon musste der wirkliche Aichet sein. Sie wusste nicht zu sagen warum, war sich aber sicher, dass bei der Verfolgung des Bösen höchste Eile geboten war. Sie musste von der Praxisaufgabe, die Meister Athrawon ihnen übertragen hatte, abweichen und die Gruppe verlassen. Immerhin hatte nur sie diese Visionen, und nur ihr war im Rahmen der Prophezeiung die Verfolgung Aichets aufgetragen worden. Sie wollte die anderen der Blauen nicht in noch größere Gefahr bringen. Sollten sie doch an der Semesteraufgabe festhalten. Ihre Mission war eine andere. Dank Charlys Begleitung hatte sie den Weg bis hierher erfolgreich zurücklegen können, doch nun war sein Part der Prophezeiung offensichtlich erfüllt. Lisa hatte sich ganz allein dem Bösen zu stellen und zwar sobald wie möglich, bevor er das ganze Nichts zerstören konnte. Die Wege der Blauen Gruppe und Lisa mussten sich hier trennen. Endgültig und bei nächster Gelegenheit. Bis dahin durfte sie jedoch niemandem etwas von ihrem geplanten Alleingang erzählen. Sonst würden sie bestimmt versuchen, sie davon abzuhalten. Oder ihre Freunde würden darauf bestehen, sie zu begleiten. Und dann wären sie alle in höchster und unnötiger Gefahr, und ihre Mitstreiter würden zudem vielleicht die Gelegenheit verpassen, der neue Hüter des Gleichgewichts zu werden. All das musste sie

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