Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)
nicht vom Schmaus übrig. Nur ein paar leckere Sachen zum Aufwärmen für das morgige Katerfrühstück, mehr nicht. Aber das war nicht weiter schlimm. Würde halt am Morgen nochmal gekocht werden. Auch Charly hatte, wie es seine Art war, ordentlich zugelangt. Dennoch ließ er es sich nicht nehmen, ein Hähnchenbein zum Nachtisch zu knuspern, als die Musik einsetzte, und ein paar Einheimische zu tanzen begannen. Für die Musik sorgten die ausgelassenen Tranjans. Sie besaßen einfache Holztrommeln und eigenartige Saiteninstrumente. So eine Art altertümlicher Gitarren oder etwas in der Machart. Auf jeden Fall machten sie damit eine wunderschöne Musik. Abwechselnd stimmungsvolle und schwingende Tanzmusik, dann wieder eher langsame Stücke zum Träumen und Davonschweben. Aber das Beste daran war nicht die Musik im eigentlichen Sinne, es waren vielmehr die Stimmen. Es handelte sich zwar um völlig textlose Lieder. Doch die Tranjans zogen ihre Zuhörer allein durch das Heben und Senken ihrer glockenhellen bis hin zu aus unendlichen Tiefen zu stammen scheinende Stimmen in ihren Bann. Sie änderten Tonlagen und Stimmungen, lösten aber in jedem Fall Wohlbehagen bei den Gästen aus. Was für ein wundervolles Konzert das war. Als dann schließlich mehr oder weniger alle Menschen des Dorfes unter Harrys Begleitung am Akkordeon ein paar schwungvolle Seemannslieder zum Besten gaben und sich im Takt dazu bewegten, traute sich Lisa, die bisher eher still war, Charly zum Tanzen aufzufordern. Der zierte sich ziemlich mit dem Hinweis, er habe doch seine Mahlzeit noch gar nicht beendet. Auch Lisas Hinweis, in ihrem Dorf im Süden würde beinahe täglich getanzt, und sie selbst sei gar nicht schlecht darin, konnte ihn nicht umstimmen. Schnell grabschte der Junge nach einem weiteren Hühnerbein und verzog sich außer Sicht. Ben grinste, gab aber dennoch acht auf Nessy; nicht dass diese noch auf dumme Gedanken kam. Aber Nessy konnte dem Tanz eh nichts abgewinnen. Rockmusik wär vielleicht eher ihr Fall gewesen. Rippenbiest hielt es mir Charly und schaute nach, ob sich noch etwas Essbaren auftreiben ließe. Lisa jedoch war keineswegs entmutigt und steuerte Horst an, der sich mehr oder weniger erholt von seiner Übelkeit zeigte. Der schwang dann für die Dauer eines Liedes (ein wenig wackelig allerdings) das Tanzbein mit dem rothaarigen Mädchen, gab dann aber schließlich auf, vielleicht auch wegen des ein oder anderen Bieres, das er zuviel getrunken hatte. Kurz darauf legten auch die Musiker eine Pause ein.
Ben, der sich noch einen Apfelsaft gönnte, bemerkte, dass an seiner Seite der alte Harry platzgenommen hatte und mit den Tranjanmusikern etwas besprach. Ben nahm sich vor, nachher noch einmal mit dem alten Mann zu reden. Auf der anderen Seite hatte sich Jeremias, der älteste Sohn Harrys, neben Ben gesetzt. Er hatte sich noch ein Fläschlein Weizenbier organisiert und sprach alsbald über seinen verstorbenen Bruder Thomas. Dieser war ein guter Ehemann und Vater einer sechsjährigen Tochter gewesen, erzählte Jeremias mit vom Alkohol belegter Stimme. Thomas kam im vergangenen Winter ums Leben, als er zu spät von einer Provianttour aus dem Zentrum zurückkehrte. Kurz vor Erreichen des Dorfes wurde er von einem sehr schweren Schneesturm überrascht, nachdem gerade zuvor noch die warme Sonne geschienen hatte. Seine Leiche wurde von einem Suchtrupp aus dem Dorf erst lange nach der Schneeschmelze gefunden. Es war das traurigste Ereignis der letzten Zeit im Dorf der Tranjans. Ben hörte durchaus interessiert zu, als der Mitfünfziger von dem Unfall erzählte. Aber besonders hellhörig wurde er, als er zum ersten Mal seit seiner Reise ins Nichts das Wort Winter vernahm. Ein Winter in dieser Gegend? Wo das Wetter doch bisher immer - bis auf die furchtbare Regenperiode - so schön und warm gewesen war. Ben wollte mehr darüber wissen, drängte aber nicht darauf, mehr von Jeremias über das für ihn unangenehme Geschehnis zu hören. Also schnitt er vorerst anderes Thema an und erzählte von seinem eigenen, bisherigen Leben, von seiner Schule, den Eltern und von seiner kleinen Schwester. Besonders spannend kam ihm das alles dabei nicht gerade vor. Und er erzählte ihm auch einiges über die Aufgabe, die sie als Auserwählte von Meister Athrawon erhalten hatten. Und über die Kandidatur zum neuen Hüter des Gleichgewichts. Zwar hatte Jeremias schon mehr als ein Bier getrunken, war aber noch weit davon entfernt, auf Hottes Level zu
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