Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)
gelangen.
„Meister Athrawon ist auch uns hier nicht unbekannt. Er ist ein hochangesehener Gelehrter und soll dem Vernehmen nach ein sehr angenehmer Zeitgenosse sein. Eine absolute Berühmtheit hier im Nichts. Und den Hüter des Gleichgewichts kennt natürlich jedes Kind. Zumindest aus Erzählungen und Überlieferungen. Dass er abgelöst und berentet werden soll, haben wir hier allerdings noch nicht gehört. Unsere einzige nennenswerte Informationsquelle ist nämlich der gute alte Yoghi, und den interessiert sowas nicht sonderlich. Der ärgert sich immer nur über die Politiker im Zentrum.“
„Schade“, entgegnete Ben, grinste aber breit. „Und ich dachte schon, wir seien Superstars. Zumindest haben sie mir das erzählt, als man mich zum Mitmachen überredet hat. War wohl nichts.“
„Mach dir nichts draus, Ben. Hier drücken euch auf jeden Falle alle die Daumen, dass auf jeden Fall einer von euch der neue Hüter wird. Wär echt klasse.“
Dann nahm Jeremias noch einen Schluck Weizenbier und das Gespräch plätscherte locker dahin. So verging die Zeit. Viele waren inzwischen schon schlafen gegangen. Dagegen war Horst, Beamter im Ruhestand, eher untergetaucht. Er lag voll bis zur Oberkante der Unterlippe auf einer einsamen Bank am Ende der Festtafel. Aber niemanden störte es. Schließlich waren fast alle anderen verschwunden. Auch Jeremias verabschiedete sich schließlich und wankte in seine Hütte. Ob seine Frau wohl schimpfen würde? Egal. Harry dagegen wandte sich nun Ben zu.
„So, mein Freund. Ich habe die Tranjanmusiker dazu überreden können, noch eine Zugabe für uns zu geben. Sozusagen der musikalische Höhepunkt des Abends. Ich freue mich, dass du noch da bist, um sie zu hören. Ich denke, du wirst begeistert sein. Legt los, Musikanten!“
Dann legen die Tranjans los: Ein langer Roter nahm so etwas wie eine Harfe zur Hand, ein kleinerer Hellblauer ein Blasinstrument aus Holz, ähnlich einer Flöte aus zwei Röhren. Ein Dritter, groß und dick und dunkelgrün – fast schwarz – sang dazu. Es war mehr ein Summen in einer sehr hohen, angenehmen Tonlage. Wunderbar musikalisch unterlegt von den leichten Tönen der Flöte und dem unaufdringlichen Rhythmus der Harfe. Einfach himmlische Musik.
„Wie ein Engelschor!“, stotterte Ben halb benommen.
Die Traummusik schien kein Ende zu nehmen. Die hohen melancholischen Töne hatten längst seine Seele zum Schweben gebracht, der Wirklichkeit entrückt. Es war, wie neugeboren zu werden oder noch schöner. Als die wenigen verbliebenen Gäste die Augen geschlossen und tiefsten inneren Frieden gefunden hatten, was offensichtlich genau in der Absicht der Musiker gelegen hatte, brach die Melodie abrupt ab. Wie aus einem wunderbaren Traum erwachten die schon leicht übernächtigten Zuhörer. Als sie ihr Bewusstsein wieder unter Kontrolle und ihre entrückten Seelen wiedergefunden hatten, sprach Harry erneut Ben an.
„Ich denke, das Fest ist zu Ende. Die letzten Gäste gehen schlafen. Gleich wird der Morgen dämmern. Aber du wolltest noch mit mir reden. Du hast wohl viele Fragen, mein Freund!“
Ja, so viele Fragen und ungelöste Rätsel bohrten in ihm, dem Erdling. Aber gleichzeitig spürte er auch die bleierne Müdigkeit in seinem Geist und seinen Knochen. Zudem wollte er den alten Mann nicht um den wohlverdienten Schlaf bringen. Also lehnte er dankend ab.
„Nun, Harry, ich denke, wir lassen das bis Morgen ruhen. Ausgeschlafen denkt es sich sicher besser. Soll ich noch ein bisschen aufräumen? Ich würde Ihnen gerne helfen.“
„Du hast recht. Wir werden Morgen wohl Zeit für ein Gespräch finden. Das verspreche ich dir! Ich weiß ja inzwischen, wie neugierig du bist. In der Hinsicht sind wir wohl beide gleich. Und was das Aufräumen angeht – auch das kann bis morgen warten. Wer morgen früh keinen Kater hat, hilft mit, und wer keine Lust hat, dem nimmt man es auch nicht übel. Da sind wir flexibel. Also wünsche ich dir eine gute Nacht. Und denke daran, du brauchst dir keinen Wecker zu stellen. Der Sommer ist die Zeit der Faulenzer und Langschläfer. Bis Morgen also, junger Freund.“
Beide verließen sie schließlich den Festplatz in Richtung Harrys geräumiger Hütte, die er zusammen mit seiner einzigen Tochter bewohnte. Ben wünschte seinerseits dem Dorfältesten eine gute Nacht und nahm eines der zahlreich vorhandenen, gemütlichen Betten in Beschlag.
„Noch etwas!“, rief der Alte dem Auserwählten von der Erde hinterher, als er die
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