Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)
und zu enden, wie all die toten Tiere, bekannten wie unbekannten. Unter dem Wurzelwerk einer längst umgestürzten alten Buche waren auch noch ein paar lebendige Mitgeschöpfe zu sehen: Eine Schnabeltierfamilie, die sich hier tatsächlich einen Unterschlupf baute, und ein Tier, dass in der anderen Welt längst ausgestorben war - ein Beutelwolf, den es noch bis vor wenigen Jahrzehnten in Tasmanien gegeben hatte. Er hätte sich gerne ein oder zwei von den jungen Schnabeltieren zum Abendessen einverleibt, aber die Eltern waren auf der Hut und beschützten ihre Jungen wehrhaft und lautstark. Schließlich gab der seltsame Wolf auf und verließ immer noch hungrig die Szenerie. In Windeseile entschwand er Lisas Blicken. Sie löste ihre Augen von der beeindruckenden Natur und marschierte vorsichtig weiter. Tiefer in den Spalt im Berg hinein, weiter am Fluss entlang.
Lisa hatte schon einen gehörigen Vorsprung herausgeholt. Sie war ohne Unterbrechung vorwärts gegangen, ohne auf Hunger, Durst und Müdigkeit zu achten. Sie war sicher, dass man ihr folgen würde. Sie würden wohl wissen, in welche Richtung sie gegangen war. Sie machten sich ganz bestimmt Sorgen um sie. Doch sie hatte sich der Gefahr alleine zu stellen. Sowohl die uralte Weissagung, wie auch die Traumvisionen der letzten Zeit ließen keinerlei Zweifel bei Lisa zu. Sie schritt wie eine Schlafwandlerin den waghalsigen Weg am Fluss entlang. Sie setzte einen Fuß vor den anderen, als wäre sie blind, aber mit einer Sicherheit, so als würde sie geleitet. An einigen Stellen war der Sims neben dem Fluss nicht einmal mehr einen Meter breit und lag nur noch wenig höher als die Wasseroberfläche. Die Flechten und Algen machten den Fels glitschig. Doch Lisa schaffte es. Die Schlucht wurde schließlich breiter, als sie die andere Seite fast erreicht hatte. Hier war der Fluss dann wieder etwas langsamer geworden. Und das Schlammbraun verwandelt sich erneut in Tiefblau. Sie blickte hinab auf ihren nassen Wegbegleiter der letzten Tage. Eben noch schienen die Wände links und rechts des Stromes senkrecht in die Höhe bis in den Himmel gewachsen zu sein, doch jetzt, als Lisa den Wasserfall erreicht hatte, wichen die Felsen weit zurück. Am Ende der Schlucht war das Gelände beinahe wieder eben, so dass Lisa den Abhang hinab steigen konnte, ohne mit dem Wasserfall, der sich neben ihr mit unvorstellbarem Lärm und unfassbarer Macht in das riesige Meer ergoss, in Berührung zu kommen, wenn sie nur vorsichtig genug war.
Ben und seine Freunde waren in diesem Augenblick noch zu weit entfernt, als dass sie das Mädchen hätten ausmachen können. Doch sie wussten, sie konnte eigentlich nicht mehr weit entfernt sein. Angst krallte sich tief in ihre Herzen, als sie sich den fließenden Wirbeln aus Zerstörung am Eingang zur Schlucht näherten. Die unerfahrenen Seefahrer sahen die vielen umhertreibenden Wasserleichen. Bäume, Hirsche, Wasserbüffel, allerlei Kleintiere und Wesen, die sie niemals zuvor, weder tot noch lebendig, gesehen hatten. Wesen aus einer anderen Dimension halt. Und bei jedem vergangenen Leben, dass sie nicht sofort identifizieren konnten, fürchteten die Auserwählten, es könnte sich um Lisa handeln. Hoffentlich war ihr nichts passiert. Charly sprach nun gar nicht mehr, aus Furcht, etwas Falsches zu sagen, denn er dachte immer noch daran, dass er wohl nicht ganz unschuldig an Lisas Situation war. Immerhin hatte sie ihn um Unterstützung gebeten, und er hatte sie nicht ernst genommen. Aber nirgends war eine Spur von Lisa zu entdecken. Die drei Menschen und der Taure hatten hier noch keine Probleme damit, ihr kleines Boot in den Canyon zu lenken, denn allein die Kraft dieses Stroms zog sie mit hinein in die Schlucht zwischen den Bergen und macht jede weitere Paddelei überflüssig. Doch das Tempo wurde zusehends mörderisch. Sie schafften es mit Mühe und Not, dass ihr Gefährt nicht umkippte und sie Gefahr liefen zu ertrinken. Sie konzentrierten sich darauf, in der Mitte des Flusses zu bleiben, um den scharfkantigen Felsen und dem niedrigeren Flussbett an den Ufern zu entgehen. Hierfür benutzten die Vier nun wieder ihre Paddel.
„Meine blöde Nase juckt“, stellte Ben fest, obwohl ihn bei diesem Lärm eh keiner hören konnte. „Das heißt, uns steht Ärger ins Haus.“
Ben sollte wohl Recht behalten, doch konnte er nichts an der Situation ändern, in der sie sich befanden. Er hatte genug damit zu tun, mit der einen Hand das Paddel und mit der anderen
Weitere Kostenlose Bücher