Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)
Taure dem Biest noch einen dezenten Faustschlag pro Kopf, der ihn mit Sicherheit noch ein paar Stündchen im Reich der Träume verweilen lassen würde. Die Vier grinsten frech und stiegen wieder in den Benz. Stunden später erwachte die Bestie und hatte gleich zwei Brummschädel. Zu dieser Zeit hatten die Auserwählten endlich das Zentrum erreicht.
Ein überwältigender Anblick war das. Etwa einen halben Kilometer vor dem Zentrum stoppten die Kids ohne Führerschein ihren neu erworbenen Wagen, stiegen aus und vertraten sich erst einmal die müden Beine. Vor ihnen lag die größte Stadt, die je eines Menschen (oder anderen Wesens) Auge erblickt hatte. Sie sahen genau, an welcher Stelle die Metropole des Nichts ihren Anfang nahm; am Ortsschild nämlich. Aber weder rechts, noch links und erst recht nicht in noch so weiter Ferne war ein Ende der Millionenstadt zu erahnen. Wie das Nichts selbst schien auch dieser Moloch unendlich zu sein. Wie mochte es Lisa dort ergehen, sofern sie überhaupt hier angekommen war, fragte sich Ben.
Charly schien seine Gedanken zu lesen. „Wenn sie klug und abgebrüht genug war, einen Spinner aufzutreiben, der sie mit einem klapprigen VW bis hierher mitgenommen hat, dann schafft sie locker auch den Rest. Garantiert.“
„Denke ich auch“, bestätigte Nessy. „Hätte ich ihr, ehrlich gesagt, gar nicht zugetraut.“
„Möglicherweise ist sie ja auch gekidnappt worden“, gab Ben zu bedenken. „Ihr wisst doch noch, was Minnesota so alles vom Stapel gelassen hat.“
„Ach der; der weiß auch nur, dass es nachts dunkel wird.“
„Und außerdem ist unsere Lisa ja nicht auf den Kopf gefallen“, ergänzte Charly, war sich jedoch keineswegs seiner Sache so sicher, wie er den anderen Glauben machen wollte.
Die Skyline des Zentrums war absolut atemberaubend. Unzählige, riesige Wolkenkratzer aus Stahlbeton und gewaltigen Glasflaschen ragten aus dem Gesamtbild heraus und reflektierten das grellweiße Licht der Sonne. Die Gebäude ringsum stammten allerdings aus vielen verschiedenen Epochen, wie es den Anschein hatte. Vom Mittelalter bis zur Moderne. Eine gewagte Kombination aus gestern und heute. Fast mutete die Silhouette der Stadt wie die einer ganz normalen US-amerikanischen Millionenstadt an. Aber hinter der schillernden Fassade der größten Zivilisationsansammlung aller Zeiten brodelte es. Nirgendwo anders waren die Unterschiede größer: Arm und reich. Brutal und handzahm. Alt und Jung. Mensch und Tier. Schwarz und weiß so wie gut und böse. Und irgendwo mittendrin die drei Dinge, die Ben und seine Freunde suchten: Der Stein aus Raum und Zeit, das Labyrinth und allem voran Lisa. Sie stiegen wieder ins Auto und wagten die Fahrt ins Ungewisse. Was blieb ihnen denn schon anderes übrig?
Ein in Anbetracht der atemberaubenden Kulisse geradezu lächerliches, ebenso mickriges wie rostiges Ortsschild wies die müden Wanderer schließlich darauf hin, womit sie es hier zu tun hatten:
ZENTRUM von Nichts
Betreten auf eigene Gefahr!
Eltern haften für ihre Kinder!
Nicht mehr und nicht weniger gab es an dieser Stelle in schwarz auf gelb zu erfahren. Na, immerhin waren ihre Eltern nicht zugegen...
Der Highway teilte sich von hier aus in viele Seitenstraßen, Gassen und verwinkelte Pfade auf. Die Auserwählten blieben jedoch fürs Erste auf der Hauptstraße. Rechts und links waren zu Beginn ganz normale Wohnhäuser zu sehen. Scheinbar befanden sie sich innerhalb einer Menschensiedlung. Zumindest sahen die Einwohner hier so aus wie sie selbst, sah man mal vom Tauren ab. Die Fahrt führte auf den ersten paar Kilometern schnurstracks geradeaus durch eher langweilige Wohnblocks mit normalen Leuten, normalen Autos und normalen Häusern. Alles normal. Doch wie ging es jetzt weiter? Die Abenteurer warteten auf den ersten Wegweiser.
Und schließlich, an der ersten nennenswerten Kreuzung fanden sie, was sie suchen: Ein Blechschild, das nach rechts verwies, wo demnach ein Touristeninformationszentrum zu finden sein sollte. Hörte sich interessant an. Gesucht - gefunden. Die Vier parkten vor dem kleinen Laden, schlossen den Wagen zur Sicherheit gut ab und kauften sich beim Verkäufer des Ladens (tatsächlich ein normaler Mensch, wie es schien) erst einmal eine Straßenkarte der Stadt.
Die einzelnen Bezirke des Zentrums hörten nach den Angaben in der Karte auf so seltsame Namen wie Menschenviertel West und Ost (hier befand man sich offenbar gerade), Macabra Slums,
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