Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)
ging zügig voran. Der bärenstarke Motor konnte sich auf diesem schnurgeraden Highway so richtig austoben. Kein Schild, das vorschrieb, wie schnell man fahren durfte und erst recht keine lästige Polizeistreife. Hier und da sahen die Reisenden eine verrostete Hinweistafel: Sie fahren in Richtung Zentrum!, stand darauf zu lesen. Als ob sie das nicht selbst gewusst hätten. Diese Autobahn führte ja nur in eine Richtung.
Zum Glück hatten die Auserwählten den riesigen Tank des Wagens an Minnesotas Tankstelle noch einmal aufgefüllt, denn als es wieder dunkel wurde im Nichts, hatten die Vier schon eine gewaltige Strecke hinter sich gebracht. Aber vom Zentrum noch immer keine Spur. Inzwischen hatte sich die Landschaft aus Felsen und Wiese in eine raue Wüste verwandelt. Rechts nichts, links nichts, nur im Wind verirrte Staubkörner und herrenlos herumfliegendes vertrocknetes Strauchwerk kreuzten hier und da den einsamen Highway bis zum ersten Fahrerwechsel. Nessy fuhr durch bis zur Morgendämmerung. An der Landschaft hatte sich bis dato nichts geändert. Aber einige Autowracks am Straßenrand zwischen vereinzelten Kakteen gaben Hinweise darauf, dass man sich der Zivilisation näherte. Ob das wohl Autos waren, die Minnesota einigen gutgläubigen Abenteuersuchenden angedreht hatte? Bestimmt klemmte noch hinter dem ein oder anderen Steuer der toten PS-Protze das Skelett eines vom Autohändler übers Ohr gehauenen Kunden.
Zur gleichen Zeit, nicht übermäßig weit entfernt saßen die beiden Männer – der Mönch und der Dämon – wieder gemeinsam im Dämmerlicht des staubigen Kellerraums. Der Kerzenschein ließ nur einen langen verstaubten Tisch, ein paar Stühle auf Rollen sowie eine Reihe Metallschränke erkennen. Und wieder war das Gesicht des Mönches für sein Gegenüber nicht zu erkennen.
„Was soll dieses Versteckspiel?“, fragte Aichet einmal mehr. „Warum zeigst du dich nicht? Wir sind Vertragspartner und sollten mit offenen Karten spielen. Du weißt, ich könnte dich dazu zwingen, wenn ich meine Handschuhe ablege.“
„Das ist mir durchaus bekannt. Vor allem, nachdem du im Zentrum so deutlich deine Spuren hinterlassen hast. Aber vergiss nicht, dass ich es war, der dich aus deinem ewigen Gefängnis befreit hat. Ohne mich wärst du nichts. Und du bist auf meine Hilfe angewiesen, denn nur ich weiß, wie du an die Pläne gelangst, die dich aus dieser Welt in etliche andere bringen können. In deine eigene zum Beispiel.“
„Ich hoffe, das ist die Wahrheit. Wenn du mit mir Spiele spielst, wirst du es bereuen. Außerdem willst du den Stein haben. Und du kannst ihn nur durch mich bekommen.“
„Es gibt auch noch eine andere Möglichkeit.“
„Du denkst an den Jungen, Befreier?“
„Nein, der ist mir egal. Ich habe anderes im Sinn. Aber wenn du es tust, geht es schneller. Aber du tust nichts, wenn ich das richtig deute. Machst dir lediglich einen Spaß daraus, Unschuldige nach Lust und Laune umzubringen. Die Zeitungen sind voll von den Geschichten. Wem nutzt so etwas?“
„Nun, man kann niemals genug Lebenszeit stehlen und anhäufen. Selbst ich nicht. Außerdem bereitet es mir Freude, Befreier.“
„Ich habe dich nicht befreit, damit du deinen Hobbies nachgehen kannst, Dämon. Du solltest langsam anfangen, unser gemeinsames Ziel zu verfolgen. Der Hüter wird jeden Tag schwächer, bis er endlich in Rente gehen wird. Bis dahin solltest du ihm den Stein abgenommen haben.“
„Das ist nicht so einfach. Den Jongleur zu töten, ist kein Hexenwerk. Bestimmt nicht. Doch steht das ganze Volk deiner jämmerlichen Welt hinter ihm und dem Stein. Ich werde eine Streitmacht brauchen, um auch deren Widerstand zu brechen. Erst dann kann ich mit dem Stein verfahren, wie ich will.“
„Wie ich will, meinst du wohl?“
„Selbstverständlich, Befreier.“
„Also höre mit deinem sinnlosen Morden auf und sieh zu, dass du dir endlich Verbündete suchst.“
„Das werde ich. Mein Plan steht sogar schon fest. Doch werde ich erst im nächsten Frühjahr mit dessen Umsetzung beginnen können. Bis dahin werde ich die Zeit nutzen und dafür sorgen, dass der verfluchte Junge stirbt. Denn nur er kann meine Pläne noch durchkreuzen.“
„Unsinn. Der Junge ist ein Witz!“
„Möglicherweise. Doch will ich kein Risiko eingehen. Wenn meine Trugbilder ihn nicht zur Strecke bringen, werde ich einen Gegner aus Fleisch und Blut auf ihn ansetzen. Mein fähigster Handlanger wird ihn am Ende seines Weges erwarten und
Weitere Kostenlose Bücher