Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)
und sah einerseits mitleidig zu, wie der alte Mann seine Suppe aß. Andererseits musste er sich aber auch sehr zurückhalten, um nicht laut zu lachen bei diesem Anblick. Der Greis hatte die Schüssel vor sich auf dem Tisch stehen. Doch noch bevor er mit dem vollen Löffel seinen Mund erreichte, hatte er durch seine extreme Zitterei in beiden Händen fast alles an Suppe in und auf der Nachbarschaft verteilt, bevor er sie essen konnte. Mehrfach sah sich Ben mit herumfliegender Suppe konfrontiert.
„Eine leckere Suppe war das, gute Frau“, lobte Charly kurz darauf völlig zu Recht die Dame des Hauses. „Hühnersuppe, nicht wahr?“
„Ganz genau. Ludwig hat sie mit Liebe gekocht. Aber das war noch gar nichts. Jetzt kommt der Hauptgang und dann der absolute Höhepunkt. Unseren ganz speziellen Nachtisch. Speziell für unsere Gäste.“
„Wir werden sicher begeistert sein. Was ist es denn?“
„Das kann ich euch noch nicht verraten. Wir wollen unsere Gäste doch damit überraschen. Aber ihr werdet sicher euer Leben hergeben für so was Leckeres.“
„Ich immer!“, tönte Charly unbefangen.
Ludwig brachte eine reichlich gefüllte Servierplatte nach der anderen auf den edlen Tisch. Braten, Lachs, Kaviar, Kartöffelchen, feine Saucen und so weiter. Der üppige Hauptgang.
„Ach Mama!“, maulte der fette Junge, der sich bereits von oben bis unten bekleckert hatte, mit vollem Mund. „Können wir das nicht alles überspringen? Ich will jetzt schon einen von den vier Nachtischen versuchen.“
„Aber nein, mein Junge. Der ist doch noch roh. Du verdirbst dir nur den Magen.“
Aus der Küche hörte man Ludwig, wie er ein Messer, oder sogar eine Axt wetzte. Auch Konny und Vater Hansen drängten nun auf den Nachtisch.
„Eigentlich hätten wir Tante Klara einladen können. Vier so große Festtagsmenüs hätten auch für mehrere gereicht. Ob sie wohl schön braun und knusprig werden?“
Opa lief der Sabber die Mundwinkel herab. Alle Hansens schauten hungriger denn je drein.
„Darf ich das Schenkelfleisch von dem Kleineren haben?“, bat Tina. Einen Moment lang herrschte absolute Ruhe. Dann lachte Betty laut und irgendwie unecht. Alle lachten mit. Warum eigentlich?
Der Hauptgang näherte sich schließlich seinem Ende, und Ben fragte sich, was wohl zum Nachtisch serviert werden würde. Es schien sich um ein weiteres Fleischgericht zu handeln. Vier Stücke Fleisch. Und diese waren im Augenblick offenbar noch roh. Ihm wurde irgendwie mulmig zumute. Und auch den anderem gefiel zum Beispiel die Geschichte mit den Schenkelstücken des Kleineren ganz und gar nicht. Der Taure kratzte sich nachdenklich den gewaltigen Kopf. Charly verharrte mitten im Kauen, und Nessy ließ die Gabel klirrend auf ihren Teller fallen. Was wurde hier eigentlich gespielt?
„Ludwig!“, rief die gnädige Frau den Monsterbutler herbei. „Räume doch bitte nun den Tisch ab. Dann kannst du die Axt holen.“ Ludwig räumte ab.
„Weshalb die Axt?“, fragte Ben, obwohl er die Antwort bereits zu kennen glaubte.
„Na, für den Nachtisch!“, antwortete Konny wahrheitsgemäß, und alle Hansens lachten wie blöde.
„Ich kann ihnen gerne meine Axt leihen“, meinte Rippenbiest. „Die liegt im Kofferraum unseres Wagens.“
Nessy zupfte ihm am Arm und flüsterte ihm zu, er solle bloß vorsichtig sein.
„Danke, nein. Machen Sie sich doch bitte keine Umstände. Ludwig wird's schon richten.“
„Mama, ich will jetzt schon mal einen Arm essen“, drängte der jüngste der Hansensippe erneut auf Nahrungszufuhr. „Egal, wenn er noch roh ist. Ich hab doch so doll Hunger!“
„Aber nein, mein Purzelchen, wenn du so etwas roh isst, hast du wieder die ganze Nacht über Blähungen, das weißt du doch.“
„Hab aber echt irre Hunger!“
Charly schwante auch etwas. Aber das konnte doch wohl gar nicht sein, oder?
„Auf was hättest du denn besonders großen Hunger?“, fragte er den Jungen, der ganz in seiner Nähe saß und die Gabel durch die Luft schwang.
„Auf dich zum Beispiel!“, brüllte der Kleine und fletschte schließlich die Zähne. Und sofort zückte auch der Rest der Hansens das Besteck. Rippenbiest ärgerte sich, weil er sein Kriegswerkzeug nicht mitgenommen hatte. Nessy schreckte hoch und stieß dabei ihren Stuhl um. Auch Ben und Charly zuckten zurück und sahen im gleichen Augenblick, wie der krumme Ludwig mit dem feingeschliffenen Hackebeil die Bühne betrat. „Der Ofen ist heiß!“, rief er.
Es ging los.
„Verdammt,
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