Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)
angeknabbert werdet.“
Langsam wurde es echt kritisch. Während des Hinhaltegeschwafels des lieben Konny war die ganze Sippe samt Ludwig und Opa im Rollstuhl der Sitzecke bedrohlich nahe gekommen. Und alle hatten ihr Essbesteck mitgebracht. Der Krumme sogar das frisch geschliffene Hackebeil.
„Ben, Ben!“, drängte Charly. „Jetzt kann uns nur noch einer deiner guten Einfälle retten.“
„Ich denk ja schon! Ich denk ja schon! Hört zu, Hansens: Wir haben es uns überlegt. Eure Einladung zum Übernachten hat uns sehr erfreut. Und auch von dem Menü, von ein paar Ausnahmen einmal abgesehen, waren wir sehr angetan. Aber trotz unserer ewigen Dankbarkeit sehen wir uns außerstande, als Nachtisch an eurem Mahl teilzunehmen und suchen jetzt mit Verlaub das Weite, wenn es denn genehm ist.“
Nette Ansprache.
„Oh, nein! Es ist nicht genehm!“, machte Konny seine Absichten mehr als deutlich. „Wir essen euch, und damit Basta! Keine Widerrede!“
„Tolle Idee, großer Gruppenleiter!“, maulte Charly ziemlich angefressen (oder auch noch nicht).
Was jetzt? Opa blies zum Angriff, wie dereinst im Kriege als Major. Ludwig schwang wieder seine Axt und stürmte auf die Drei los, während der Taure nur ein paar Meter weiter alle Hände voll damit zu tun hatte, die Prügel von Töchterlein Tina abzuwehren. Dann flogen zerfetzte Möbelteile durch den Salon, als der Butler zur rotierenden Kreissäge wurde. Bis in den hintersten Winkel des Raumes mussten die Auserwählten schließlich vor ihrem irren Angreifer fliehen. Aber jetzt saßen sie – endgültig in die Enge getrieben – wie die Mäuse in der Falle. Eine tödliche Falle. Und die herrlichen Waffen des Tauren schlummerten friedlich im Kofferraum ihres Wagens. Verdammt! Ben hatte endlich einen letzten verzweifelten Einfall. Die Zeit wurde nämlich knapp. Er erspähte aus den Augenwinkeln heraus hinter sich ein Fenster, nahe der Zimmerecke. Blitzschnell drehte er sich um und öffnete es. Zum Glück befand sich der Salon parterre, so dass die Vier gefahrlos hinausspringen könnten. Ben blickte ins Freie, während in unmittelbarer Nähe das Geflecht aus Servierplatten, Stuhlbeinen und Sesselkissen an Substanz verlor. Doch wurde dieser Blick getrübt durch ein paar senkrechte Eisenstäbe - ein massives Gitter. Das war's dann wohl. Keine Chance mehr, dem Irrsinn zu entkommen. Durch die Stäbe passte kein Mensch und erst recht kein Taure hindurch. Kein Mensch?
„Kukaaaaaa!“, rief Ben in die Dunkelheit hinein, obwohl er nicht wusste, wie die schwarzweiße Katze ihm hätte helfen können. Doch die fackelte nicht lange. T2 schaffte es noch nicht, hoch auf die Fensterbank zu springen. Sie blieb sozusagen als Nachhut unter dem Fenster sitzen und wartete auf ihre Freunde. Aber die Kuhkatze war in Null Komma Nichts in den Salon geflitzt und stellte sich schützend vor Rippenbiest und die Menschen auf die Rückenlehne eines zerfetzten Sessels. Die Zähne gefletscht, das Fell gesträubt und fauchend vor Wut.
„Nein, nein!“, schimpfte Opa. „Katzen essen wir nicht! Nur Menschen.“
„Hallo?“, rief Rippenbiest. „Ich bin auch kein Mensch.“ Der Kommentar brachte ihm durch Nessy lediglich einen kräftigen Ellbogenstoß in die Rippen ein.
Aber den Butler störte die Katze nicht sonderlich. Er holte zum letzten entscheidenden Schlag mit dem Beil aus. Die verschreckten Teenager gingen hinter dem Rest des Sessels aussichtslos in Deckung. Nun reichte es der Kuhkatze aber endgültig. Wollte dieser verrückte Axtmörder etwa ihre Lieben umbringen? Nichts da! Sie sprang dem Butler in das hässliche Gesicht. Je vier Krallen bohrten sich zielsicher nebeneinander in die Stirn des Dieners. Und so ließ sich das allerliebste Kätzchen bis zum Kinn hinabgleiten und hinterließ tiefe, blutige Wunden. Der Diener seinerseits schrie laut auf vor Schmerz. Endlich: Die Vier reagierten schnell auf die neue Situation. Links und rechts vom zerstörten Sessel huschten sie aus ihrem Unterschlupf. Sie sahen, dass Ludwig vor Pein in die Knie gegangen war und die Hände vor das Gesicht presste. Jeder der Auserwählten verpasste dem Widerling einen derben Tritt in die Seite (oder wohin auch immer), bis der schließlich genug hatte und röchelnd auf dem Parkett liegenblieb. Dieser Ludwig wollte sie essen, und da kannte die Freundschaft der Vier denn nun doch ihre Grenzen. Der Taure packte sich schließlich die Axt, die der Butler hatte fallen lassen und bedrohte nun seinerseits die Hansens.
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