Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)
bist du denn jetzt wieder für ein Spinner?“, wollte Charly wissen, nachdem er rückwärts erst einmal die erste Treppenstufe wieder hinuntergestiegen war.
„Mein Name ist Shan Kin Teng und ich bin der beste Zahnarzt von Macabra. Ihr seid die Auserwählten, ja?“, fragte der kleine Mann mit der schrillen Piepsstimme.
„Möglich“, knurrte Nessy. „Aber wir brauchen keinen Zahnarzt. Vielen Dank auch!“
„Da ist der Zöllner aber anderer Meinung“, entgegnete der Chinese. „Er hat mich geschickt, damit ich euch ein paar Zähne fülle. Und zwar mit euren eigenen Gehirnen!“ Er lachte wie der Teufel leibhaftig.
„Ich hör wohl nicht recht“, bibberte Charly. Er mochte keine Zahnärzte. „Du kriegst weder mein Gehirn noch meine Zähne. Brauch ich alles noch selbst!“
„Soll ich ihn platt machen?“, fragte Rippenbiest in die Runde und griff schon wieder nach seiner Axt.
„Spaß beiseite“, beharrte der Doc. „Jetzt wird gebohrt.“ Laut heulten Black und Decker auf.
„Lass uns schleunigst von hier verschwinden!“, brauchte Ben nur ein einziges Mal zu rufen und schon traten die vier Freunde den endgültigen Rückzug von der Treppe an und stürmten durch die nächstbeste Tür. Sie hatten keine Wahl: Zurück nach oben, wo die Geister toben, ging's nicht mehr, in der Küche lauerte die vermutlich wiederbelebte Tranchier-Mamsell - also wurde wieder eine Tür geöffnet und geschlossen. Gemeinsam mit den Vierbeinern betraten sie notgedrungen das Schlafzimmer des Zöllners. Die Tür war bereits ins Schloss gefallen, als sie bemerkten, dass von innen keine Klinke und kein Knauf angebracht war. Sie saßen also in der Falle. Doch immerhin schien der Zahnarzt ihnen nicht zu folgen.
„Ich hätte ihn mit meiner Axt bekannt machen sollen“, meinte der Taure und streichelte gedankenverloren den Stiel seiner geliebten Waffe.
„Nur, wenn alle friedlichen Möglichkeiten erschöpft sind“, erwiderte Ben. „Wir sollten uns nicht auf das Niveau des Zöllners begeben. Außerdem verabscheue ich Gewalt.“
„Ich ja auch“, murrte Rippenbiest. „Aber hier und da mal wäre sie doch angebracht oder?“
Da mussten die anderen lachen. Endlich mal wieder.
Und was jetzt?, fragte Ben sich selbst und schaute sich im geräumigen Schlaf- und Arbeitszimmer des Zöllners um. Den meisten Platz beanspruchte das riesige Himmelbett mit dem Baldachin aus dunkelblauem Samt. Dazu gesellte sich ein großer Schreibtisch aus Holz, ein Ledersessel, ein Kleiderschrank am anderen Ende des Zimmers und ein Nachtisch mit Lampe. Vergitterte Kellerfenster machten einen Ausstieg unmöglich. Eine weitere Tür war nicht zu sehen. Nur verblichene gestreifte Tapeten, hier und da aufgelockert durch Bilder von irgendwelchen dicken Leuten, vermutlich weitere Verwandte des Zöllners. Alle Abgebildeten - Männer, Frauen, Kinder - hatten übrigens heftig qualmende Zigarren im Mund. Wohl eine alte Tradition bei Zöllners Zuhause. Hier ging es also nicht weiter. Schließlich entschlossen sich die Auserwählten, erst einmal abzuwarten. Wie lange konnte diese Nacht denn schon noch dauern?
„Dumm gelaufen“, maulte Charly. „Wir selbst können nicht raus hier, aber jeder Hanswurst kann hier reinmarschieren!“
„Stimmt. Die Tür sieht massiv aus. Ohne Klinke haben wir da wohl kein Glück“, bestätigte Ben. „Also lasst uns hier drinnen einfach abwarten, bis die Sonne aufgeht. Vielleicht haben wir ja Glück und keiner folgt uns bis dahin.“
„Wenn's sein muss, hau ich die Tür kurz und klein!“, schlug der Taure vor. „Brauchst nur ein Wort zu sagen, Herr Gruppenleiter.“
„In Ordnung. Werd ich tun. Aber im Moment läuft die Zeit für uns, oder?“
„Das Bett sieht sehr gemütlich aus“, sagte Nessy und gähnte. Schon hatte sie sich darauf ausgestreckt und schloss die Augen. „Macht die erste Wache unter euch aus“, schlug sie vor. „Weckt mich, wenn mich wer beim Matratzenhorchen ablösen will oder die Sonne aufgegangen ist.“
„Geht klar“, meinte Ben, meldete sich freiwillig und setzte sich auf den Rand des Bettes mit Blick zur Tür. Charly und Rippenbiest streckten sich neben Nessy auf dem Riesenbett aus.
„Sobald einer seinen Kopf zur Tür reinstreckt, knall ich ihm die Lampe an den Schädel, und dann wecke ich euch auf“, sagte Ben noch.
„Superidee!“, murmelte Charly erschöpft und war gleich darauf eingeschlafen.
Ben selbst war von den Strapazen der letzten Zeit nicht minder erschöpft und ließ den Kopf auf
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