Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)
Ledersessel und Schreibtisch hatten nun auch das Ende ihrer Reise erreicht. Ben und seinen Freunden blieb kaum mehr Platz zwischen den krachenden Möbeln, dem Schrank und dem Rest des armen Bettes. Als der Schreibtisch geradezu explodierte, konnten sie die verrückte Wand schon mit den Händen berühren. Und diese näherte sich weiter unaufhaltsam. Erwartete sie hier das Ende?
„Wir müssen raus hier!“, kreischte Charly. Die Wand rückte näher.
„Wie denn? Siehst du hier eine Tür, du Spaßvogel?“, schrie Nessy. Die Wand rückte näher.
„Ja, aber die hat keine Klinke“ Die Wand rückte näher.
„Scheiß auf die Klinke!“, grollte Rippenbiest. Er stemmte sich zwischen den Kleiderschrank und die Zimmertür und versuchte, diese mit aller Kraft aufzudrücken. Doch sie rührte sich keinen Hauch breit im Gegensatz zu der Wand. Die rückte näher.
„Ich kann's nicht mit ansehen!“, jammerte Charly, dem der Spaß am Abenteuer nun endgültig vergangen zu sein schien. Das Ächzen wurde noch lauter, und die Wand rückte näher.
Der dicke Junge riss die Tür des Kleiderschrankes auf und huschte hinein.
„Meinst du, darin würden wir nicht zerquetscht?“, brüllte Ben.
Doch so schlecht fand er Charlys Idee nun gar nicht mehr. Er schnappte sich die fauchenden Katzen und kroch dem anderen Jungen hinterher in den Schrank. Auch Nessy ließ sich jetzt nicht mehr lange bitten und folgte ihnen. Immer noch schien ausreichend Platz vorhanden zu sein in dem überraschend geräumigen Möbelstück.
„Was soll denn jetzt der Schwachsinn?“, wollte Rippenbiest wissen. „Hofft ihr auf ein Wunder?“
Egal, motzend quetschte er sich zu seinen Kollegen in den wirklich erstaunlich großen Kleiderschrank des Zöllners und schloss, wie es sich gehört, den Schrank hinter sich schickte ein stummes Gebet gen Taurenhimmel. Die Wand rückte nun verdammt nah. Aber das bekamen die Auserwählten ja nun nicht mehr mit. Sekunden später gelangte die Monsterwand endlich zum Stillstand. Doch erst, als sie endlich die gegenüberliegende Wand erreicht hatte. Das Zimmer existierte in dem Sinne nicht mehr. Alles – zuletzt der Kleiderschrank – war zwischen den Mauern zerquetscht worden. Alles war aus, und Ruhe kehrte ein.
„Hörst du das Harfengeklimper?“, fragte Charly.
„Nein“, antwortet Ben.
„Ich auch nicht“, meinte Nessy.
„Im Taurenhimmel gibt's nur Hörner, keine Harfen.“
„Was bedeutet das?“
„Vermutlich, dass wir noch am Leben sind, oder?“
„Kann sein...“
Alle Vier öffneten die Augen. Sah so der Himmel aus? Dann wohnte der liebe Gott in einem Treppenhaus. Doch des Rätsels Lösung war eine andere. Der Schrank war gar kein Schrank gewesen, sondern eine raffiniert getarnte Tür. Ein teuflischer Trick des Zöllners, vermutlich. Denn wer war schon so blöd, im Angesicht des Todes in einen Kleiderschrank zu steigen?
„Wenn ihr mich nicht hättet“, sagte Charly und strahlte. „War doch alles ganz einfach, oder?“
„Ich weiß nicht, ob ich dich für deine Idee küssen, oder dich wegen dieser bescheuerten Frage erwürgen soll, Kumpel“, drohte Nessy.
„Lieber erwürgen“, scherzte der Junge. „Jetzt aber weg von hier!“
Die Vier rannten die Treppe hinauf und öffneten einmal mehr eine Tür. Hier erwartete sie eine Überraschung ganz anderer Art. Tageslicht erhellte ein großes Zimmer. In der Mitte stand ein ungedeckter Tisch mit vier Stühlen. Darüber hing – völlig unbewegt und harmlos - ein majestätischer, alter Kronleuchter. Gegenüber sahen sie eine vergammelte Ritterrüstung, die keine Anstalten machte, ihren Stammplatz zu verlassen. Und sie waren nicht allein in diesem Raum. Ohne eine Miene zu verziehen, begrüßte die der gute alte Herr Rübenhund. „Guten Morgen, verehrte Gäste. Gut geschlafen?“, wollte er wissen.
„Kaum“, antwortete Ben knapp, ließ ihn stehen und marschierte mit seinem Anhang schnurstracks zum Ausgang. Sie waren somit wieder am Beginn ihrer Reise durch das verfluchte Zollhaus angelangt. Und die Nacht war endlich vorbei. Sie öffneten die letzte Tür.
„Sieh mal einer an“, brummte der dicke Zöllner und schob die Zigarre lässig von einem Mundwinkel in den anderen. „Ihr habt meine Späßchen also überlebt. Da war ich wohl ein wenig zu großzügig, findet ihr nicht?“
Links und rechts des Zöllners standen die Nashornsoldaten im Halbkreis und glotzten böse.
„Von wegen!“, maulte Charly und fror in seinem blutbefleckten Unterhemd. „So
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