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Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)

Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)

Titel: Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz-Josef Dohmen
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hoffe, sie hat nicht übertrieben. Aber wir werden alles versuchen. Aber vorher musst du mir ein paar Fragen beantworten, die mir auf der Seele brennen. Die Antworten könnten uns auf die Sprünge helfen.“
    „Bitte. Frag, was du willst. Was ich beantworten kann, dass werde ich dir beantworten.“
    „Gut! Erstens: Wisst ihr, wie die Krankheit sich überträgt?“
    „Es tut mir leid. Wir haben keine Erklärung.“
    „Zweitens: Hat sich kurz bevor die Krankheit ausgebrochen ist, hier etwas Gravierendes geändert?“
    „Etwas geändert? Nun ja. Seit kurz vor Beginn der Seuche sucht uns jede Nacht das stampfende Ungeheuer heim. Ob das die Seuche bringt?“
    „Das  stampfende Ungeheuer ?“
    „Ja.“ Rizzel berichtete. „Keiner hat es je gesehen, weil wir uns vor Angst nachts nicht mehr aus dem Haus trauen. Nur die Rocs, die draußen übernachten, haben seinen Schatten vor Augen gehabt. Aber vor lauter Furcht vor dem Riesenungetüm sind sie davongeflogen.“
    „Was genau haben sie gesehen?“
    „Es war neblig über dem Fluss. Auf dem Agicurac erschien plötzlich des nachts mit grausig stampfenden Geräuschen ein riesiger Schatten. Der Schatten eines schwimmenden Ungeheuers. Zu dem Stampfen kamen von dem Monstrum noch schaurig heulende Geräusche. So etwas haben wir noch nie gehört. Diejenigen, die es gesehen haben, sind geflohen. Und wir hier drinnen haben uns vor lauter Angst vor den Geräuschen nicht an den Fluss getraut. Die Laute haben einige Zeit gedauert, und dann ist das Ungeheuer vermutlich wieder nach Osten verschwunden. Dorthin, wo es hergekommen ist. Und als die Sonne wieder aufging, haben wir am Fluss tote Fische und Ratten gefunden. Sie wiesen keinerlei Verletzungen auf. Waren einfach nur tot. Und seitdem kommt das Ungeheuer jede Nacht wieder. Keiner hat sich mehr nach Sonnenuntergang  hinausgetraut. Und immer noch sterben die Ratten und Fische. Dann starben die ersten Rocs. Neben den Ratten und Meerestieren, die einzigen anderen Lebewesen, die wir kennen. Und die einzigen, die mit uns zusammenleben. Schließlich starben die ersten von uns. Und so ist es weitergegangen. Bis heute. Und immer weiter, fürchte ich. Bis unser Dorf ausgestorben ist.“
    „Das darf und wird nicht passieren!“, sagte Ben selbstbewusst, obwohl er nicht wusste, wie er helfen sollte. Was war das für ein Ungetüm, welches die Bewohner nachts in Angst und Schrecken versetzte? Woher kam es, und warum brachte es die Lebewesen im Fluss um? Hatte das Ungeheuer auch mit der Seuche zu tun? So viele Fragen und noch immer keine Antworten. Noch nicht. Ben fragte unbeirrt weiter.
    „Ich glaube, das stampfende Ungeheuer schaue ich mir mal mit eigenen Augen an. Aber dazu später. Sag mir, Rizzel, welche Rolle mag der Schwarze Mann spielen?“
    „Ich weiß nur, dass er die Seelen der Toten holt. Und dass wir vor ihm noch mehr Angst haben, als vor dem Ungeheuer im Agicurac.“
    Plötzlich erschien eine der Krankenpflegerinnen bei ihrem Chef und besprach kurz und leise etwas mit ihm. Dann schritt sie eilig wieder davon.
    „Es tut mir schrecklich leid“, sagte der Häuptling und erhob sich von seinem Schemel. „Eine unserer Kranken stirbt. Ich muss zu ihr hin, um ihr Lebewohl zu sagen.“
    „Ist es möglich, dass wir mitkommen?“
    „Ja. Doch bitte nur einer von Euch. Es geht sehr eng zu im Krankenraum.“
    Ben ging mit. Er erblickte im ehemaligen Wohnraum des Chefs die zwölf Pritschen in engen Viererreihen  stehen. Der Gestank von Krankheit und nahendem Tod lag in der Luft des Raumes. Eine von der Seuche Gezeichnete hatte es bald überstanden. Das Schmerzmittel, dass die Menschen mitgebracht hatten, erleichterte ihr den Tod immerhin ein wenig. Rizzel und Ben gingen zu ihr. Der Häuptling hielt ihre dünne, grüne Hand und sprach tröstende Worte. Ben kämpfte mit den Tränen. Diese Frau war so abgemagert, dass man jeden einzelnen Knochen in ihrem ausgezehrten Leib sah. Die Haut war voller offener Geschwüre, die Augen leer. Ein letzter angestrengter Atemzug. Dann war sie tot. Von ihrem Leiden erlöst. Rizzel legte ihre Hand zurück auf die Pritsche und schaute mit tiefer Trauer in den Augen zum Türloch des Iglus, als ob er jemanden erwarten würde. Ben konnte sich bereits denken, um wen es sich dabei handelte.
    Und tatsächlich stand er wenige Sekunden später im Türrahmen. Er schien aus dem Nichts gekommen zu sein und sah genauso aus, wie ihn Sprazzel beschrieben hatte. Es handelte sich um einen Menschen. Ein Farbiger. Er

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