Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)
entgegnete Ben. „So wie sich das anhört, frisst dich die Bestie in einem Happs!“
Ben hörte schließlich genauer hin. Und schon nach kurzer Zeit stimmte in das unheilvolle Stampfen noch ein zweites Geräusch ein. Das angekündigte Heulen. Und wenn es den Menschen nicht schon beim ersten Geräusch eiskalt den Rücken runtergelaufen war, dann spätestens jetzt. Und beide Klänge wurden immer lauter. Das Ungeheuer schien sich dem Dorf zu nähern. Eine gute Gelegenheit, dem Spuk auf die Spur zu kommen. Aber sowohl Ben, wie auch seine Freunde waren vor Schreck und Angst zu gelähmt, um hinaus zu gehen. Sogar der Taure beließ es dabei, seine Axt zu schleifen. Jetzt verstanden sie die Eingeborenen. Vor allem das Geheul des Ungeheuers war das Schlimmste, was die Gäste der Siedlung je gehört hatten. Wie das Jaulen von Satan persönlich! Schließlich war es so laut geworden, dass die Bewohner des Dorfes Batar glaubten, das Monstrum stünde gleich vor ihrer Tür, um ihnen noch mehr Tod und Elend zu bringen. Das markerschütternde trompetenähnliche Heulen des Ungeheuers vom Fluss unterband jede Bemühung, draußen nachzusehen, im Ansatz. Das Stampfen und Heulen dauerte etwa eine Menschenstunde an. Danach wurde es wieder leiser und verebbte schließlich ganz im Dunkel des Zentrums. Das Ungeheuer war weg. Nach nur einer Stunde? Den Gästen der Siedlung war es viel länger vorgekommen. Und noch als die Sonne vorsichtig ihre heißen Fühler nach dem Dorf ausstreckte, glaubte Ben, die unerklärlichen Laute der Nacht zu vernehmen. Doch der Spuk war vorbei. Zumindest bis zur nächsten Mitternacht. Schon sehr früh am Morgen standen die Einheimischen hier auf. Und mit ihnen die Gäste. Nichts hatte sich über Nacht geändert: Die Krankheit war noch da, die Furcht und auch der Tod, der irgendwo hinter den Mauern der Behausungen auf sein nächstes Opfer wartete. In der Nacht war jedoch niemand gestorben. Sowie allerdings auch niemand geheilt werden konnte. Aber die Pflege der Kranken ging in den sechs größten Häusern des Dorfes unvermindert weiter. Zwar durch die neuerworbenen Medikamente erleichtert, doch immer noch war es ein anstrengender und aussichtsloser Kampf gegen das Sterben eines ganzen Volkes. Nachdem die Menschen aus den eigenen Vorräten gefrühstückt hatten, um die wenigen Lebensmittel ihrer Gastgeber nicht weiter zu dezimieren, machten auch sie sich an die Arbeit, gemeinsam mit den Bataren die Patienten zu pflegen. Ben half dabei einigen Grünen und Blauen in Rizzels Haus. Während der frühen Morgenstunden wurde das Sterbebett vom gestrigen Tag wieder neu belegt durch ein bemitleidenswertes Mädchen, das in der Nacht erkrankt war.
„Jetzt hast du es auch gehört“, sprach eine grüne Pflegerin namens Ozzel Ben an. „Was hältst du davon?“
„Ich kann mir keinen Reim darauf machen. Aber ich glaube nicht, dass es sich um ein Lebewesen, ein Ungeheuer, handelt, das nachts alle in Angst und Schrecken versetzt.“
„Aber was?“
Ben wusste es nicht. Doch er bemerkte immer wieder die hoffnungsvollen Blicke der Ureinwohner, die auf ihm lasteten. Alle glaubten an ihn, sahen in ihm den Helden, der sie vom Unheil befreien würde. Den Retter. Ein Retter, der er niemals war, aber jetzt sein musste. Aber was, wenn er versagte? Warum nur hatte Lisa ihnen von ihm und seinen Freunden erzählt? Dass sie schlau seien und keinem Problem aus dem Wege gingen. Aber zu diesen Gedankenspielen blieb ihm keine Zeit. Er musste den Bataren endlich helfen. Sie warteten auf seine Hilfe. Sehnsüchtig. Und er hatte bislang noch nichts getan. Im Gegenteil, denn in der letzten Nacht saß er zitternd vor Angst auf seiner Pritsche und hatte zuviel Bammel, rauszugehen, um der Sache auf den Zahn zu fühlen. Und dabei war er sicher, dass die Lösung des Problems auf dem Fluss und in der Nacht zu finden war. Er musste sich unbedingt etwas einfallen lassen.
„Hör zu, Ozzel. Kannst Du mich für einige Zeit entbehren? Ich muss runter zum Fluss und meine Gedanken neu ordnen.“
„Selbstverständlich. Zum Glück haben wir jetzt so viele helfende Hände. Geh ruhig raus. Und ... Danke!“
„Wofür?“
„Weil du und deine Freunde da seid.“
Ben war verwundert. Er ging durch den niedrigen Ausgang ins Freie. Noch wenige Stunden, dann begann die heißeste Zeit des Tages. Der Geruch nach Krankheit würde im Dorf grausam sein. Aber daran dachte Ben jetzt nicht. Er dachte nur an seinen Plan, der sich langsam in seinem Kopf festzusetzen
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