Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)
und in Bens Welt entkommen war. Die Zwillinge hatten drei Wochen lang damit zugebracht, den nicht gerade von einem vorteilhaften Äußeren gesegneten Flüchtling zu stellen und ins Nichts zurückzubringen. Danach hatten sie einigen verstörten Erdlingen eine hanebüchene Geschichte von einer zu groß geratenen Bisamratte mit Tollwut erzählen müssen, die zufällig an einen lustigen Strohhut gelangt war und versehentlich ihre Wellensittiche gefressen hatte. Ben hatte keine Ahnung, was genau ein Rattenmunk eigentlich war und wollte es auch gar nicht so genau wissen. Daher wechselte er das Thema und befragte Fielmann nach dem tieferen Sinn und Zweck dieser Grenzanlage.
Die Anlage bestand aus dem Hauptquartier, in dem Stotterbär und Fielmann ihr zweites Büro hatten, sofern es nicht als Quarantänestation missbraucht wurde. Daneben gab es auch noch viele weitere Büros und Abteilungen, die alle mehr oder weniger mit dem grenzüberschreitenden Dimensionsverkehr zu tun hatten. Daher lautete der offizielle Name der Einrichtung auch Amt für den interdimensionalen Austausch von Personen und Waren privater Natur – Hauptquartier Sektion Nichts. Das Amt hatte sicherzustellen, dass niemandem auf der Erde auffiel, dass sich Besucher einer fremden Dimension dort aufhalten könnten. Daher musste jeder, der als Tourist Bens Welt aufsuchen wollte im Hauptquartier erst einmal einen Antrag auf ein entsprechendes Visum stellen. Dazu hatte er verschiedene Abteilungen und Behörden zu durchlaufen, bis er eindeutig sein berechtigtes Interesse an einem Übergang nachgewiesen hatte. Das war gar nicht so einfach, denn ein Sonntagsausflug mit der Familie galt nun mal nicht als ausreichender Grund. Die meisten Bewerber wurden daher abgelehnt. Erst recht, wenn sie rein optisch für einen Bewohner von der Erde schon etwas zu merkwürdig daherkamen. Wer diese Hürden endlich genommen hatte, konnte das Hauptquartier nach ein paar Tagen voller Anträge, Stempelei und langatmiger Belehrungen verlassen. Dann musste er noch die Straße überqueren und sich zum Schreibtisch des Zollbeamten Pauli bemühen. Dieser startete sogleich eine Taschenkontrolle und fügte eine weitere strenge Belehrung an, bis endlich alle Formalitäten erledigt waren und der Tourist mit seinem berechtigten Interesse durch die Schwingtür gehen konnte. Dort wurde er dann von weiteren Beamten des Amtes durch den Wust von Türen in Bens Welt befördert, wo er schließlich nach einigen abschließenden Belehrungen für die Dauer des im Visum eingetragenen Zeitraums die Erde unauffällig besuchen durfte. Manch einer vergaß allerdings mehr oder weniger zufällig das Heimkommen. Dann wurden Leute wie Stotterbär und Fielmann gerufen, die für eine rasche und sichere Reise des Unbelehrbaren zurück ins Nichts zu sorgen hatten. Anzumerken sei vielleicht noch, dass man auf der Erde zwar tief unter der Erdoberfläche seine Reise antrat, im Nichts jedoch ebenerdig wieder auftauchte. Dies hatte laut den Gelehrten irgendwas mit Quantenmechanik und Wurmlochelastizität zu tun, doch niemand hatte je einen der entsprechenden Vorträge verstanden. Zumindest erklärte man auf diese Weise auch die Tatsache, dass sich die kleine, schmucklose Halle aus Stahlbeton, in der sich die ominöse Schwingtür befand, mutterseelenallein mitten auf einer trostlosen Ebene im Nichts befand und keine Anhaltspunkte rundherum darauf hindeuteten, dass hier das Tor in eine andere Welt zu finden war. Bevor die Halle gebaut worden war, gab es an dieser Stelle sogar nur die einsame, eher belanglos wirkende Schwingtür. Wie alt die Tür schon war und wer sie einst dort aufgebaut hatte, konnte niemand sagen. Allen Anschein nach gab es sie wohl schon seit Urzeiten. Den Betonbau drumherum hatte man lediglich hinzugefügt, um die Zollabteilung unterzubringen und einen Platz für die Wachen zu schaffen. Allerdings befand sich das Innere der Halle tief unter dem Erdboden in Bens Welt und das Äußere inmitten des Nichts. Das war ebenfalls ein Ergebnis der Quanten- und Wurmlochgeschichte, wie die Weisen des Nichts behaupteten. Da niemand etwas anderes beweisen konnte, nahm man diese Absurdität seit langem als gegeben hin.
Bewaffnete Wachen gab es nur vier an der Zahl. Dies hielt man für ausreichend, denn selbst, wenn jemand unbefugt durch die Schwingtür entkam, hätte er sich zwangsläufig an den unzähligen Zwischentüren die Zähne ausgebissen, deren Öffnungsmechanismen zudem in unregelmäßigen Abständen vom
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