Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)
vergiftet hat er auch noch niemanden.“
„F-f-f-fast nie“, konnte Stotterbär bestätigen.
Der Wagen raste auf der einsamen Straße entlang, weg vom Hauptquartier und dem fernen Horizont entgegen. Ben bekam langsam Hunger. Vielleicht, weil sie zuletzt vom Essen gesprochen hatten. Was man wohl so kochte und aß im Nichts? Die Obstkisten und Konserven ließen keine Rückschlüsse auf besonders exotische Genüsse zu. Doch Ben beschäftigte noch eine andere Sache.
„Wie lange wird es dauern, bis wir beim Meister sind?“
„Oh, das geht schnell“, wusste Fielmann zu berichten. „In ein paar Kilometern stoßen wir auf einen kleinen Hügel. Da sind die Zelte für die Auserwählten drauf. Wenn sich der Staub legt, kannst du ihn gleich in der Ferne schon erkennen. Der Meister hat den Versammlungsort wegen der Teilnehmer von der Erde sehr nahe an das Hauptquartier gelegt. Dort wird dir alles Weitere erklärt werden.“
Ben war zwar aufgeregt und fragte sich, was ihn dort alles noch erwarten würde, dennoch nickte er schließlich ein, und sein Kopf sackte gegen eine Palette mit Raviolidosen. So bekam er gar nicht mit, wie sie eine knappe halbe Stunde später die zweite Etappe seiner unfassbaren Reise erreicht hatten.
Fielmann rüttelte ihn unsanft wach. „Los, Ben. Aussteigen. Wir sollten den Meister nicht warten lassen. Ich fürchte fast, du bist der letzte der Auserwählten, die erwartet werden.“
Ben hatte für einen Augenblick fest damit gerechnet, er wäre aus dem seltsamen Traum erwacht und wieder zu Hause bei seiner Familie. Doch offensichtlich war das hier nun seine Realität, der er sich zu stellen hatte. Hinter den Zwillingen kletterte er von der Ladefläche des alten Geländewagens und sah auch schon den schmierigen Koch auf sich zukommen.
„So, ihr Drei. Mitkommen zum Meister.“
Die Angesprochenen folgten dem umfangreichen Herrn des Kochlöffels zu den Zelten. Es gab ein gutes Dutzend Zelte in verschiedenen Größen und Farben, die auf dem flachen Hügel errichtet worden waren. In der Mitte befand sich ein riesiger rot-weißer Pavillon, unter dem sicherlich an die fünfzig Leute Platz gefunden hätten, doch zur Zeit befand sich niemand dort. Vielleicht wurde unter den weißen und roten Stoffbahnen zu Mittag gegessen. Bens Magen knurrte laut bei diesem Gedanken. Links von den Zelten befand sich unter freiem Himmel noch ein einzelner, aber sehr langer Tisch mit einfachen bunten Plastikstühlen dahinter, vielleicht zwanzig an der Zahl. Mehrere Mikrofone waren auf dem Tisch nebeneinander aufgestellt worden, beinahe wie bei einer Pressekonferenz der Fußballnationalmannschaft oder irgendwelcher Hollywoodstars, fand Ben. Zwischen den Zelten tummelten sich in Gruppen oder allein ältere und jüngere Leute, offenbar die Gelehrten sowie die anderen Jongleurkandidaten. Jetzt endlich fielen Ben auch erste wirklich exotische Lebewesen ins Auge. Einer zum Beispiel war noch etwas größer als der Koch und hatte Hörner auf dem Kopf, dazu Muskeln wie zwei Schwarzeneggers. Ob dies der Taure war, von dem Pauli gehört haben wollte? Ein weiteres Wesen war lila und bewegte sich auf acht Beinen. Doch schnell war es hinter einem Zelt verschwunden, und Ben hatte es aus den Augen verloren. Schließlich trat ein hochgewachsener alter Mann in sein Blickfeld. Der Koch und die Zwillinge verneigten sich vor ihm, so dass Ben schnell das Gleiche tat. Diese Geste schien dem Greis gegenüber wohl angebracht zu sein. Ben war sich sicher, dass er nun dem Meister gegenüberstand. Dieser unterhielt sich kurz mit Schlömi, der sich dann rasch entfernte. Offensichtlich würde er nun zu kochen beginnen. Der alte Man blieb jedoch bei Ben und den Zwillingen zurück. Er überragte die Drei um einiges, schien beinahe zwei Meter groß zu sein. Abgesehen von den sehr buschigen, schneeweißen Augenbrauen war sein Kopf völlig kahl. Sein reichlich faltiges Gesicht zierte eine große Nase, und seine Augen unter den üppigen Brauen waren von einem dunklen Blau. Er trug eine ausgewaschene Jeans und ein einfaches weißes Hemd. Zunächst sprach er mit den Zwillingen.
„Das ist also Benjamin Engelbert Nebel?“, wollte er wissen.
„Ja, Meister. Er selbst nennt sich Ben“, antwortete Fielmann.
„Ben. Also gut. War es schwer, ihn zu finden und zu überzeugen?“
„Gefunden hatten wir ihn recht schnell, Meister. Doch hat es gedauert, ihn allein zu erwischen. Dann bedurfte es noch einer gewissen Geduld und ein wenig Geschicks, ihn zum
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