Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)
Schleim. Schließlich schüttelte er sich und fluchte wie eh und je.
„Scheiße! Verdammte Scheiße aber auch!“ Den Gesang hatte er notgedrungen eingestellt.
Sogleich ruckte der erste Kopf in Rippenbiests Richtung. Dass er da verschoben werden sollte, passte ihm nun gar nicht.
Dem Tauren war der Blick des Torwächters nicht entgangen.
„Sing, Wirt! Sing, wie du noch nie gesungen hast, sonst packt er mich!“
Also spuckte Yoghi eine Handvoll Schleim aus und startete einen neuen Gesang. „Sail Away!“, schmetterte er, und der Blatsch wandte ihm wieder alle drei Köpfe zu. Nun übergab sich auch der dritte Kopf und tauchte den singenden Gastwirt in weiteren Glibber. Doch sie erreichten ihr Ziel schließlich, als Rippenbiest den Wächter um satte drei Meter verschoben hatte. Das Tor war endlich frei und passierbar. Und genau das taten die Fünf: Passieren. Und zwar durch das hohe offene Tor direkt in die Hölle. Hinter sich hörten sie noch das Gerippe sagen: „Das nächste mal bekommen die Typen Hausverbot. Wenigstens den Schleim hätten sie ja wegwischen können, die Schmierfinken.“
Das war also die Hölle! Es war nahezu unerträglich heiß. Und durch die Rauchschwaden erkannten die Unbefugten, wie es in ihr aussah. Die Hölle schien ein einziger unendlich langer Flur zu sein. Nirgends war eine Kurve oder gar ein Ende auszumachen. Allerdings befanden sich rechts und links des Betrachters unzählige, mit feuerfestem Kunststoff überzogene, graue Stahltüren. Alle ge- aber nicht verschlossen. Die Wände zwischen den recht dicht beieinanderliegenden Türen waren schwarz, wirkten beinahe wie verkohlt. Allerdings pulsierten sie an einigen Stellen blutrot, als würden sie glühen oder sogar irgendwie lebendig sein.
„Und was jetzt, großer schlauer Gruppenleiter?“, fragte ein ratloser Charly. „Ich komme mir vor wie ein Kandidat in dieser dämlichen Spielshow Geh aufs Ganze, oder wie die damals hieß. Nur, dass die da drei Türen zur Auswahl hatten. Hier sind's dagegen mindestens ein paar hundert oder tausend.“
„Und hinter der ein oder anderen Tür muss eines der Drittel des Schlüssels versteckt sein, vermute ich“, kombinierte Yoghi, der fischäugige und ziemlich vollgekotzte Wirt.
Ben dachte nach. „Wie sagst du immer so richtig, Charly?“
„Ich red soviel dummes Zeug den lieben langen Tag. Was meinst du genau?“
„Versuch macht kluch.“
„Willst du etwa alle Türen öffnen, bis wir die Steine gefunden haben? Das kann locker ein paar Monate dauern. Denk an die Frist!“
Erst jetzt stellten die Fünf fest, dass die Asche in der Sanduhr des Teufels angefangen hatte zu verrinnen. Und egal, wie Ben sie in der Hand halten mochte, er konnte den Lauf der Asche und der Zeit nicht aufhalten. Wenn's sein musste, floss die feine graue Asche sogar nach oben. Schwerkraft adé.
„Hat einer von euch eine bessere Idee?“
Betretenes Schweigen.
„Nein, leider nicht.“
Also öffnete Ben vorsichtig die erste Tür auf der linken Seite. Die schwere Tür quietschte in ihren Angeln. Erst machte er sie nur einen Spalt weit auf. Schließlich ganz. Durch den Türrahmen erblickten die Fünf, die wie die kleinen Kinder aneinandergedrängt vor der Tür standen, eine seltsame Szenerie in einem schwach beleuchteten Raum: Eine matte Neonfunzel erhellte ein wenig die heruntergekommenen Wände. Von ihnen bröckelte der Putz in Zentnern herab. An anderen Stellen feierten Schimmelpilze fröhlich ihre feuchten Orgien. Nur ab und an wurde die nackte Wand von vergilbten und dreckigen Postern verdeckt. Mit Ach und Krach waren noch nackte Frauen oder Muskelprotze in bizepsverherrlichenden Possen zu erkennen. Ein Poster zeigte einen erhängten Priester und trug die Unterschrift Das Ende der Schwarzkittel. Seltsame Bude. In eben dieser Bude standen nur drei Möbel. Ein primitiv zusammengenagelter Holztisch und zwei ebenso erbärmliche Stühle. Auf denen saßen zwei seltsame Typen und pokerten. Der eine hockte rechts vom Tisch, und versteckte sein Gesicht hinter einer Art Eishockeytorwartmaske. Er schien nicht mehr ganz taufrisch zu sein, denn unter seinem feuchten, zerrissenen Hemd schaute schon die ein oder andere Rippe und ein gutes Stück Wirbelsäule hervor. Auf dem Tisch vor sich hatte er seine Stihl-Motorsäge abgelegt. Zum Glück war sie im Augenblick nicht in Betrieb. Der andere Typ war auch nicht viel ansehnlicher. Irgendjemand schien ihn mal mit Benzin übergossen und angezündet zu haben. Zumindest sah
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