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Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)

Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)

Titel: Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz-Josef Dohmen
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sein Gesicht danach aus. Auf seinem kahlen Kopf saß ein zerknitterter Filzhut. Genauso angesengt wie der grün-rot-gestreifte Pullover und die schwarze Hose. Doch am bemerkenswertesten war seine rechte Hand. Er hatte sie in einen Handschuh gesteckt, an dessen Fingerspitzen vier rasierklingenscharfe Messer angebracht waren. Mit der anderen Hand hielt er die Pokerkarten.
    „Hey, die kenn ich irgendwoher!“, rief Charly plötzlich aus.
    Doch die Beiden schauten nur kurz auf, der Verbrannte brüllte „Schnauze! Und Tür zu, es zieht!“, dann wandten sie sich wieder ihrem Kartenspiel zu. Ben schloss gehorsam die Tür.
    „Ich glaube kaum, dass die einen der Smaragde haben.“
    „Wohl kaum!“, meinte Nessy. „Und sie danach fragen will ich auch nicht unbedingt.“
    „Ich geh nie wieder ins Kino“, beteuerte Charly.
    Die Gruppe ging zur Tür auf der gegenüberliegenden Seite. Wieder öffnete Ben sie zögernd. Alle fünf spähten hinein. Dort drinnen schien tatsächlich die Hölle zu sein. Ein alter ausgedienter Schlagersänger mit blondgefärbtem Haar und Sechziger-Jahre-Outfit trällerte einen erbärmlichen Möchtegernhit nach dem anderen. Was für eine schreckliche Stimme. Und noch dazu diese grauenvollen Texte von Herz und Schmerz und Schmalz und Balz. Der Irre stand auf einer kleinen Bühne, unter ihm etwa einhundert Stühle, von denen die meisten unbesetzt waren. Nur etwa ein Dutzend Zuhörer war anwesend und winselte um Gnade. Der holde Barde solle doch bitte endlich aufhören zu singen. Aber der kannte kein Mitleid und trällerte unbeirrt weiter seine Weisen. Was mochten diese Wesen im Leben Schreckliches verbrochen haben, dass sie das mitmachen mussten? Befand sich hier etwa das Fegefeuer? Ben schloss auch diese Tür wieder und glaubte, auch hinter ihr keinen der Steine zu finden. Aber wie sollten sie die grünen Edelsteine auf diese Weise überhaupt entdecken? Sollten sie etwa jeden Raum einzeln auseinandernehmen? Würde man sie überhaupt lassen, wenn sie es versuchten? Und die Asche rieselte lustig weiter durch das Glas. So warfen die Fünf nun getrennt hinter jede Tür im endlosen Korridor einen Blick und sahen die unglaublichsten Dinge und Kreaturen. Nur keinen einzigen grünen Stein.
     
Hinter einer Tür war ein dickes, nashornähnliches Wesen mit fürchterlichen Blähungen. Die Toten, die sich mit ihm zusammen in diesem Raum befanden, hatten bestimmt schlimmste Sünden im Leben begangen, um diesen Gestank zu verdienen.
In einem anderen Raum wurden die Toten aus allen Dimensionen der Welt von Wesen, die an Godzilla erinnerten, mit allem Möglichen gefüttert. Ob die das nun wollten oder nicht. Sie mussten Insekten, Regenwürmer oder Sand in sich hineinstopfen. Einer von ihnen sogar einen Küchenstuhl samt Polster.
Wenige Türen weiter sah Yoghi einen Raum voller Zigarettenqualm, in dem um einen großen Tisch dickleibige Männer saßen und um die Wette Fusel tranken. Am liebsten hätte der Wirt mitgemacht. Aber es blieb ihm keine Zeit. War wohl auch besser so, denn, was er nicht wusste: Hier wurde getrunken, bis man tot war, oder der einzig Überlebende unter den ohnehin schon Toten. Und die doppelt Toten, die unter den Tischen lagen, kamen noch eine Höllenetage tiefer. Wer wusste schon, was sie dort alles erwartete...?
     
    So wurden hunderte Türen geöffnet und wieder geschlossen. Doch nirgends eine Spur oder ein Hinweis  auf  den erhofften Schlüssel. In allen Räumen gab es bizarre Wesen oder Tote, denen es auf irgendeine Art und Weise schlecht erging. Und während der Suche war die Asche bereits halb durch das Zeitglas gerast.
    „So hat das keinen Zweck“, fasste Ben zusammen, als die Fünf sich auf dem Gang trafen. „Den nächsten, den wir sehen, fragen wir einfach nach den verdammten grünen Steinen.“
    „Wie immer, wenn sie von dir stammt, eine gute Idee, Kumpel“, meinte Charly. „Aber warum bist du da nicht eher drauf gekommen?“
    „Besser später als nie, mein Freund. Also, wo fangen wir an, Leute?“
    „Versuch macht kluch“, behauptete Charly einmal mehr und öffnete beherzt mit einem Ruck einfach mal die nächstbeste Tür.
    Dieser Raum war zur Abwechslung mal sehr gepflegt. Es handelte sich um ein gemütliches kleines Wohnzimmer, wie Ben und Charly es auf ihrer Dimension kannten: Blümchentapete, ein paar gerahmte Bilder mit Stillleben oder Konterfeis von Oma und Opa. Gesaugter Teppichboden, ein paar Sessel, ein putziges braunes Sofa und so weiter. Alles sehr nett. Doch

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