Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)
liefert sie direkt hier ab. Sein Körper folgt erst später.“
„Sowie die Jungs im Wartezimmer?“, wollte Nessy wissen.
„Genau.“
„Und du holst auch die Seelen der Verstorbenen meiner Heimatdimension?“, fragte Ben neugierig.
„So ist es.“
„Wie kommt es dann, dass ich dich dort noch zu sehen bekommen habe? Du müsstest doch dort eigentlich ein- und ausgehen oder nicht?“
„Das stimmt wohl. Aber für gewöhnlich sehen mich nur die Verstorbenen.“
„Und warum auch wir? Und die Bataren?“
„Sagen wir mal so: Manchmal bereitet es mir diebisches Vergnügen, mich den Lebendigen zu zeigen, und manchmal verspreche ich mir etwas davon.“
„Und was liegt bei uns vor? Spaß oder Sinn?“
„Ich weiß es noch nicht“, sinnierte der Tod. „Ich lass mich überraschen.“
Die Besucher standen staunend vor dem Seelenfriedhof. Der Tod gab ihnen einen Moment Zeit, alles auf sich wirken zu lassen, doch schließlich ermahnte er sie zum Aufbruch.
„Kommt, wir müssen wieder gehen! Wie gesagt, der Chef sieht es nicht gerne, wenn ich Lebende mit hier reinnehme. Man hängt ja schließlich an seinem Job, und was anderes hab ich nicht gelernt.“
Er führte die Fünf wieder durch die endlosen Regale zurück zu der kleinen Stahltür, die zwischen den beiden gewaltigen Regalwänden irgendwie verloren erschien. Im Vorbeigehen erhaschte Ben den ein oder anderen Blick auf eines der Etiketten. Lauter unbekannte Namen und Bezeichnungen. Nur einmal glaubte er, mit einem Auge den Namen Jack The Ripper entdeckt zu haben. Hatte dieser also doch noch irgendwo sein verdientes Ende gefunden? Apropos Ende. Suchten sie nicht einen Anfang? Versuch macht kluch.
„Eine Frage noch, Tod“, bat Ben, obwohl er wusste, dass sein Bonus beim Schwarzen längst aufgebraucht war. „Wir benötigen dringend den Schlüssel zum Labyrinth in der Mitte der Mitte. Ein netter alter Herr mit Gießkanne und Schlappen sagte uns, wenn wir diesen Stein hier in ein Feuer werfen, dann würde daraus der gesuchte Schlüssel werden.“
Er zeigte dem Tod den Stein. Der verzog keine Miene. Oder war da etwa ein kleines Lächeln, das seine Lippen umspielte?
„Soso, ein netter alter Herr mit Gießkanne und Schlappen, sagst du? Na, meinetwegen. Hat er Euch noch mehr erzählt?“
„Ja, er sagte uns, dieses Feuer finden wir, wenn wir wieder am Anfang sind. Kannst du dir vorstellen, was er damit meint? Wir sind mit unserem Latein am Ende.“
„Na, ich hätte dich für klüger gehalten. Aber da ich dich irgendwie ganz sympathisch finde – frag mich nicht, warum – helfe ich dir auf die Sprünge. Wo habt ihr mit eurer Suche nach den drei Steinen denn angefangen?“
„Na, wir haben in Hunderten Zimmern danach gesucht.“
„Aber welches war das erste? Der Anfang eurer Suche?“
„Der Anfang? Ich verstehe. Ich danke dir, Tod.“
Ben wandte sich an die anderen seiner Reisegruppe. „Jetzt weiß ich, wo wir am Anfang sind, Leute. Machen wir, dass wir zurück zur ersten Tür kommen.“
Draußen schaute Ben auf die Sanduhr. Besser gesagt, auf die Aschenuhr. Lange würde es nicht mehr dauern, dann war die Asche vollends im zweiten Glaskörper angelangt und die Wette mit dem Teufel verloren.
„Nehmt die Beine in die Hand und rennt! Es geht um Sekunden!“, brüllte Ben. Und alle Fünf rannten. Bald darauf erkannten sie weit vor sich die erste Tür des Korridors.
Der Tod schaut ihnen nach. „Netter alter Mann mit Gießkanne. Was seid Ihr doch naiv!“, sagte er leise und schüttelte den schwarzen Kopf.
Während die Suchenden den Gang entlang zurückstürmten, geschah etwas Seltsames: Erst löste sich der Tod in Luft auf, hatte wohl wieder irgendwo einen neuen Job zu erledigen. Dann verschwand auch die kleine graue Tür zur Halle der Seelen. Nur noch nackte Wand war zu sehen, wo eben noch die Tür gewesen war. Wo mochte der Zugang zum Hort der Toten nun sein? Das wusste wohl nur der Tod selbst.
D i e V I E R T E T ü r :
Schon bevor sie die vierte Tür öffneten, wussten sie wieder, was sie dort erwartete. Zwei verschandelte Typen saßen an einem Tisch in einer dreckigen Bude und spielten Karten. Und irgendwo dort musste das Feuer sein, oder etwa nicht? Ben öffnete. Die Freunde marschierten nacheinander hinein und sahen genau das, was sie dort erwartet hatten.
„Wollt ihr mitspielen? Wenn nicht, dann verpisst euch!“, brüllte sie der Verbrannte zur Begrüßung an. „Ihr wart doch schon mal hier? Langsam werdet Ihr
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