Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)

Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)

Titel: Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz-Josef Dohmen
Vom Netzwerk:
der Adler die Baumkrone beinahe streifte, sah er es: Unter dieser Tanne hockte ein Mädchen, hielt die Augen fast krampfhaft geschlossen und presste die Hände auf die Ohren. Es weinte bitterlich. Und zum ersten mal hörte Lisa in ihrem Traum, was das Mädchen, das sie selbst war, sagte: „Das ist eine Lüge! Ihr lügt. Das kann nicht wahr sein!“, rief sie unter Tränen. Lisa selbst weinte dort. Aber warum nur?
    Der Wald zerfloss in Dunkelheit. Ein gesichtsloser Schatten formte sich aus der Dunkelheit heraus und trat dem Mädchen in den Weg. Und das Gesicht brauchte sie gar nicht zu sehen, den sie wusste auch so, dass dies der Dämon war, das Böse, das ihr verheißen worden war. Und in diesem Traum sprach nun auch Aichet. Nur vier Worte, die ihr aber mehr Angst einflößten als jedes nur denkbare Gebrüll: „Ihr werdet alle sterben!“
    Danach folgte ein dritter und letzter Traum, der sie bislang noch nie verfolgt hatte. Ben starb in diesem Traum. Getötet durch die Hand eines kleinen Kindes. Und sie selbst saß immer noch weinend unter dem alten Baum und war viel zu weit entfernt, um ihren Freund zu warnen. Ben würde in dieser Nacht sterben. Dann wachte sie schweißgebadet auf und setzte ihren Weg in der Dunkelheit fort. Bald darauf erreichte Lisa das nächste Etappenziel.
     
    Zu diesem Zeitpunkt träumte Ben immer noch. Er befand sich in seinem Traum in einer anderen Zeit. Im Jura, wie es die Paläontologen nennen, vor etwa 100 Millionen Jahren. Das Zeitalter der Dinosaurier. Als einziger existierender Mensch wanderte er durch ein Tal und näherte sich einem Binnensee. Er verspürte Durst und wollte von dem klaren Wasser des Sees trinken. Doch er war nicht alleine dort. Rund um den See hatten sich andere Lebewesen versammelt. Dinosaurier. Ein prähistorisch interessierte Naturkundler hätte sie wohl der Sauropodengruppe der Dicraeosaurier zugeordnet. Aber das wusste Ben natürlich nicht. Nicht einmal im Traum. Er zählte am und im Wasser zehn erwachsene und zwei Jungtiere. Die Großen waren an die 20 Meter lang und wiesen eine grünliche Färbung auf, von einigen ockerfarbenen Flecken durchbrochen. Ihre Hälse und Schwänze waren schmal und lang. Sie standen auf vier säulenförmigen Beinen und fraßen reichlich Bodenbewuchs und Algen. Sie schenkten Ben, dem ersten und einzigen Menschen, den sie je im Leben gesehen haben und sehen würden, keinerlei Aufmerksamkeit. Denn, wer die Menschen nicht kennt, der fürchtet sie auch nicht. Und selbst wenn, was hätte ein einziger Winzling von einem Menschen schon  gegen diese Giganten ausrichten können? Nicht einmal die zeitlosen Krokodile wagten sich an diese Brocken heran. Fürs Frühstück wohl eine oder zwei Nummern zu groß. Die Alttiere schützten die Jungen, in dem sie sich um diese versammelten. Sie bildeten eine Mauer aus Leibern, die es eventuellen Feinden nicht ermöglichte, an die lieben Kleinen heranzukommen. Also hielten sich die Krokodile im Hintergrund und warteten auf eine günstigere Gelegenheit. Nur Ben behielt die zähnestrotzenden Echsen im Auge. Selbst in einem Traum legte er keinen Wert darauf, gebissen, wenn nicht gar gefressen zu werden. Er tauchte seine Hände ins klare Wasser und trank. Dann schaute er sich um. Das Ufer des kleinen Binnensees war bewachsen mit Farnen, altertümlichen Palmen und blütenbewehrten Schilfpflanzen. Im Hintergrund waren höhergewachsene Bäume zu sehen. Sie besaßen hohe glatte Stämme und rot-grün-belaubte Kronen in luftigen Höhen. Im Unterholz – vielleicht fünfzig Meter entfernt vom See und Ben – raschelte etwas. Aber was? Auf jeden Fall reichte es aus, die Aufmerksamkeit der Giganten zu erregen. Noch einmal ein Rascheln – dieses Mal an einer anderen Stelle im Strauchwerk – schon floh die Dinosaurierherde geschlossen und nicht gerade leise in eine andere Gegend des Tals. Urplötzlich war Ben ganz allein. Und nur wenige Augenblicke später erkannte er auch den Grund für die rasche Flucht der Sauropoden. Nur ihm selbst blieb keine Zeit mehr zum Handeln, denn schon war er von einem knappen Dutzend kleinerer Echsen, die sich nach und nach aus der Vegetation herausbewegten, umzingelt. Ben war aufgrund diverser Fernsehdokus erfahren genug, um zu erkennen, dass es sich bei diesen Zweibeinern nicht um Pflanzenfresser handelte, sowie bei den großen Kollegen, die bis eben noch den See bevölkert hatten. Es waren kleine, hundsgemeine Raubtiere! Sie maßen rund drei Meter in der Länge, waren hellbraun

Weitere Kostenlose Bücher