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Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)

Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)

Titel: Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz-Josef Dohmen
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sie wies keinerlei Ähnlichkeit mit dem Kleinen auf. Sie war braungebrannt, so als würde sie sich dauernd im Freien aufhalten. Sie besaß langes blondes Haar und lebhafte himmelblaue Augen. Sie trug ein langes, zartgelbes Kleid und war barfuß. War eines der beiden  das Kind, das dem Gedicht zufolge den Weg hinaus kannte?
    „Entschuldige, Kleines“, sagte Ben zu ihr.
    Doch immer noch sprach sie kein Wort. Schaute ihn nur offen und freundlich an. War sie vielleicht stumm? Verstand sie überhaupt seine Sprache?
    „Wir wollen hinaus aus diesem Labyrinth. Es ist sehr wichtig für uns. Kennst du vielleicht den Weg?“
    Lange Zeit antwortete das Mädchen dem älteren Jungen nicht. Ben wandte sich schon ratsuchend an seine Begleiter. Doch dann sprach sie doch mit glockenheller Stimme und unterbrach damit ihr süßes Summen.
    „Ja, ich kenne ihn. Es ist nicht sehr weit.“
    „Prima!“, sagte Ben erfreut. „Erklärst du uns den Weg oder kannst du uns sogar hinführen?“
    Die Kleine im Schneidersitz wartete wieder ziemlich lange mit ihrer Antwort.
    „Wenn ihr mir auch einen Gefallen tun wollt – dann ja.“
    „Was können wir für dich tun?“, fragte Ben.
    „Nicht für mich. Für diesen Jungen hier.“
    Sie deutete auf das kleinere Kind, das sich inzwischen aufgerichtet hatte und die Fremden nun doch aufmerksam musterte.
    „Was ist mit ihm? Ist er krank?“
    „Nein. Aber er muss hinaus aus diesem Labyrinth. Das ist nicht der rechte Ort für ihn.“
    „Aber was macht er überhaupt hier?“
    „Vor wenigen Tagen war er einfach da. Ich weiß nicht wie und warum. Vermutlich haben ihn seine Leute bei der Reise durch das Nichts hier zurückgelassen. Auf jeden Fall stand er plötzlich vor mir und weinte. Seit dem tröste ich ihn, und er hat sich ein wenig beruhigt. Doch spricht er kein Wort, und ich kann nicht ergründen, was in ihm vorgeht. Ich weiß nur, dass er nicht hierher gehört. Er ist ein Kind einer anderen Dimension und muss dorthin zurück. Das spüre ich ganz deutlich.“
    „Woher weißt du das?“, fragte Ben erstaunt. „Auch ich stamme aus einer anderen Dimension, und habe hier noch einiges vor.“
    „Du bist anders. Es gibt mehr als nur zwei Welten. Du kannst hier bleiben. Dieser Junge nicht. Frag mich nicht warum. Er ist anders als du und ich. Zu anders.“
    „Ich verstehe nicht. Wer hat dir das erzählt?“
    „Die Stimme des Windes, der unablässig über den Irrgarten hinwegweht, hat es mir verraten.“
    Mehr schien das Mädchen nicht preisgeben zu wollen.
    „Was können wir also für den armen Jungen tun?“
    „Nehmt ihn mit auf eurem Weg. Bitte.“
    Die großen blauen Augen des Kindes schimmerten traurig aber ehrlich.
    „Ich weiß nicht, was mit ihm nicht stimmt. Vielleicht findet ihr es heraus. Das Labyrinth jedoch ist bestimmt kein Ort für ihn.“
    „Aber der Weg, auf den wir uns machen, ist lebensgefährlich.“
    „Der Junge muss diese Mauern verlassen. Er gehört nicht an diesen Ort und nicht in diese Dimension. Mehr kann ich nicht erkennen. Aus einem unerfindlichen Grund hat der Wind mir dieses Geheimnis nicht verraten wollen. Aber muss gehen, und er ist zu klein, den Weg alleine auf sich zu nehmen. Er braucht Unterstützung, die ich ihm einfach nicht geben kann.“
    Ben schaute sich den kleinen traurigen Kerl an und schloss ihn sofort ins Herz. Er drehte sich zu den anderen um, die hinter ihm standen. Die nickten nur, und Ben bat den Tauren, das kleine Kind auf seinen starken Arm zu nehmen.
    „Wir nehmen ihn mit!“, sagte er. „Ich weiß zwar noch nicht, wie wir ihm helfen können, seine eigene Welt wiederzufinden, aber uns wird schon was einfallen.“
    „Gut!“, antwortete das Mädchen mit der Glockenstimme. „Ich weiß, er ist nur eine weitere Belastung auf eurem Weg. Aber ich wüsste nicht, was ich für ihn von hier aus tun könnte. Er hat sich mir leider nicht mitgeteilt. Deswegen danke ich euch noch viel mehr für eure große Hilfe.“
    „Komm du doch auch mit uns“, bot Nessy dem Mädchen an. „Auch für dich ist das hier nicht der richtige Aufenthaltsort. Vor allem, wo du doch den Weg nach draußen ohnehin kennst.“
    Die Kleine lachte laut. Lag in diesem Lachen etwa ein Hauch von Bitterkeit? Dann antwortete sie dem älteren Mädchen.
    „Ich weiß, dein großes Herz zu schätzen, Freundin. Doch kann ich euch nicht hinaus begleiten. Mein Platz ist hier. Wo er schon seit tausend Jahren ist. Ich bin das Kind des Labyrinths. Das ist meine Bestimmung. Noch für tausend

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