Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)
gefärbt mit schwarzen Sprenkeln und besaßen große, angsteinflößende und intelligente Augen in gelber Farbe. Alle Augen fixierten Ben. Er war also die Beute. Sie hatten die Mäuler bereits fressbegierig geöffnet. Kleine, aber messerscharfe Zähne wurden entblößt. Aber mehr Eindruck auf den träumenden Menschen machte ganz etwas anderes. Die große, gebogene Kralle auf den Hinterläufen des Tieres. Ben erinnerte sich an einen Fund, den man laut besagter Fernsehdokumentation in der Mongolei gemacht hatte. Das versteinerte Skelett hatte auf seinem Hinterlauf auch jeweils so eine gefährlich scharfe Klaue. Fachleute vermuteten, dass sie genau jene Klaue benutzten, um ihren Opfern tiefe, tödliche Wunden beizubringen. Ben fiel nun auch der Name ein, den man dem Fund gegeben hatte, obwohl das ja eher Charlys Metier war. Doch der war in diesem Traum nicht zugegen. Deinonychus hatte man die Tierchen genannt, schreckliche Klaue! Und schon ging es los: Die beinahe mannshohen Mörder rasten gemeinsam auf Ben zu. Er konnte sich vor Schreck nicht bewegen. Wie sooft in seinen vergangenen Albträumen. Sie hielten den langen flachen Kopf gesenkt, die kurzen vorderen Greifarme dicht an den braunen Körper angelegt und den Schwanz durchgestreckt, so dass Schädel, Rücken und Schwanz eine waagerechte Linie bildeten. So waren sie ungeheuer schnell auf ihren langen Hinterbeinen unterwegs. Dazu windschnittig und ziemlich intelligent. Dagegen war ein heutiger Löwe nur ein Kuscheltier. Das erste Tier erreichte den zitternden Menschen und riss ihn mit seinen Vorderläufen zu Boden. Ben konnte und musste, obwohl ihm durchaus bewusst war, dass er nur träumte, den widerlichen Mundgeruch des Fleischfressers riechen. Ihm wurde speiübel. Dann setzte das offensichtliche Leittier des Rudels seine tödliche Hinterlaufklaue am Hals des Menschen an, um ihm rasch den Garaus zu machen. Ben fühlte die kalte Spitze des dolchartigen Gebildes an seinem pochenden Hals und...
...wachte im gleichen Augenblick auf. Wie eigentlich immer, wenn man sich in einem Traum einer auswegslosen Lage gegenübersieht. Und wie sooft nach einem Traum, glaubte Ben, auch beim Aufwachen noch den Zustand zu nachzuempfinden, der in seinem Traum zuletzt bestanden hatte. Er fühlte demnach immer noch den spitzen kalten Dolch an seiner Kehle. Irgendwas stimmte aber ganz und gar nicht an der Sache! Er öffnete die Augen. Zwar war er nun wach, aber tatsächlich bedrohte ein scharfer Gegenstand an seinem Hals sein Leben. Endlich erkannte er, worum es sich tatsächlich handelte. Es war sein eigenes Schweizer Taschenmesser. Aber es befand sich nicht in seiner eigenen Hand. Es wurde von einer kleinen Hand umklammert. Einer Kinderhand. Es war der kleine Junge, den sie aus dem Labyrinth befreit hatten. Wahnsinn lag in seinen wilden schwarzen Augen. Der kleine Junge würde Ben töten. Der Ältere spürte, wie ein dünner Blutfaden an der Seite seines Halses herunterrann. Doch bevor er starb, sollte er erfahren, wer ihn töten wollte. Zum ersten Mal sprach der kleine Junge nämlich. Aber mit einer Stimme, die eher der eines Dämons entsprach, als einer wirklichen Kinderstimme. Die finsteren Worte schienen geradewegs aus der Hölle zu kommen, auch wenn ein Kindermund sie formte.
„Jetzt wirst du sterben, Ben. Du wolltest meine Pläne vereiteln, du elender Wicht? Du hast dich schon viel zu weit vorgewagt, und jetzt ist dein Ende gekommen! Und wenn du erst erledigt bist, habe ich freie Hand. Dann werde ich erst deine Freunde töten und schließlich mehr als nur eine Welt unterjochen. Deine dumme Freundin Lisa ist bereits in meine Falle getappt. Sie hätte dich warnen können, doch nun ist sie zu weit weg. Und das bedeutet dein Ende!“
„Aichet...“, stammelte Ben, sah durch den kleinen Jungen hindurch und erblickte die tiefschwarze Seele des mächtigen und grenzenlos bösen Dämons.
Doch bevor dieser das Messer in den Hals des Menschen bohren konnte, traf das vermeintliche Kind ein Schlag. Der Wirt – der seit jeher nur einen leichten Schlaf hatte – war erwacht und hatte die Lage schnell erfasst. Er hatte sich einen der unzähligen kleinen Felsbrocken geschnappt und dem Jungen damit so heftig eines übergebraten, dass dem Hören und Sehen vergangen war.
„So!“, stellte er unverblümt fest. „Mächtiger Dämon oder nicht – Im Hinterkopf hat er auf jeden Fall keine Augen. Und das nächste Mal soll er das Messer lieber zum Kartoffelschälen benutzen! Alles klar,
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