Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)
Einsetzen der Dämmerung nicht. Nur die Stille ringsum wurde immer bedrückender. Irgendetwas stand den Abenteurern bevor. Die Spannung schien nahezu greifbar. Dunkelbraune, tote Erde und graue, wahllos verteilte, kleine und größere Felsbrocken waren die einzigen Wegbegleiter, die Ben, Charly, Nessy, Rippenbiest, Yoghi, der kleine Junge und die Katzen noch besaßen. Ben hatte den Jungen nach einiger Zeit bei der Hand genommen, als er auf Rippenbiests Arm zu quängeln begonnen hatte. Bereitwillig ging er mit Ben mit, an dem er besonders zu hängen schien. Doch immer noch hatte er kein einziges Wort gesprochen. Vielleicht war er ja stumm, vielleicht stand er auch unter Schock, aus welchem Grund auch immer. Und Ben nahm sich vor, herauszukriegen, was mit dem Kleinen los war. Und es würde ihm auch gelingen. Sehr bald schon!
Den Rest des Tages waren sie durch die stille, monotone Landschaft marschiert. Schon bald war jedweder Ansatz einer Unterhaltung erstorben. Jeder hing seinen eigenen, meist trüben Gedanken nach und passte sich der vollkommenen Geräuschlosigkeit an. Bis sie nicht einmal mehr ihre eigenen Schritte vernahmen. Längst war schließlich die Sonne der Dunkelheit gewichen, und nur noch der schwache Mondschein erhellte ihnen den Weg. Doch sie marschierten unbeirrt weiter. Sie wollten einfach nur raus aus dieser trostlosen Welt. Irgendwo hinter dieser toten Ebene erwarteten sie, den Wald der Poltans zu finden. Zwar wussten sie nicht, wer oder was die Poltans sein mochten, aber Wald – das hörte sich eindeutig nach Leben an. Nach Bäumen, Sträuchern und vielleicht sogar Tieren, die in ihm wohnten. Doch was sie nicht ahnten: Dieser Wald war noch weit, weit entfernt.
Urplötzlich blieb Yoghi, der zwischenzeitlich die Führung übernommen hatte, stehen und riss die anderen aus ihren düsteren Träumen. „Verdammt!“, fluchte er (wie sooft). „Hier geht's bergab!“
Er hatte Recht. Vor ihnen fiel das Gelände zwar nicht senkrecht, doch immerhin in der Dunkelheit gefährlich steil ab. Sie konnten nicht einmal erkennen, wie weit es überhaupt bergab ging. Ein Boden der Senke oder Ähnliches war im Dunkel der Nacht nicht auszumachen. Ein Glück, dass der Wirt, der immer noch ein wenig nach Blatsch-Erbrochenem roch, so aufmerksam gewesen war.
„Wir sollten lieber warten, bis die Sonne wieder aufgeht“, schlug Ben vor. „In der Nacht würden wir uns alle Knochen beim Abstieg brechen.“
„Und wer weiß, was uns da erwartet, Kumpel“, ergänzte Charly und gähnte. „Eine Schlafpause würde mir - und erst recht meinen Füßen - ohnehin mal wieder gut tun.“
Also aßen sie noch ein paar Happen aus ihrem Vorrat und richteten sich auf die folgende Nacht ein. Sie rollten dazu ihre Decken aus und legten sich in der Nähe der Schlucht auf den Boden. Auch in dieser Nacht war es nahezu zwanzig Grad warm, so dass die leichten Decken für eine Nacht im Freien locker ausreichten. Kurz darauf waren Menschen wie Katzen schon eingeschlafen. Nur Ben lag noch wach und blickte forschend in den Nachthimmel, der aus tiefschwarzem Samt zu bestehen schien. Aber irgendetwas fehlte! Es waren die Sterne. Bis auf den Mond waren keine Himmelskörper zu sehen. Und das, obwohl keine einzige Wolke die Sicht nach oben behinderte. Ein weiteres Rätsel dieser Dimension. Und bevor endlich auch Ben einschlief, spürte er noch, wie sich der kleine Junge eng an ihn schmiegte. In dieser Nacht träumte Ben endlich wieder. Er träumte von Dinosauriern. Aber nicht von Fossilien, die er aus dem Museum kannte. Nein – von lebendigen, riesigen und ziemlich gefährlichen Sauriern...
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Kapitel 22
4.600.000.000 Jahre an einem Tag
U nd auch sie träumte. Es war wieder der gleiche Traum, der sie immer öfter heimsuchte, seitdem sie die Siedlung zu Füßen der Bunten Berge verlassen hatte, um die uralte Prophezeiung zu erfüllen. Sie segelte in der Luft. Aber nicht in Gestalt eines jungen Mädchens (logisch, ein Mädchen besaß ja keine Flügel), sondern als riesiger Adler. Sie flog über einen großen, dunkelgrünen Wald hinweg. Zwar gab es hier einige unterschiedliche, ihr teilweise unbekannte Laubbäume, doch die meisten waren Nadelbäume. Ihre Augen – die Augen des Adlers – fixierten eine gewaltige Tanne. Der Adler drehte ein paar Runden über diesem Baum und stieß schließlich schnell hinab in die Tiefe. Dann tauchte er/sie in den finsteren Wald ein. Immer noch die eine große Tanne im Blick. Als
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