Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)
diesen krassen Zauberlehrling gelesen. Doch sein haushoher Favorit war die Zeitmaschine. Das Buch hatte er wohl schon drei- oder viermal gelesen. Er kannte sich also aus mit allen Fabelwesen, die in der Literatur Rang und Namen hatten. Seien es Orks, Aliens, Kobolde oder Elben; Charly hatte sie in seinen Büchern und Träumen alle schon kennengelernt. Und nun hoffte er, zumindest die Morlocks aus H. G. Wells' wunderbarem Roman auf seiner Reise in die Zukunft persönlich in Augenschein nehmen zu können. Er durfte auf keinen Fall vergessen, seinen Rucksack zu packen, wenn er zu Hause angekommen war. Vielleicht mit ein paar Messern oder so. Immerhin könnte es ja sein, dass er tagsdrauf gegen diese Menschenfresser antreten und um sein Leben kämpfen musste. Und was zu Essen aus dem heimischen Kühlschrank würde er selbstverständlich auch noch brauchen. Sein Zuhause war das große, vornehme Einfamilienhaus im Fachwerkstil zu Füßen des Hügels, auf dem die Zeitmaschine nun versteckt war. Meistens war er alleine dort, denn seine Eltern waren geschieden und hatten nur wenig Zeit für ihn. Seine Mutter lebte in Amerika und vermarktete irgendwelche Popkonzerte. Sein Vater, bei dem Charly lebte, war meist außer Haus, weil er ein hohes Tier beim Militär war. Oft musste er daher zu langwierigen Manövern oder unendlichen Lagebesprechungen. So hatte die Familie zwar ein schönes Haus und viel Geld, doch Charly war fast immer alleine. Dazu kam, dass sie dauernd umziehen mussten, wenn sein Vater versetzt wurde, was ziemlich oft geschah. Erst vor wenigen Tagen hatten sie dieses Haus in Grabenbroich bezogen, und etliche Umzugskisten standen noch unangetastet in der Diele herum. Das alles störte Charly nicht sonderlich, denn er kam für einen Dreizehnjährigen erstaunlich gut alleine zurecht und lebte sein Leben mehr oder weniger so, wie es ihm gefiel. In der neuen Schule hatte er schon am ersten Tag eine Handvoll neuer Freunde gefunden und nachmittags machte er, was immer ihm gefiel. Taschengeld war genug vorhanden, und die Ideen gingen ihm sowieso niemals aus.
Schließlich erreichte er zusammen mit seinem neuen Kumpel Tommy den Trödelmarkt auf dem Schulhof des Gymnasiums von Grabenbroich. Sogleich stürzten sich die Beiden auf die zahlreich vorhandenen Marktstände und überladenen Tapeziertische der Schüler und Studenten. Auch etliche andere Händler waren erschienen und boten ihr Zeug zum Kauf an.
„Versuchen wir unser Glück, Tommy? Vielleicht finden wir was echt Sensationelles!“
Der kleine Tommy war sofort von Charlys Begeisterung angesteckt, und gemeinsam durchstöberten sie das Angebot des Tages. Sie sahen sich an, was Jugendliche und fliegende Händler so alles an Ramsch und Trödel zu bieten hatten. Natürlich, wie befürchtet, alte Schullektüre zu Schleuderpreisen, aber Bücher, wie Charly sie bevorzugte, waren leider Mangelware. Dazu gab es allerlei Firlefanz, mit dem man zum Beispiel seine erste eigene Wohnung oder Studentenbude einrichten konnte, wenn man denn wollte: Viele alte und potthässliche Möbelstücke, ausgefranste Teppiche, windschiefe Regale mit und ohne Einlegeböden, und einer bot sogar seine gebrauchte (wenn auch hoffentlich gereinigte) Toilettenschüssel zum Kauf an. Vor allem aber die Computerfreaks kamen hier und heute auf ihre Kosten: Alte Rechner, Monitore, kistenweise CD-Roms, uralte Disketten und der eine oder andere runderneuerte Nadeldrucker waren im Sortiment zu finden. Was wollte man denn noch mehr? Aber Charly und Tommy hielten es mehr mit waschechtem Plunder als mit wirklich nützlichen Dingen.
„Na, wie steht mir dieser Zylinder?“, wollte der Kleinere von seinem dicken Freund wissen und setzte sich einen alten löchrigen Hut von einem der Trödeltische auf den Kopf, der ihm sogleich bis über die Ohren rutschte. „In garantiert originaler Achtfarbenlackierung, tiefergelegt und mit Schiebedach.“
„Echt kuschelhasig! Kleiner, du siehst an sich ja schon beschränkt genug aus, übertreib es jetzt nicht, sonst kriegen deine bedauernswerten Eltern noch einen schweren Schock, wenn du damit heimkommst.“
Tommy legte das gute Stück wieder zur Seite und ging zu einem der nächsten Stände in der Reihe. Dort fand er wieder einmal etwas Interessantes.
„Hier ist die ganz eindeutig hässlichste Nachttischlampe aller Zeiten. Was für ein unfassbar schäbiger Staubfänger!“, rief er ziemlich laut.
Der langhaarige Student, der an diesem Stand verkaufte, schaute
Weitere Kostenlose Bücher