Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)
gar nicht sehr erfreut drein, als Tommy die zugegebenermaßen nicht besonders ansehnliche Lichtquelle in die Höhe hielt und nach weiteren Flüchen über soviel Hässlichkeit seinem Freund kundtat: „Die schenk ich meiner Mami zum Muttertag, die kriegt bestimmt die Krätze vor lauter Begeisterung!“
„Sicher, sicher“, bestätigte Charly belustigt. „Sieh nur zu, dass du nicht zu spät zum Abendessen nach Hause kommst, sonst fängst du dir noch eine von deiner Mami. Aber lass bloß dieses Lampen-Ungeheuer hier!“
Tommy legte auch das feine Teil wieder an seinen Platz zurück und begutachtete seine staubigen Finger, als wären es Trophäen. Inzwischen pfiff er insgeheim auf das Abendessen. Trödeln mit dem dicken Charly war doch viel schöner.
„Nur noch den einen Stand. Da müssen wir unbedingt hin.“ Tommy hatte noch einen Grund zum Aufschub seines restlichen Heimwegs gefunden. Nämlich in Form eines besonders interessanten Trödelstandes.
„Dahinten sehe ich den Stand vom alten Luna, der war schon lange nicht mehr dabei.“ Offensichtlich war Tommy bereits ein eingefleischter Dauergast auf Flohmärkten.
„Wieso Luna?“, wollte Charly wissen, der ja neu in der Stadt war und diesen Markt daher noch nicht kannte.
„Naja, wenn du ihn fragst, wo er die Sachen her hat, die er da an den Mann bringen will, schießt er dich in Nullkommanichts auf den Mond, du verstehen, Chef?“
„Ja klar. Luna heißt Mond. Ich geh ja nicht zur Baumschule. Aber was verkauft der ulkige Typ denn nun genau für einen Plunder?“
„Lass uns einfach mal hingehen. Der hat jede Menge antiken Mumpitz. Das meiste ist Tinnef; der alte Nachttopf seiner Oma und so; aber manches ist echt uralt oder zumindest irre aufregend. Fast hätte ich mal einen Faustkeil von so einem alten Neandertaler für ein paar Euro da gekauft. Hatte aber mein Geld vergessen. Doch pass bloß auf, dass der dir nicht die Unterhose von Papst Hibiskus oder sowas Ähnliches für einen Zehner andreht! Der Kerl ist mit allen Wassern gewaschen!“
Das bin ich auch, dachte Charly.
Der alte Luna hatte tatsächlich wieder einiges an Altem und Seltsamem im Angebot. Er war ein sehr dünner Mann, mit grauen schmierigen Haaren und Drei- bis Viertagebart, wenn nicht noch schlimmer. Und in seinen müffelnden Klamotten schien der Bursche regelmäßig zu schlafen. Auf einer Parkbank vermutlich, so wie er aussah. Aber seine Gesichtszüge hatten einen geschäftsmäßigen Ausdruck angenommen, in dem Moment, als er sein nächstes vermeintliches Opfer ansprach, in Person von Tommy nämlich, der in der Vergangenheit schon mehr als nur einmal an Lunas Marktstand das ein oder andere vermeintlich gute Stück käuflich erworben hatte.
„Hallo, Tommy, mein kleiner Freund und treuer Kunde. Ich hab da wieder ein paar Sächelchen vom Allerfeinsten für dich. Und spottbillig! Zahl ich doch glatt noch drauf auf die Kostbarkeiten. Und alles ist echt, also garantiert kein Beschiss, mein Junge.“
„Ja, klar, Luna. Aber jetzt lassen Sie mal die klugen Sprüche beiseite, und zeigen Sie uns was wirklich Tolles: Etwas Antikes oder Geheimnisvolles. Aber Vorsicht! Mein Kumpel ist heute mit dabei, der ist nicht auf den Kopf gefallen. Der erkennt Müll, wenn er ihn sieht.“
„Aber klar doch, junger Freund, hab ich dich denn je betrogen?“
„Ja! Eigentlich jedes Mal, wenn ich hier mal was gekauft habe, aber ich bin ja nicht nachtragend“, maulte der kleine Tommy, grinste aber gleichzeitig. „Denken Sie doch nur mal an den letzten Trödelmarkt, als Sie mir den eingewickelten Schweinehuf aus einem Schlachthaus als mumifizierten Fuß des Tut-Ench-Warum, oder wie auch immer der Kerl heißen sollte, für fünfzehn Euro angedreht haben.“
„Um Gottes Willen, da muss mich doch glatt mein eigener Lieferant betrogen haben, ich hatte echt keine Ahnung davon! Aber dafür darfst du dir heute was ganz Besonderes bei mir aussuchen, für die Hälfte des normalen Preises, mein Freund. Garantiert!“
Garantiert hatte Tommy jetzt endgültig das Abendessen und den zu erwartenden Ärger daheim vergessen. Und obwohl er genau wusste, dass Luna die Preise zuerst mindestens verdoppeln würde, ehe er ihm was für die Hälfte gab, schaute er sich interessiert um an Lunas kunterbuntem Trödelstand.
“Tinnef, Tinnef, Tinnef , hey! Da ist ja immer noch der alte Nachttopf von Ihrer Oma, Luna. Vermisst die den nicht langsam mal?“
Da sah Tommy doch noch etwas sehr Interessantes auf einer Holzkiste liegen.
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