Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)
eine Scheiße!“, maulte Richard. „Was mach ich denn jetzt mit meinem Becher Quark? Den hatte ich doch extra bei Mutter aus dem Kühlschrank mitgehen lassen.“
„Kuschelhasig, Richy. Quarz, nicht Quark, du Hammel!“, rief Charly, und alle lachten. Sogar Richy lachte mit. „Wie sieht es aus mit Kristall und Elfenbein?“
Alle Jungs schüttelten die Köpfe. „Elfenbein ist doch verboten“, wusste Mesut zu berichten. „Wegen der armen Elefanten.“
„Und Kristall ist zu teuer“, rief Sam, der Junge mit der kaputten und ziemlich unfachmännisch geklebten Brille. „Ich wollte meiner Mutter eine alte Weinkaraffe abschwatzen. Die hätte mir fast eine geschmiert!“
Charly dachte kurz nach. Er war ein einfallsreicher Optimist und entschied sich daher für das in seinen Augen Naheliegendste: „Ich denke, das fehlende Zeug wird sowieso nur für Reisen in die Vergangenheit gebraucht. Aber wir wollen ja schließlich in die Zukunft. Alle dafür erforderlichen Bestandteile hätten wir also. Denke, die Maschine ist somit fertig. Morgen breche ich in die Zukunft auf und bringe euch auf dem Heimweg ein paar verbeulte Morlocks mit.“
„Was sind denn Morlocks?“, wollte Sam wissen.
„Mensch, liest du nie ein Buch, Junge? Das sind die Unterweltmenschen aus der Zukunft. Die mästen dich jahrelang, schleppen dich dann unter die Erdoberfläche und fressen dich auf. Klar?“
„Mist. Dann bring besser keinen von denen mit. Aber warum willst du erst Morgen los? Es ist doch noch nicht mal dunkel.“
„Herr, schmeiß Hirn vom Himmel!“, rief Charly und warf theatralisch die Hände in die Höhe. „Für den ausreichenden Energiestoß benötigen wir einen Blitz, und Morgen Nachmittag soll's ein nettes Gewitter geben. Das müssen wir auf jeden Fall noch abwarten. Logisch, oder?“
„Wenn du das sagst, Chef“, meinte Sam ein wenig kleinlaut.
„Also abgemacht. Morgen kurz nach Mittag versammeln wir uns wieder alle hier und bereiten die erste Zeitreise in der Geschichte der Menschheit vor. Einverstanden?“
Alle stimmten laut und fröhlich zu. Die Jungs deckten die Maschine notdürftig mit einem ausgemusterten Tarnnetz aus Militärbeständen ab, um es vor fremden Blicken zu schützen. Charly hatte das Ding mal von seinem Vater geschenkt bekommen, der beim Militär tätig war.
Die Jungs trennten sich und machten sich auf ihren jeweiligen Heimweg, gespannt, was wohl Morgen alles passieren würde. So wirklich glaubte eigentlich keiner der Nachwuchsabenteurer an die Möglichkeit einer Zeitreise, aber das gemeinsame Spiel stand schließlich im Vordergrund, und man wusste ja bekanntlich nie, was alles machbar war.
Charly war zwar ganz in der Nähe des Hügels zu Hause, begleitete Tommy jedoch noch ein Stück seines Weges, weil auf eben diesem Weg das Gymnasium lag, dessen Schulhof derzeit einen kleinen Trödelmarkt beherbergte. Laut den Plakaten, die daher derzeit an jedem Baum und an jeder Laterne im Ort zu entdecken waren, sollten dort das ganze Wochenende über allerlei alte Sachen von Schülern, Studenten und fliegenden Händlern angeboten werden. Gewiss war Charly kein Musterschüler und auch ganz sicher nicht an den dort zuhauf angebotenen, ausgemusterten Fach- und Schulbüchern interessiert. Aber wer weiß, vielleicht fand sich ja auch ein spannender Fantasy- oder Zukunftsroman unter all den alten Schmökern. Oder sonst was Tolles. Einen Versuch war es auf jeden Fall wert, dachte er.
Karl-Heinz, genannt Charly, Schupp war ein dreizehnjähriger, ziemlich dicker Junge mit kurzen schwarzen Haaren und einem ebenso runden wie rosigen Gesicht. Nicht nur dick, sondern auch sehr groß war er. Einen Kopf größer als die anderen und sogar zwei Köpfe höher gewachsen als der kleine Tommy neben ihm. Nicht allein diese körperliche Überlegenheit, sondern auch sein (trotz aller barschen Worte, die er gern und oft benutzte) einnehmendes Wesen sowie seine grenzenlose Phantasie und Gewitztheit hatten ihn im Laufe der letzten paar Tage zum unangefochtenen Anführer seiner kleinen Bande werden lassen. Die Anregungen für die gemeinsamen Spiele holte sich Charly oft in seiner umfangreichen Büchersammlung. Er verschlang geradezu alles, was ihm an Romanen aus den Bereichen Fantasy, Science Fiction und Abenteuer in die Finger kam. Aber auch Fachliteratur über Dinosaurier und andere Urzeittiere war nicht sicher vor ihm. Natürlich hatte er auch schon Den Herrn der Ringe, die Unendliche Geschichte und die sieben Bücher über
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