Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)
Ding überhaupt hergekommen? Luna konnte sich beim besten Willen nicht daran erinnern. Aber offensichtlich glaubte dieser arrogante kleine Fettsack, dass an der Karte tatsächlich was dran war. Sonst hätte er doch nie und nimmer fünfzig Mäuse dafür bezahlt. Und der Dicke schien ein ziemlich heller Kopf zu sein. Verdammt, wie war die Flasche in seinen Besitz gelangt, fragte er sich selbst noch einmal. Vielleicht stammte sie ja von irgendeiner Wohnungsauflösung oder aus der Mülltonne? War ja auch egal.
„Ihr werdet mich wiedersehen! Das garantiere ich euch diesmal wirklich!“, zischte der Alte und verließ mit seinem Zeug so schnell er konnte das Schulgelände.
Charly und Tommy verabschiedeten sich derweil vor dem Schulhof voneinander.
„Sag mir Morgen unbedingt, was du in der Flasche gefunden hast“, bat Tommy.
„Wenn du willst, schauen wir jetzt sofort mal rein“, schlug Charly vor.
„Nö, lass mal. Wenn ich hier noch mehr Zeit verjuxe, setzt es mindestens drei Jahre Hausarrest, fürchte ich.“ Mit diesen Worten verließ der Kleine den Größeren und rannte die Straße entlang davon, um den Ärger daheim in Grenzen zu halten.
Charly, der mit solchen Problemen nichts am Hut hatte, klemmte sich die Flasche unter den Arm und ging gemächlichen Schrittes nach Hause. Dort würde ihn an diesem Abend niemand erwarten, außer seinem Fernseher, und er hatte ganz bestimmt nichts gegen diese Tatsache einzuwenden. Denn somit konnte er sein Abendessen selbst bestimmen (Hamburger aus der Mikrowelle), ein Stündchen vor dem Computer verbringen (mit seinem geliebten Fantasy-Online-Rollenspiel) und schließlich beim DVD-Schauen (Der Herr der Ringe, Teil 1, den hatte er lange schon nicht mehr gesehen) die ominöse Flasche öffnen. Vielleicht war ja tatsächlich eine echte Schatzkarte drin. Man konnte ja nie wissen.
Wenig später nahm er den Schlüssel an der dünnen Kette von seinem Hals und öffnete die Tür zu seinem Zuhause. Wie erwartet, war sonst niemand da. Also spähte er erst einmal in den großen und randvollen Kühlschrank der geräumigen Küche und fand schnell eine Handvoll der schmackhaften Hamburger. Ruckzuck waren sie in der Mikrowelle zubereitet und alsbald in Charlys dickem Bauch verschwunden. Einen sechsten aß er noch, während er vor dem PC hockte und Orks und fiese Zwerge killte. Als er einen weiteren persönlichen Rekord darin aufgestellt hatte (im Zwergekillen, nicht im Hamburgeressen), begab er sich halbwegs satt und zufrieden in das riesige Wohnzimmer, legte eine DVD ein und ließ sich in den gemütlichen Ledersessel direkt vor dem Fernseher fallen. Schon bald waren die ersten Szenen seines Lieblingsfilms auf dem Flachbildschirm von der Größe eines mittleren Scheunentors zu sehen. Gerade als der alte Gandalf sein Feuerwerk den Hobbits präsentierte, dachte Charly daran, die Flaschenpost zu inspizieren. Er holte sich die Flasche, die er neben der Mikrowelle hatte stehen lassen, sowie ein kleines Messer aus der Küche und plumpste erneut in den besten Sessel des Wohnzimmers. Ohne viel Federlesens entfernte er das rote Wachs von der Flasche und entkorkte diese schließlich. Er schüttelte den Inhalt hinaus und hielt endlich das Papier in Händen. Er rollte es auf und war ein wenig enttäuscht.
„Und für so einen Mist hab ich fünfzig Euro ausgegeben?“, fragte er in den leeren Raum hinein.
Das Papier schien zwar alt und vergilbt, doch keineswegs antik zu sein. Es handelte sich um eine dicke und schwere Pappe, wie sie manchmal für teure Glückwunschkarten verwendet wird. Eine Schatzkarte war es aber ganz sicher nicht. Eine Seite war leer und die andere mit einer Schreibmaschine beschriftet worden. All zuviel stand dort auf dem ersten Blick nicht geschrieben. Zudem war das Farbband der Maschine, mit welcher der Unbekannte den Text der Flaschenpost verfasst hatte, wohl schon ziemlich hinüber gewesen. Charly musste den Zettel ins Licht der Deckenleuchte halten, um zu erkennen, was dort geschrieben stand. Immerhin war der Text in deutscher Sprache verfasst worden:
Lieber Leser dieser Flaschenpost,
Du kennst mich nicht. Und ich kenne dich nicht. Aber ich bin ein Teil deiner phantastischen Abenteuer. Auf dem Flohmarkt war ich es bereits, beim Orakel und schließlich hier in der Stadt werde ich es sein. Ich werde dich auch danach noch weiterhin begleiten, wenn es irgendwie geht. Und ich helfe dir, so gut ich kann. Ich habe den Tipp, auf den du und deine Freunde angewiesen
Weitere Kostenlose Bücher