Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)
mal?“
„Logisch, wir haben ja nur einen Ben“, erwiderte der dicke Junge. „Also: Was erwartet uns als Nächstes?“
„Kommt drauf an, was unsere Landkarte dazu sagt“, meinte Ben. „Wenn ich mich recht entsinne, sollten wir uns irgendwann mal im Wald der Poltans einfinden. Was auch immer ein Poltan sein mag.“
„Weiß ich auch nicht. Wie steht's mit dir, Nessy? Hast du schon mal einen Poltan gesehen?“
„Nicht, dass er sich mir vorgestellt hätte“, gab das Mädchen zu.
„Und die Gelehrten haben auch nie ein Wort darüber verloren“, ergänzte Rippenbiest. „Vielleicht sind das ja ziemlich scheue Gesellen.“
„Hoffen wir es“, zweifelte Kobanessa.
„Hast du auch noch so ein Scheißgedicht dazu, Boy?“
Während Nessy die Augen verdrehte ob der verhassten Gedichte, blieb Ben stehen und kramte wieder seinen zerknitterten Notizblock hervor.
„Meister Athrawon sagt Folgendes zu diesem ominösen Wald“, kündigte er an. „Geh weiter zum Wald, doch verstopfe die Ohren. Sonst bist Du in Zwietracht und Missgunst verloren. Keine Ahnung, was er damit meint. Aber ich denke, wir lassen es einfach drauf ankommen.“
„Versuch macht kluch.“
Den Rest der heutigen Wanderung verbrachten die Freunde mit angeregten Gesprächen über die Dinge, die sich im Talkessel ereignet hatten. Charly war nun ganz in seinem Element und froh, die Wesen, die er bislang nur aus Büchern gekannt hatte, einmal leibhaftig erlebt zu haben. Nessy hätte dagegen gerne auf die Bekanntschaft mit dem hungrigen Saurier verzichtet. Rippenbiest fand es schade, dass die Vorfahren der Tauren nicht zu sehen gewesen waren, während den Wirt das Ganze ziemlich kalt gelassen hatte. Ben sprach einen interessanten Standpunkt an, als er fragte, ob die Erde und das Nichts vielleicht ein und dieselbe Vergangenheit besaßen und sich erst vor relativ kurzer Zeit auseinanderentwickelt hatten. Eine Antwort auf diese Frage konnte ihm jedoch keiner geben. Das konnte allerdings Bens Ehrfurcht vor dem Erlebten in keiner Weise schmälern.
Auch dieser Tag hauchte langsam aber sicher sein Leben in der Dämmerung der einsetzenden Nacht aus. Die Landschaft wurde gegen Abend endlich wieder interessanter, nachdem sie stundenlang durch tote, unwirkliche Gegenden gewandert waren. Aber auch das, was sie nun erwartete, erschien ihnen irgendwie irreal. Halt eine typisch atypische Nichtslandschaft. Irgendwann sahen die fünf Reisenden die ersten Kakteen im ansonsten knochentrockenen Land unter warmer Sonne. Es handelte sich um kleine banale, runde Kakteen. Sie waren so hoch wie breit – nur wenige Zentimeter groß – dazu stachelig und grün. Wie sie auf fast jeder Fensterbank in Bens Dimension anzutreffen waren. Doch während die Sonne weiterhin ihren allabendlichen Gang zum fernen Horizont fortsetzte, änderten sich nach und nach Form, Größe und Farbe der Pflanzen. Sie waren zwischen zehn Zentimetern und fünf Metern hoch, entweder kugelrund, schlank und hoch, breit wie ein Baum oder verzweigt wie Wurzelwerk. Sie befanden sich plötzlich in einem wahren Wald aus Kakteen. Der Wald der Poltans etwa? Wohl kaum. Am beeindruckendsten waren die Farben der stachligen Pflanzen. Sie waren beispielsweise leuchtend-orange, langweilig-grau, strahlend-hellblau, tiefschwarz, schneeweiß oder teilweise sogar mehrfarbig bunt. Ein zitronengelber, spindeldürrer Kaktusriese von über sieben Metern überragte sie alle. Nur nicht berühren, musste jetzt die Devise lauten. Denn wer wollte schon gerne Bekanntschaft mit den boshaft spitzen Stacheln machen? Weder mit den kleinen und schon gar nicht mit den zehn und fünfzehn Zentimeter langen Pieksern der Superkakteen.
„Ich müsste mich mal wieder rasieren“, fiel Yoghi spontan ein, und er fuhr sich nachdenklich über das ziemlich stoppelige Kinn.
Zwar vermischten sich im weiteren Verlauf des Abends das Dunkel des Himmels und die verblassenden Farben der Kakteen, doch immer noch bot sich den Menschen ein eindrucksvolles Schauspiel: Giganten ragten wie warnende Finger hoch in den Sternenhimmel. Immerhin waren nun wieder Sterne zu sehen. Irgendwie ein beruhigendes Gefühl. Doch, wollte man im Laufe der nächtlichen Finsternis, nicht ein Bad in den unsichtbar gewordenen Dornen nehmen, mussten sie nun nach einem Nachtlager suchen. Irgendwo zwischen den unendlich vielen Kakteen.
„Verdammt, ich bin müde. Ich fühl mich wie ein Hundertjähriger heute Abend“, maulte Yoghi.
„Na, hast ja auch fast fünf
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