Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)
kräftigen Hals des Tieres. Mit seinen kleinen und gemeinen, hellroten Augen fixierte er einen Menschen nach dem anderen. Ben kam die Theorie seines Freundes Charly plötzlich mehr als fragwürdig vor. Denn dieser bedrohlich nahe Verwandte vom inzwischen, um 10.44 Uhr, ausgestorbenen Tyrannosaurus Rex schien sie eben doch wahrzunehmen.
Ben starrte gebannt auf die kurzen, aber markanten Hörner über den fiesen Augen des Ungeheuers.
„Wenn er uns auf die Hörner nimmt oder auch nur einfach über den Haufen rennt, dann gute Nacht zusammen“, murmelte er vor sich hin. Doch dann wurde seine Aufmerksamkeit auf ein anderes Teil des Monstergesichtes gelenkt. Der Carnotaurus öffnete nämlich sein gewaltiges Maul. Ben und seine Freunde erwarteten darin übelster Gestank und zig messerscharfe Zähne. Zähne, die sich liebend gerne in das Fleisch der fünf lächerlich kleinen Wesen bohren würden.
„Ich tu dir nichts, und du tust mir nichts“, hoffte Yoghi ...
Aber dieser braun-gelb-getigerte Bursche schien eine andere Sprache zu sprechen. Er schaute die Fünf nur noch einmal kurz der Reihe nach an, trat dann von einem gewaltigen Fuß auf den anderen und entschied sich schließlich zum Angriff. Erst mal der Taure, schien der Saurier zu denken, da war nämlich das meiste Fleisch dran. Den Auserwählten wurde urplötzlich kälter. Außerdem wurde es nun auch spürbar dunkler um sie herum. Waren das Hirngespinste, die ihre Angst hervorrief? Nein. Hinter dem Raubtier sahen sie etwas Unglaubliches vom Himmel auf die Erde zurasen, das auch das Untier innehalten ließ. Es gab ein pfeifendes Geräusch, als das Etwas in die Atmosphäre der Kreidezeit eindrang. Sogar der zähnefletschende Urzeittiger drehte seinen kurzen Hals nach hinten und schaute, was ihn da wohl erwartete. Ihn und seine zum Untergang verdammten Artgenossen. Der riesige Meteorit glühte in der Luft und zog eine gleißend helle Spur am ersterbenden Himmel senkrecht hinter sich her. Dann tauchte er mit unfassbarem Tempo und einem ohrenbetäubenden Knall ins Meer ein, welches in dieser mehr oder weniger maßstabsgetreuen Miniausgabe der Welt lediglich ein See war. Für einen kurzen Augenblick der Ewigkeit verwandelte die Explosion das Tal in eine weiße Wolke aus Licht, Feuer, Staub und Tod. Die Temperatur erreichte neue Rekordhöhen im ganzen Tal. Die Menschen warfen sich genauso rasch wie vergeblich auf den Boden, doch wie durch ein Wunder schien die mörderische Hitze, der Lärm und nicht zuletzt der wahnsinnige Sturm, die der tödliche Himmelsbote über das Tal schickte, ihnen nichts auszumachen. Aber war das wirklich ein Wunder? Immerhin gehörten sie nicht hier hin. Kein Mensch gehörte hier hin. Und als Ben kurz aufblickte, erkannte er, wie der Carnotaurus, der sie vor einem Moment noch hatte fressen wollen, Sekunden nach der Explosion von einer Druckwelle erfasst wurde. Sie zerrte ihm Haut und Fleisch von den Knochen, bis nur noch das graue Skelett dastand. Und als hätte dieser Saurier gar nicht gemerkt, dass er bereits tot war, bewegten sich seine Knochen noch für Bruchteile von Sekunden wie die eines lebendigen Tieres, dann brach der gewaltige Kadaver in sich zusammen.
10.47 Uhr:
Das Tal brannte. Rings um sich herum, jedoch noch in beruhigender Entfernung, sahen die Menschen, dass das ganze Tal in Flammen stand. Kaum ein Dinosaurier überlebte das Inferno. Das Tal erschien erst feurig rot, dann rauchgrau, schließlich verkohlt schwarz. Der Rauch von tausend Feuern verschluckte die meisten Sonnenstrahlen.
10.48 Uhr:
Es war dementsprechend bitterkalt geworden. Der Sonne wurde keine Chance eingeräumt, für Wärme zu sorgen. Die großen Pflanzenfresser unter den Echsen fanden keine Nahrung mehr und starben. Die Raubechsen, die von den Pflanzenfressern lebten, fanden keine Nahrung mehr und sterben. Ein Massensterben hatte eingesetzt. Um 10.49 Uhr waren alle Dinosaurier für immer vom Antlitz der Welt entfernt worden. Und mit ihnen unzählige andere Opfer der Katastrophe. Doch die Menschen, der Taure, der Wirt und die Katzen lebten noch. Offensichtlich blieben sie von den direkten Auswirkungen (abgesehen von Gefressenwerden vielleicht) dieser seltsamen Zeitreise verschont, da sie sich in einem ganz anderen Zeitgefüge befanden. So vermuteten sie zumindest, denn erklären konnte ihnen das freilich niemand so genau. Aber egal, sie waren unversehrt geblieben. Genauso wie die anderen Säugetiere, denen nun alle Möglichkeiten offen standen, da die
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