Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)
„Lasst uns weitergehen, bis wir den guten alten Hufeisenfluss gefunden haben. Es kann wirklich nicht mehr weit sein.“
Weder sie selbst, noch die anderen glaubten so recht an das, was sie da sagte, waren aber durchaus dankbar, dass Nessy ihnen Mut zu machen versuchte. Also gingen sie weiter nach Osten. Und immer weiter. Es vergingen weitere Stunden. Von Wasser oder gar einem Ende der Wüste keine Spur. Und immer noch war helllichter Tag. Es wurde heißer und heißer. Doch im Gegensatz zu den Temperaturen um sie herum sank die Durchhaltemoral der Wanderer gegen Null. Wenn nicht sogar darunter. Die Sechs sahen nur noch eines durch ihre schweißgetränkten Augen: Sand. Sanddünen, Sandstürme, Sandflächen und Sand an sich. Aber es kam noch schlimmer. Gingen sie überhaupt noch nach Osten? Längst glaubten sie, die Orientierung im ewigen Gelb der Wüste verloren zu haben. Und was hätte ihnen ein Kompass genutzt, selbst wenn sie einen gehabt hätten? Das Nichts besaß keinen magnetischen Pol und somit auch keine Himmelsrichtungen im eigentlichen Sinne. Aber das interessierte die Wanderer ohnehin schon lange nicht mehr. Geistesabwesend torkelten sie durch die unvorstellbare Hitze und glaubten nicht einmal mehr zu wissen, warum eigentlich. Sollte sich jemals einer fragen, wie sich das anfühlt, bei lebendigem Leib gebraten zu werden, dann sollte er Ben und seine Freunde fragen. Denn die wussten es jetzt ganz bestimmt. Aber wem sollten sie es noch erzählen? Vielleicht dem hageren Mann, der sich ihnen unaufhaltsam von Südwesten aus näherte? Die Schritte der Auserwählten – immer einen unsicheren Schritt nach dem anderen – wurden dauernd wackliger und unsicherer. Als ersten erwischte es Charly. Wie ein leerer Kartoffelsack stürzte er auf den Wüstenboden und blieb wie betäubt auf seinem Rücken liegen. Alle Viere von sich gestreckt. Den mörderischen Sonnenbrand auf seinem Oberkörper spürte er vor lauter Erschöpfung nicht einmal. Immerhin hatte er sich sein Hemd wie einen Turban um den Kopf gewickelt, damit wenigstens nicht noch ein Sonnenstich hinzukam. Gegen die vor Trockenheit gesprungenen Lippen und vor allem gegen den peinigenden Durst half jedoch auch der beste Turban nicht.
„So!“, stellte er für sich fest. „Hier liege ich, hier sterbe ich. Basta!“
„Mach keinen Mist, Alter!“, ermahnte ihn Ben, dem es allerdings auch nicht nennenswert besser erging. „Der Fluss muss jeden Moment vor unseren Augen auftauchen.“
„Jaja, als Fata Morgana“, flüsterte Charly und schloss die Augen. „Lasst mich einfach hier sterben und denkt dann und wann schon mal ganz lieb an mich. Auf meinem Grabstein soll stehen So jung, so schön und doch schon dahin, Amen!“
Lisa, die wie ein Roboter mit schwachen Batterien noch ein Stück weiter gegangen war, nahm ihnen derweil auch noch die letzte Hoffnung.
„Ich hab den Fluss gefunden!“, rief sie ohne jedwede Euphorie und ließ sich unweit der anderen ebenfalls in den verfluchten Sand fallen. Warum auch nicht?
Rippenbiest, Nessy und Yoghi folgten ihr und blickten in die gleiche Richtung. Da war es endlich, das Flussbett, das einst - vor wenigen Stunden noch - den Hufeisenfluss beherbergt hatte. Aber nun handelte es sich nur noch um einen trockenen und ausgemergelten Graben, bar jedweder Feuchtigkeit. Halb zugeschüttet von Sand, Sand, Sand. Die letzte Hoffnung entfleuchte, so dass sich auch die letzten der geplagten Wanderer resigniert in den Sand fallen ließen. Und wer nicht glaubte, auch Katzen könnten enttäuschte Gesichter machen, der wurde hier und jetzt eines Besseren belehrt. Sie setzten sich zu ihren Menschen und warteten wie diese auf ihr nahendes Ende.
„Wie viel Wasser ist noch da?“, fragte Ben nach einer Weile.
„Was meinst du? Im Fluss oder in unseren Flaschen?“
„Scherzkeks“, ermahnte er Charly lustlos.
Sie holten noch eine volle und eine halbvolle Feldflasche aus den Rucksäcken hervor. Doch kein Grund zur Begeisterung. Denn die Flaschen waren klein und sie zu sechst. Noch dazu die ebenso durstigen Stuben-, Verzeihung, seit heute Wüstentiger.
„Also? Sollen wir alles gleich versaufen oder das Ende noch länger rauszögern?“, wollte der Wirt von den anderen wissen.
„Herr Wirt. Schenken sie ein“, spottete Nessy.
Also öffnete Yoghi die erste Flasche und reichte sie rund. Lange konnte es nicht mehr dauern, dann war kein Wasser mehr da, und den Sechsen würde es tatsächlich so ergehen, wie dem bedauernswerten Reh. Und
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