Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)
Rippenbiest sogar.
„Meister Athrawon hat uns extra aufgetragen, höflich zu euch zu sein“, tat Charly schließlich kund.
„Papperlapapp!“, entschied der greise Weltenschöpfer. „Der alte Athrawon ist zwar ein begnadeter Wissenschaftler und ein guter Freund von mir, aber auch ein Schwätzer. Warum solltet ihr besonders höflich mir gegenüber sein? Bin ich etwa eine klapprige Uroma, die vom Stuhl fällt, wenn man Du zu ihr sagt?“
„Eigentlich nicht“, gab Ben zu.
„Na also. Und ein Gott bin ich auch nicht. Was ist eigentlich ein Gott? Weiß doch keiner. Also lasst das ganze Drumherum stecken und betrachtet euch als meine Freunde.“
„Guter Mann!“, stellte Yoghi fest.
„Wow!“, brachte es Nessy auf den Punkt. „Wir sind die Freunde des Unsterblichen. Das glaubt uns kein Mensch, wette ich!“
„Dann haben wir unser Ziel also erreicht“, meinte Ben mehr zu sich selbst, als zu seinem Gegenüber.
Die Auserwählten und Yoghi scharten sich neugierig um den Stein und dessen Besitzer. Oder heißt das Besetzer, wenn wer draufsitzt?
„Ihr seid aber ein netter Verein“, meinte der Alte. „Seid ihr etwa auf einer Kaffeefahrt?“
„Nein, nein!“, widersprach Ben und grinste. „Wir haben Sie ... ich meine, wir haben dich gesucht. Wenn du wüsstest, wie lange schon. Es kommt mir vor, als wären es Jahre gewesen. Durch die Kornblumenwiese, am Orakel vorbei, in die Kasathenstadt, bei den Tranjans, über das Meer der sprechenden Fische, durch das ganze Zentrum, das alte Land, in den Wald der Poltans, die Wüste der Sandmenschen, das Haus der Zeit und durch das Land hinter dem Meer. All das und noch mehr, bis wir nun endlich hier sind.“
„So weit seid ihr gegangen?“
„Oh, ja. Unsterblicher.“
„Da seid ihr aber einen Umweg gegangen, Freunde.“
„Wirklich, warum?“
„Ihr hättet hinter dem Orakel einfach nach links gehen sollen, statt nach rechts. Dann wären es nur 500 Meter bis zu mir gewesen.“
„Das kann nicht sein!“, rief Ben ungläubig.
„Nein, nein, war nur ein Scherz. Euer Weg war der genau Richtige!“
„Na Gott sei Dank!“, jammerte Charly und dachte an die Blasen an seinen Füßen.
Bens Atmung setzte wieder ein, und er stellte seine Begleiter und sich selbst der Reihe nach vor.
„Freut mich“, sagte der Greis. „Ich habe leider keinen Namen. Oder alle Namen dieser Welt. Nennt mich halt, wie ihr wollt.“
„Ich denke, ich bleibe bei Unsterblicher, wenn ich darf“, meinte Ben, dem ohnehin kein besserer Name einfiel für den Mann mit dem dichten weißen Haarschopf und dem ebenso weißen, meterlangen Rauschebart, welcher sich über den runden Stein hinunter bis auf den Boden schlängelte.
Der Unsterbliche war ein hagerer, etwa einssechzig großer Bursche mit verschlissenem roten Pullover und einer alten grauen Stoffhose. Er trug verblichene, ehemals schwarze Lederschuhe. Im Schneidersitz hockte er auf dem kugelrunden, unscheinbar grauen Stein und lächelte vor sich hin.
„Weißt du, aus welchem Grund wir hier sind, Unsterblicher?“, wollte Nessy wissen.
„Selbstverständlich, Mädchen. Mein alter Freund Athrawon hat mich lustigerweise in seine Praxisaufgabe zur Hüterauswahl eingebunden. Ich bin sozusagen die vorletzte Etappe auf eurem Weg.“
„Und war die andere Gruppe auch schon hier?“ Nessy ahnte Fürchterliches.
„Oja, Mädchen. Die waren schon vor ein paar Tagen hier. Hatten alle Aufgaben bewältigt und sind dann von hier aus weitergezogen zum letzten Punkt auf Athrawons Karte.“
„Och nö!“, maulte Nessy. „Dann haben die so gut wie gewonnen!“
„Das ist nicht gesagt“, erwiderte der Unsterbliche. „Auch ihr habt noch genügend Zeit für die letzte Etappe.“
„Echt?“, hakte Ben nach. „Leider haben wir zeitlich völlig die Orientierung verloren. Wieviel Zeit bleibt uns denn noch bis zum 1. Januar?“
„Nun, wenn mich mein Verstand nicht plötzlich verlassen hat, dann sollte heute der 29. Dezember sein. Also bleiben euch noch drei Tage. Das ist ohne Probleme zu schaffen.“
„Jaaah!“, jubelte Charly, und die Auserwählten klopften sich gegenseitig auf die Schultern oder umarmten sich. Trotz aller Hindernisse und Verzögerungen der letzten Wochen waren sie immer noch im Rennen.
„Also auch noch Zeit genug für ein kleines Schwätzchen, bevor ich euch das letzte Rätsel präsentiere.“
„Ich hoffe, kein blödes Gedicht“, moserte Nessy.
„Aber nein. Keine Sorge. Nur ein kleines Gedankenspiel. Aber dazu später.
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