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Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)

Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition)

Titel: Der Dämon, die Zeitmaschine und die Auserwählten (Zehn Namen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz-Josef Dohmen
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ein und tippte in die Mitte des Blattes:
     
    Kapitel 26
     
    Das Duell
     
    U nd der junge Schriftsteller behielt Recht. Zwar gab es auf dem Weg zum Unsterblichen keinerlei befestigte Straße, aber der Trampelpfad reichte völlig aus, um den Wald sicher zu durchqueren. Dem ein oder anderen vorwitzigen Strauch konnten sie ohne Probleme ausweichen. Und als sie den Wald endgültig verlassen hatten, konnte Nessy sogar in den vierten Gang schalten. Denn die Vegetation war hier – genau wie die eben noch schillernde Tiervielfalt – nahezu verschwunden und einer Art Steppe gewichen. Der trockene Erdboden aus dunklem sandigen Untergrund beherbergte lediglich spärlich vorhandenes, von der Sonne verbranntes Gras. Unmerklich rückten die wundervoll schimmernden Bunten Berge am Horizont näher und näher.
    „War eine ulkige Type, der Schreiberling, was Boys?“, meinte der Wirt, der seine Kopfschmerzen inzwischen endgültig überwunden hatte. Selber schuld, hatte Lisa ihn gescholten.
    „Ulkig – ja. Und geheimnisvoll“, sagte Ben nachdenklich. „Ich hab kaum ein Wort kapiert von dem, was er so erzählt hat. Irgendwas Besonderes muss wohl an seinem Buch sein.“
    „Ein Märchen sei es, hat er gesagt“, erinnerte sich sein Kumpel Charly, der nun schon wieder im Proviantbeutel nach Beute suchte.
    „Ja, aber mehr wollte er uns nicht erzählen.“
    „Genauso seltsam, wie sein Spruch Wer sollte das wissen, wenn nicht ich oder so ähnlich“, meinte Charly. „Aber Hauptsache, wir haben von ihm was zu essen und, noch wichtiger, was zu trinken gekriegt, oder?“
    „Also ich fand ihn irgendwie lieb“, bemerkte Lisa.
    „Werd bloß nicht eifersüchtig“, flüsterte Rippenbiest Charly zu.
    „Noch ein Wort, und ich reiß die die Hörner ab!“, grummelte der dicke Junge.
     
    Sie waren seit beinahe zwanzig Nichtsstunden unterwegs. Immer noch durch das gleiche holprige Gelände. Über totes braunes Gras und braunen sandigen Boden. Und wenn das vierfarbige Gebirge an den Tagen zuvor keinen Zentimeter hatte näher rücken wollen, dann tat es das jetzt ganz enorm schnell. Als wären hier die Relationen verschoben. Die Entfernungen hatten offensichtlich jedwede Kontinuität verloren. Aber wen wunderte das schon, hier im Nichts? Allerdings waren sie mit dem Wagen auch um einiges flotter unterwegs als Tage zuvor noch zu Fuß. Inzwischen hatte der alte VW eine dicke Staubschicht angesetzt. Aber tapfer näherte er sich den Bergen, die nun zum Greifen nah schienen. Und nur wenig später waren sie es wirklich: Zum Greifen nah. Nessy stoppte den Wagen, und sie stiegen aus. Katzen wie Menschen, Wirte wie Tauren. Sie reckten und streckten sich nach der unbequemen Fahrt in dem engen Wagen. Viel weiter ging es mit dem Käfer nun nicht mehr, denn der Fuß des Berges befand sich nur mehr zehn Meter vor ihnen. Das größte Gebirge, das sie je gesehen hatten, erstreckte sich bis ins schier Unendliche vor ihnen in die Höhe.
    Wie kleine Kinder standen die Wanderer dem viele tausend Meter hohen Dunkelblau der Berge. Darüber das Rot, das Gelb, oder gar das helle leuchtende Grün war für sie aus dieser Perspektive kaum zu erkennen. Fasziniert starrten sie steil in die Höhe. Auf das Felsmassiv aus Farben. Beinahe wurde ihnen schon beim Hinaufsehen schwindelig. Staunendes Schweigen folgte eine Weile lang.
    „Schön, nicht war?“, hörten sie eine alte, brüchige Stimme.
    Ruckartig blickten sich alle Sechs um. Eben war da noch nichts gewesen an der Stelle, von der die Stimme kam. Dessen waren sie sich sicher. Denn den grauen runden Felsen von etwa anderthalb Metern Höhe hätten sie bei ihrer Ankunft in dieser Ebene bestimmt nicht übersehen. Genauso wenig, wie den alten Mann mit dem ellenlangen weißen Bart, der auf eben diesem Felsbrocken hockte und sie anlächelte. Ein ehrliches, offenes Lächeln.
    „Oh, verzeiht, ich wollte euch nicht erschrecken. Aber keine Sorge – ich beiße nicht. Womit denn auch? Mit meinen zwei verbliebenen Zähnen etwa?“
    „Sind Sie ... der Unsterbliche?“, fragte Ben sehr vorsichtig und näherte sich dem Greis bis auf zwei Meter.
    „Sagt nicht Sie zu mir, sonst komm ich mir so alt vor“, sagte der Mann auf dem Stein und lachte trocken. „Aber du hast wohl recht. Ich bin der, den man den Unsterblichen nennt.“
    „Aber wir können so einen ehrenwerten Herrn doch nicht einfach duzen“, machte Lisa klar und schüttelte verständnislos den Kopf.
    „Ihr seid in unseren Legenden so etwas wie ein Gott“, meinte

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